2006/07/29

Kachanaburi (29.7.2006)


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Kanachaburi ist vor allem fuer eines beruehmt: die beruehmte Bruecke am Kwai. Wir jedoch machten den kurzen Abstecher nach Westen, um ein bisschen tropischen Regenwald und vor allem einen unglaublich schoenen Wasserfall zu besuchen: die Erawan-Falls.
Wir kamen in einem wirklich idyllischen, schon vorher reservierten Guesthouse mitten in dem kleinen Staedtchen unter. Unsere Huetten waren auf Stelzen ueber den Auslaeufern des Flusses gebaut und von wildem, tropischem Gruen umwachsen – so langsam sollte die Familie auf den Tropentraum vorbereitet werden.
Am Abend gingen wir in einem nahe liegenden Restaurant essen und warteten gespannt auf den Nachtisch, der im Lonely Planet als “best pancake in Thailand” angepriesen wurde. Leider bestand dieser aus einem seltsamen Fertigteig aus dem Kuehlregel und war alles andere als “best”, aber das Essen schmeckte mal wieder ausgezeichnet!
Am naechsten Morgen mieteten wir uns wieder ein Sammeltaxi und fuhren mit alle Mann die einstuendige Strecke durch die Waelder zum Erawan-Wasserfall. Daniel und ich hatten in Laos und Vietnam schon einige unglaubliche Wasserfaelle gesehen, aber dieser hier war fast noch schoener! Wir hatten wirklich Glueck, ausserhalb der Saisom dort anzukommen, so dass wir den Wald, den man zunaechst fuer ca. 20 min durchqueren musste, fast ganz fuer uns hatten! An einem wunderschoenen Flusslauf stiegen wir dann langsam den Huegel zum ersten Pool des Wasserfalls hinauf. Schon auf dem Weg sprang Simon als erster in das kalte Wasser. Der gesamte Fall ergiesst sich auf insgesamt sieben Ebenen in teilweise recht tiefe und grosse, natuerliche Becken, die einladend tuerkis leuchten – die blaue Lagune, nur real! Nach und nach sprangen wir alle ins Wasser und kletterten auf die Felsen unterhalb des dichten Wasserfalls. Leider fuehlten sich die riesengrossen Fische dort anscheinend ein wenig gestoert: immer wieder bissen sie einem in die Fuesse, was zum Teil wirklich unangenehm war. Da der einzig vernuenftige Ausgang aus dem Becken durch den groessetn Fischschwarm fuehrte, musste man sich schon manchmal ziemlich wehren und wild strampekn, damit sie sich nicht an einen heran trauten. Von der ersten Ebene stiegen wir danach weiter hoch bis wir an einen Pool kamen, wo das nach unten stuerzende Wasser sich seinen Weg ueber eine natuerliche Rutschbahn aus Stein gesucht hatte. Hier war der Fels so glatt ausgewaschen, dass man ohne Probleme hinunterrutschen konnte. Martina blieb mit Simon dort, waehrend wir anderen den anstrengenden Weg weiter nach oben auf uns nahmen. Inzwischen wurde der Weg immer schwerer begehbar und bald mussten wir richtig klettern, um vrwaerts zu kommen, aber am Ende wurden wir wirklich belohnt. Ueber ausgespuehltes, glattes, gelbes Gestein schoss das Wasser hier aus einer Hoehe von ca. 70-80m in die Tiefe. Ausser uns war so gut wie niemand dort und so wirkte es sehr paradiesisch! Da es gerade erst zu Beginn der Regenzeit war und der Fall noch nicht soviel Wasser fuehrte, war es moeglich, auf den ueberflutetenFelsen herum- und hoch zu klettern. Dort entstanden die schoenen Gruppenfotos!
Leider hatten wir ein bisschen die Zeit vergessen und mussten uns tierisch beeilen, um wieder nach unten zu kommen bevor der Park schloss! Langsam wurde es auch schon ein bisschen daemmerig, was den Abstieg nicht unbedingt viel einfacher machte. Die arme Jule musste fast dennganzen Weg ohne Schuhe zuruecklegen, da ihr Flipflop die Tour leider nicht ueberlebte – auch wir anderen erlitten ein para Schrammen , hatten wir doch alle nicht die richtigen Schuhe an... Also, Tip an alle Reisenden: Erawan Falls nur mit Turnschuhen, auch, wenn es heiss ist! Die Fahrt und die Muehe, bis ganz nach oben zu klettern, ist es auf alle Faelle wert!

Hannah

2006/07/27

Ayuthaya II (27.7.2006)


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Nach nur eineinhalb Stunden Fahrt waren wir schon in dem kleinen Staedtchen Ayutthaya, wo wir am Bahnhof all unser Gepaeck in ein Sammeltaxi (Moped + Ladeflaeche = Minipickup) hieften. In einer kleinen Bungalow-Pension am Rande der Stadt kamen wir unter.
Abends gingen wir auf dem obligatorischen Nightmarket essen.
Am naechsten Morgen sollte es dann losgehen zu den kulturellen Hoehepunkten der Stadt. Nach dem Fruehstueck fuhren wir alle zusammen wieder mit dem gleichen Taxi los, um die zahlreichen Tempel zu besichtigen. Einige davon waren noch immer in Betrieb und fuer die Familie war es mit Sicherheit spannend, einmal das echte buddhistische Geschehen kennenzulernen.
An diesem Tag sind wirklich schoene Bilder an den Tempeln entstanden, aber der eigentliche Hoehepunkt war etwas anderes: mit dem Taxi fuhren wir zum zentralen Historikpark, wo wir alle zusammen einen sehr touristischen, aber dennoch witzigen Elefantenritt unternahmen. Am Abend besuchten wir dann die Elefantenfarm, die wir schon zu Beginn unserer SO-Asien-Tour besichtigt hatten. Noch immer hatten sie diese unglaublich suessen Elefantenbabies. Nachdem wir zusahen, wie die Grossen im Fluss von ihren Pflegern gewaschen wurden, waren wir alle erschoepft von der langen Tour und fuhren zurueck ins Hotel.
Am naechsten Morgen fuhren wir mit dem Taxi zum Busbahnhof, von wo aus wir den Bus nach Kanachaburi nahmen.

Hannah

2006/07/25

Bangkok III (25.7.2006)


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Nach langer Zeit waren wir endlich mal wieder in Bangkok , der Stadt, aus der man einfach nie puenktlich weg kommt (s. Berichte Bangkok I und Bangkok II!). Wir beide freuten uns unheimlich uber den bevorstehenden Besuch von Daniels Familie, die uns fuer dreieinhalb Wochen in Thailand begleiten sollten. Wochen vorher hatten wir uns schon ueberlegt, was wir ihnen alles zeigen wollten und einen kleinen Plan ausgearbeitet.
Waehrend die Familie wohl schon in den letzten Reisevorbereitungen sein musste, checkten wir ins Hotel “New Siam II” ein, das – fuer uns voellig ungewohnter Luxux – uber Raeume mit Klimaanlage und ueber einen Swimmingpool verfuegte. Wir wollten die Familie ja nicht gleich zu Beginn auf ihre Uberlebenskuenste testen! 
Daniel und ich hatten schon vor unserer letzten Abreise aus Bangkok eine Menge kleiner bunter Willkommensgeschenke ausgesucht und in asiatisch kitschiges Papier verpackt und hatten nun unsere helle Freude daran, diese zu einem grossem Willkommenskorb mit pinken Luftballons und Schleifen zusammenzubasteln. Dieser Korb enthielt alle Dinge, die man in Thailand unbedingt benoetigt, angefangen bei Insekten-Repellent und einer Haengematte ueber Bikini und Kopftaschenlampe (fuer Simon) bis hin zur lebensnotwendigen Shoppingtasche (wir sind ja in Bangkok). Bewaffet mit diesem Korb (Fotos!) warteten wir am Flughafen und genossen die neidischen Blicke anderer Ankommenden. Daniel war voellig nervoes, nach so langer Zeit seine Familie in Asien begruessen zu koennen! Als sie dann endlich da waren, wurden ein para Traenchen vergossen und alle lagen sich in den Armen. Mit dem Taxi fuhren wir ueber den Highway durch die am Abend hell erleuchteten Hochhaeuser der Stadt und brachten die Family im Hotel unter.
Martina und Manfred hatten uns ebenfalls eine Menge toller Dinge mitgebracht: endlich waren wir wieder mit Gummibaerchen und Lakritz, Pumpernickel (nach 8 Monaten Weissbrot!), richtigem Kaese, deutschen Zeitungen und allen moeglichen Kosmetikartikeln versorgt! Auch meine Mutter hatte mir ein kleines Paeckchen mit allerlei Leckereien mitgeschickt. Danke!
Am naechsten Morgen testeten die “Kleinen” (wobei dies wohl am allerwenigsten auf Daniels Bruder “Thai-Dave” zutrifft – liebe Gruesse!) den Swimmingpool, waehrend wir im Hotel unser Fruehstueck zu uns nahmen.
Danach starteten wir unsere Sightseeing-Tour zum Wat Poh, wo wir den grossen liegenden Buddha besichtigten, und zum Wat Phra Keow, dem Kaiserpalast Bangkoks. Hier war besonders Martina, Daniels Mutter, die sich auch in Deutschland sehr fuer alles orientalisch-exotische interessiert, schwer begeistert.
In den naechsten Tagen wurden wir fast alle in Bangkoks Shopping-Bann gezogen und nahmen alle Einkaufsmoeglichkeiten der Stadt wahr: wir kauften Computer-Spiele, eine Playstation, Dvds, T-Shirts in allen Formen und Farben, Flipflops, Handtaschen, Hosen, Kleider und sogar ein Notebook (i-book fuer nur 600 Euro!!!) fuer Jule, Daniels Schwester. Damit nicht genug, zog die ganze Familie los auf der Suche nach einem Schneider, bei dem man sich mit den ein oder anderen massgeschneiderten Dingen eindecken wollte. Kaum hatten wir uns alle fuer einen Schneider in der Naehe unseres Hotels entschieden, ging es erst richtig los: David und Simon erhielten jeweils einen massgeschneiderten Anzug mit passenden Hemden und Kravatten, Martina entschied sich fuer einen schoenen dunkelbraunen Stoff, aus dem sie einen Hosenanzug haben wollte und fuer eine besonders tolle Jacke aus Tweed (die sah einfach toll aus!), Manfred liess sich einen langen schwarzen Wollmantel anfertigen, Jule entschloss sich nach langer Ueberlegung zu einem schicken, silbernen Seidenkleid, Daniel begnuegte sich nach seiner riesigen Shoppingtour in Vietnam mit ein para Seidenkravatten und ich liess mir aus indischer Rohseide, die ich aus Varanasi eigentlich schon nach Hause geschickt, mir aber dann von Martina wieder mitbringen lassen hatte, einen schoenen Hosenanzug machen. Nach einigen Aenderungen in Laenge und Form konnte man sagen, dass sich das allgemeine Ergebnis sehen lassen konnte (vor allem fuer den Preis!). Nur bei meiner Jacke hat irgendetwas nicht so geklappt, so dass sie sie leider verschnitten hatten. Nun musste ich mich mit einem etwas weniger extravaganten Schnitt zufrieden geben, aber dennoch war der Anzug zum Schluss echt schoen! Fuer die 5m Seide hatte ich in Indien nicht mehr als 18 Euro gezahlt und das Schneidern kostete in Thailand im Paket nur noch 13 Euro! Vielen Dank nochmal an Martina und Manfred, die mich dazu eingeladen haben!
Die fuenf Tage in Bangkok vergingen wie im Fluge und nach dem ganzen Shopping-Stress benoetigten wir dringend ein bisschen Ruhe. Also kauften wir sieben Bahntickets Richtung Norden in die alte Hauptstadt Thailands: Ayutthaya.

Hannah

2006/07/19

Angkor (19.7.2006)


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In Siam Reap lies ich mich widerwillig darauf ein, dass wir uns direkt am erstbesten Guesthouse am Ortsrand einzuchecken: Hannah war meist weniger motiviert, DAS beste Budget-Hotel der Stadt auszukundschaften. Wir stellen wohl die beiden typischen Varianten der Lonely-Planet-Backpacker-Beschreibung dar: es gibt den faulen "Backpackdropper" (Hannah), der im Regelfall einfach das erste Guesthouse nimmt und schnell seine Rucksack loswerden will und es gibt den entschlossenen Roomsearcher (Daniel), der solange durch die Stadt rennt bis er das schoenste Guesthouse mit dem niedrigsten Preis erkundschaftet hat - auch wenn es nur um 2 oder 3 Naechte geht! Wie man doch den Klischees entspricht! ;) Jedenfalls war das Guesthouse schon soweit in Ordnung, und ich handelte auch einen Discount und kostenlose Fahrraeder aus - alles in Butter.

Man faehrt nach Siam Reap wegen der Angkor-Ruinen. Diese stammen aus dem 9. bis 15. Jahrhundert. Zu dieser Zeit wurde Suedostasien (bis Myanamar und Sued-China!) von dem einzigen grossen buddhistischen Koenigsstaat der Geschichte - eben der Angkor-Dynastie - aus Angkor hier im kambodschanischen Dschungel regiert. Angkor hatte zur Bluetezeit vermutlich mehr als eine Million Einwohner - und das im Mittelalter! Als das Reich zerfiel (uebrigens "dank" der Thais der Ayutthaya-Period) wurde Angkor entvoelkert. Die Stadt wurde vom Dschungel ueberwuchert und nur die Steintempel (gewoehnlich Haueser durften nur aus Holz gebaut werden) blieben erhalten. Im 19. Jahrhundert entdeckte eine franzoesische Expiditon, die eigentlich nach Laos gehen sollte die Ruinen wieder (die Khmer wusste natuerlich die ganze Zeit, dass es Angkor gab - aber es war nicht im europaeischen Bewusstsein vorhanden). Seither wurden die Tempel mehr oder weniger restauriert: Angkor Wat, der Haupttempel ist sehr umfangreich renoviert, waehrend andere noch mehr oder minder komplett im "Wiederentdeckungszustand" sind (mit riesen Wuergefeigen ueber den Ruinen).

Am naechsten Morgen fuhren wir frueh in die, uebrigens ganz schoene, Stadt Siam Reap um unsere Ankor-Tour zu starten. Allerdings war das schon eine gute Strecke... und so liesen wir uns darauf ein, fuer meinen best-price von "6 Dollar plus one shop" mit einem TukTuk zu fahren. Die Sache mit dem Shop ist dabei so gemeint: Der Fahrer liefert uns fuer (minimal 5 Minuten) in einem Souvenir-Shop ab und kassiert Kommission. Pro Tourist in Siam Reap sind das ueblicherweise 2 Dollar, wie er uns grinsend (immer wieder gerne) verriet. Klassische Win-Win-Situation also - und der Deal war geritzt. So macht das mit der Kommission dann auch Spass! Der Laden war uebrigens ein riesiger, voellig ueberteuerter Laden mit geschmacklosen Souvenirs und einer Art duty-free-Angebot... mit duty natuerlich.

Ankor ist nicht eine klassische Sehenswuerdigkeit mit einem Eingang: vielmehr bezeichnet Ankor die ganzen ehemaligen Ruinen der Stadt, die weit verteilt sind. Die kleinste Runde sind immer noch 20 Kilometer. Der Eintritt wird eher halbherzig an den jeweiligen Haupteigaengen der groessten Tempel kontrolliert. Ein Tagespass kostet immerhin 20 Dollar, nicht gerade ein Schnaeppchen. Wir fuhren direkt am Anfang zum Haupttempel Ankor Wat. Ankor Wat ist der groesste Tempelkomplex der Welt - und ein definitives must-see. Hannah war begeistert und erklaerte mir einiges zu Khmer-Kunst der Angkor-Phase. Wir kletterten auf den hoechsten zugaenglichen Punkt und schossen ein Menge Bilder von der Dschungel-mit-Tempelanlage-Umgebung. Als naechstes steuerten wir den Bayon an, der besonders fuer die riesigen Steingesicher (Fotos) bekannt ist. An dieser Stelle fing es urploetzlich stuermisch zu regenen an - eine gute Idee, nicht mit dem Fahrrad gefahren zu sein. Stattdessen legten wir ein dezentes Mittagessen ein. Der Regen war ebenso ploetzlich wieder vorbei und wir konnten unsere Runde fortsetzen. Hannah fand vorallem den etwas abgelegenen Tempel Banteay Kdei (?), waehrend ich mich vorallem (obwohl schonmal gesehem) die riesigen Baumwurzeln in Ta Phrom faszinierten... in letzterem wurde wohl der Film "Tomb Raider" gedreht (habe ich aber nicht gesehen). Am Abend waren wir erschoepft - aber hatten eine Menge gesehen und fotografiert. Insgesamt ist sicherlich Angkor eines DER Traumziele in Suedostasien - nicht verpassen! (Fotos!)

Wir nahmen der Einfachheit halber einen Bus direkt bis Bangkok, trotz extrem frueher Abfahrt - und dann ewig-langer Wartezeit an der Grenze auf den Thai-Anschluss-Bus... (man kann ab der Grenze auch die Bahn oder einen billigeren "goverment bus" nehmen, aber...). Nach der langen Zeit "im Ausland" war es auf jeden Fall irgenwie schoen wieder "zuhause" in Thailand zu sein. Keine Dollar mehr, keine "special tourist prices" und immer ein SevenEleven an der Ecke, wenn man eines braucht! ;)

Daniel

2006/07/17

Phnom Penh (17.7.2006)


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An der kambodschanischen Grenze wurden wir mit unglaublich breitem Laecheln begruesst! Ueberhaupt schien die gesamte Stimmung mit der vietnamesisch-kambodschanischen Grenze ploetzlich ganz anders.
Mit einem aeusserst holprigen Bus (alles klapperte, die Sitze hatten wohl auch schon mehrere Kriege ueberlebt und teilweise gab es keine Fenster, geschweige denn Klimaanlage) fuhren wir zuegig durch Felder und Doerfer Ost-Kambodschas. Die Bevoelkerung ist sehr, sehr arm und voe allem in den vom Tourismus bisher nicht erreichten Staedtchen oder Doerfern sahen die Menschen teilweise richtig schlimm aus: viele Menschen waren wirklich nur in durchloecherten Lumpen bekleidet, ueberall rannten kleine Strassenkinder umher, die versuchten, sich die Aufmerksamkeit der Reisenden in den haltenden Bussen zu erkaempfen. Bevor wir weiterfuhren, kauften wir ein paar Baguettes mit Schmierkaese – auch hier ein Relikt der franzoesischen Kolonialzeit.
In Phnom Phen wurden wir an einem Guesthouse mitten in der Stadt raus gelassen. Daniel hatte aber schon von einem See am Rande der Stadt gehoert, an dem man preiswert unterkommen konnte. Also taten wir uns mit ein paar englischen Maedels aus dem Bus zusammen und teilten uns eine Motorrikscha, die sehr unter vier Personen und unserem ueberdimensionalem Gepaeck litt (die Schuehe und Anzuege aus Vietnam), zum See, wo wir in einem typischen Longhouse (aneinander gereihte, einstoeckige Baracken, die an einem langen Flur ein langes Gebaeude bilden) ein billiges und auch nicht besonders ansprechendes Zimmer fanden. Das schoene an diesem Ort war die riesige Terrasse, die nach hinten hinaus auf Pfloecken ueber dem See gebaut war. Wenn auch der eigentliche Ort nicht wirklich schoen war – bei dem See handelte es sich eigentlich um eine Art Slum, der nur aus Wellblechhuetten und aus Platzmangel eben auf Stelzen in den See gebaut wurde – so hatte man hier zumindest Ruhe vor der hektischen Stadt. Hier gab es alles, was das Backpackerherz begehrt: Pfannkuchen, Bier und einen riesigen Fernseher mit DVD-Player!
Am naechsten Tag fuhren wir zu dritt auf einem Moped zum grauenhaften “Prison 21”, das in der Zeit des schrecklichen Pol Pot-Regimes die Intellektuellen des Landes gefangen hielt. Heute ist dieser Ort des Grauens ein Museum, an dem die Bilder vieler Opfer, ihre Folter und die unglaublichen Geschehnisse jener Zeit dokumentiert wurden. In Deutschland hatten wir uns zu diesem Thema schon schlau gemacht, nachdem wir den Film “Killing Fields” gesehen hatten. Jeder, der ueber diese Thema noch nicht so genau Bescheid weiss, sollte sich diesen Film unbedingt anschauen! Kambodsch war vor dem Einmarsch der roten Khmer einmal das reichste Land SO-Asiens gewesen, doch heute ist davon nichts mehr uebrig. Die Wirtschaft des Landes ist kaum existent, die Intellektuellen wurden damals wortwoertlich ausgerottet (die Roten Khmer wollten einen Bauernstaat schaffen) und bis heute merkt man, dass sich der Saat davon weder politisch noch menschlich kaum erholen konnte.
Deshalb fand ich es erstaunlich, welch gute Laune die Kambodschaner faehig waren zu verbreiten. Noch nie habe ich Menschen so oft lachen sehen und bis auf einige wenige Ausnahmen waren die Menschen unheimlich freundlich und bemueht.
Um unsere Laune wieder ein bisschen aufzuhellen, besichtigten wir danach die wunderschoene Silberpagoda (Wat Phnom) und den Koenigspalast, die eine riesige Tempelanlage und das Nationalmuseum mit den wichtigsten Originalstatuen der Tempelanlagen von Angkor beherbergt. Obwohl die Roten Khmer mehr als 40% aller Kulturgüter zerstört haben, ist das Nationalmuseum immer noch reich an Khmer Kunst und Kultur.
Leider hatte ich mal wieder nicht die entsprechende Tempelkleidung an – ein aermelloses T-shirt zeigt zuviel Schulter – und so musste ich mir bei 40 Grad ein dickes Baumwollhemd ueberziehen. Naja, selbst Schuld!
Danach goennten wir uns auf dem Parkplatz ein para gebratene Nudeln an einer der zahlreichen Garkuechen und setzten uns zusammen mit unserem Fahrer auf den ausgelegten Bastmatten nieder. Wie sich herausstellte, ging es ihm gar nicht gut. Er hatte Fieber und fuhr uns trotzdem fuer 3 Dollar den ganzen Tag durch die Gegend. Nachdem wir in einem Supermarkt noch schnell ein para Dinge fuer die Weiterreise nach Angkor gekauft hatten, machten wir uns dann auch schnell auf den Weg zurueck zum Guesthouse, wo wir ihn ein bisschen mit deutscher Medizin versorgten und ihn zum Schlafengehen schickten.
Am naechsten Tag packten wir unseren Kram zusammen und zogen mit unseren Hinkelsteinen von Gepaeck zu unserer Busagentur, von wo aus man uns mit einem Moped zum Bus bringen sollte. Da Daniels Rucksack so schwer war, hatte der Fahrer alle Muehe, geradeaus zu fahren. Nach langem Hin und Her ist er die Strecke dann viermal gefahren: zwei mal mit je einem Rucksack, zweimal mit uns.
Wieder einmal nahmen wir uns vor, nichts mehr zu kaufen und nur noch mit kleinem Gepaeck zu reisen...wir werden sehen!
Eine sechs-stuendige Fahrt sollte uns ueber die holprige Starsse nach Siem Reap bringen, von wo aus wir Angkor besichtigen wollten.

Hannah

2006/07/15

Saigon (15.7.2006)


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Von Hoi An nahmen wir den Bus weiter Richtung Sueden. Da wir einige Tage spaeter schon in Bangkok sein mussten, um dort Daniels Familie am Flughafen abzuholen, wollten wir den Rest unserer Tour auf die Highlights beschraenken und duesten auf direktem Wege nach Saigon. Saigon ist in erster Linie gross und laut. Noch nie in meinem Leben habe ich dermassen viele Motorraeder auf einem Haufen gesehen (vielleicht in Hanoi). Ganze Familien und ganze Ladeneinrichtungen werden auf diese Art und Weise durch die Stadt gekarrt.
Im Bus hatten wir ein Paaerchen aus Holland kennengelernt und waehrend die Jungs auf Unterkunftssuche gingen, sassen wir Maedels bei Pfannkuchen in einer der unendlichen Bars der Stadt. In einer kleinen Familienpension kamen wir schliesslich unter.
Am naechsten Tag entfuehrte mich Daniel in ein deutsches Restaurant mit dem klangvollem Namen “Bayrischer Hof”, wo wir Leberkaes mit Rotkohl und Sauerbraten mit Kartoffeln assen – nicht, dass wir solche Dinge zu Hause kochen wuerden, aber wenn die Heimat so fern ist, sind einem manchmal die seltsamsten Dinge ploetzlich sehr nahe... Gestaerkt machten wir eine Tour durch Saigons Innenstadt und besichtigten das Nationalmuseum der Stadt. Die gesamten Ausstellungsstuecke bestanden aus amerikanischen Bombern, abgestuerzten Flugzeugen, Obervationshubschraubern, Darstellungen der leidenden vietnamesischen Bevoelkerung und anderen Relikten des Vietnamkrieges. Es war ziemlich schrecklich und waehrend Daniel sich mit aller Konzentration die immer wiederkehrenden Bilder der Opfer anschaute und die dazugehoerigen Berichte las, zog ich es bald vor, draussen eine Cola zu trinken und zu warten.
Am naechsten Morgen sollte es auch schon mit dem Bus weitergehen ueber die kambodschanische Grenze. Wie war es anders zu erwarten: der Minibus war voellig ueberbucht und so sollten sich immer vier bis fuenf Leute auf drei Plaetze draengen – auf einer zweineinhalb stuendigen Fahrt. Die Leute protestierten und wollten einen anderen Bus oder ihr Geld zurueck. Der Anbieter bot uns nach langem Hin und Her an, einfach in Saigon bleiben zu koennen – sehr professionell! Da aber alle einen Anschluss in Kambodscha kriegen mussten, wollte natuerlich niemand auf seinen Sitzplatz verzichten. Wir stiegen alle aus und der Veranstalter versprach uns einen neuen Bus. Nach 2 Stunden Warterei verkuendete man uns, wir sollten einsteigen, man fuehre uns zu einem groesseren Bus. Nach 20 Minuten war klar, dass man uns einfach nur ungeduldig machen wollte, so dass wir uns mit dem kleinen Bus arrangierten. Es hatte nie einen anderen Bus gegeben! Mit einem derartigen Abschied wurde dieses Land mal wieder allen bestehenden Klischees gerecht und mir fiel der Abschied keineswegs schwer!

Hannah

Kambodscha

2006/07/13

Hoi An (13.7.2006)


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Voellig muede – wir hatten beide im Bus nicht besonders viel schlafen koennen – kamen wir morgens in der bekannten Schneiderstadt Hoi An an. Kaum vom Bus ausgespuckt, wurden wir wie gewohnt mit Hotelangeboten ueberschuettet. Hoi An war einmal als Touristenort so beliebt gewesen, dass ploetzlich viel zu viele Hotels gleichzeitig aus dem Boden gestampft wurden. Die Preise gingen schnell in den Keller und die meisten Hoteliers versuchten, sich durch Zusatzangebote wie z.B. Swimmingpool, Fruehstuecksbuffet oder kostenlosem Fahrradverleih von der Masse der Konkurrenz abzuheben – fuer den gleichen Preis. So kam es, dass wir bereits bei der ersten Besichtigung eines Hotels mehr geboten bekamen als wir uns je erhofft hatten. Und nach der letzten Hotelerfahrung (als wir mitten in der Pampa in ein Stundenhotel eincheckten – s. Bericht zu Tam Coc!) waren wir ueber jedes saubere Handtuch und jedes geputzte Bad mehr als gluecklich. Fuer 10 Dollar (ca. 7 Euro) hatten wir ein super-schoen eingerichtetes Zimmer mit Klimaanlage, Minibar, Fernseher, Bad mit Badewanne, Kleiderschrank mit Bademaenteln, Regencapes und Schirmen, Schminktisch, Swimmingpool, kostenlosen Fahrraedern und echt gutem Fruehstuecksbuffet mit Nonstop-Banana-Pancakes (ja, noch mehr Pancakes!)! Noch Fragen?
Hoi An zeichnet sich neben seiner suessen vietnamesischen Architektur in Form von wunderschoenen alten Holzhaeusern mit vielen bunten Lampinions an den Hausfronten besonders durch das riesige Angebot seiner hunderten von Schneiderlaeden und Schuhmachern aus. Die ganze Zeit habe ich nur an meine Maedels in Bonn und Koeln denken muessen – sie haetten es geliebt! Ihr koennt Euch nicht vorstelen, wie billig hier die massgeschneiderten Sachen aus den schoensten Stoffen waren! Und diese Schneider waren tatsaechlich in der Lage, alles anzufertigen, was man sich vorstellte und faehig war zu erklaeren. In den Geschaeften lagen die neuesten Kataloge der beruehmtesten Modedesigner und man konnte froehlich zwischen Gucci-Kleid und Armani-Anzug waehlen, die dann einfach nach Darstellung kopiert wurden. Benommen rannte ich durch die Strassen und ueberlegte hin und her, wo ich noch ein paar Scheinchen locker machen koennte. Eigentlich erlaubte unser Budget keine grossen Ausschweife, aber da wir beide in naechster Zukunft, wenn wir in Deutschland wieder Geld verdienen muessten, mit einem Anzugtraeger-Job rechneten (das war die beste Ausrede, die uns in den Sinn kam), gaben wir uns der Auswahl der Schnitte und Stoffe hin. Daniel hat sich nach und nach 4 komplette Montouren mit Jackett, Hose und Hemd aus Kashmir, Seide und Baumwolle (je zw. 30 und 45 Euro) machen lassen (plus zuvor schon einen in Thailand!), dazu hat er sich die jeweils passenden Schuhe ausgesucht und mir alles zusammen am letzten Abend im Hotel in einer kleinen Modenschau vorgefuehrt – nicht schlecht, Herr Schlagwein wird erwachsen! 
Ich bin natuerlich auch nicht zu kurz gekommen: neben zwei Sommerkleidern (6-7 Euro), einem Ballonrock mit passendem Top (15 Euro), einem Hosenanzug mit passendem Rock aus Kashmir (ca. 45 Euro) habe ich mir zwei paar Lederstiefel (ca. 24 Euro) und zwei paar Sommerschuhe (ca. 8-9 Euro) aus Leder machen lassen. Fuer alle Hoi An-Reisenden: in dieser Stadt muss man hoellisch aufpassen und immer gut handleln! Wir haben uns stundenlang Stoffe angeguckt, verglichen, gehandelt und sind immer wieder aus den Laeden gegangen bis das Angebot und der Preis stimmte. Bei den meisten Schneidern kann man davon ausgehen, dass sie beim Preis mit dem Doppelten des eigentlichen Wertes anfangen, bei den Schuhgeschaeften kann man bis zu einem Viertel des Preises verhandeln. Ich empfehle, sich die bereits angefertigten Anzuege fuer andere Kunden oder die Stuecke in der Auslage anzuschauen – die Qualitaet ist sehr unterschiedlich (sind die Naehte gerade, ist das Futter stabil,fusselt bzw. knittert der Stoff...?). Immer fragen, wieviele Anproben der Preis enthaelt und ob sie so lange korrigieren bis der Anzug sitzt! Unbedingt auch die Art des Futters klaeren – Seide oder Satin, ganz oder halb gefuettert...? Materialien immer mit einem Feuerzeug auf Polyester oder Viskose testen – Seide und Kashmir sind natuerliche Stoffe und riechen beim Verbrennen nach angebrannten Haaren, nicht nach Plastik, ausserdem schrumpfen sie nicht zu einer klebrigen Masse zusammen, sondern loesen sich in weichen Russ auf. Dies ist in Asien eine normale Methode, am besten fragt man hoeflich nach einem Stueck des Stoffes und geht damit vor die Tuer, so dass man nicht gleich den ganzen Laden abfackelt. Dies sind nur ein paar Tips am Rande, am besten holt man sich vorher ein paar professionelle Tips im Netz. Ich wuerde auch immer im Hotel oder andere Reisende nach Empfehlungen oder Erfahrungen fragen.
Hoi An hat auch wunderschoene Bars und Cafes und preiswerte und gute Restaurants. Unbedingt Cai Lao (lokale Nudelsuppe mit Rind) probieren!
Alles in allem war unsere Fahrt in diese Stadt ein reiner Shopping-Trip. Dennoch gibt es natuerlich auch andere Sehenswuerdigkeiten wie zum Beispiel die alte Tempelstadt der Cham, My Son, die –Oh Gott, hier muss ich mich schnell mal ein bisschen schaemen – wir aus rein zeitlichen Gruenden zum Schluss nicht mehr sehen konnten, obwohl sie ganz oben auf unserer Liste stand! Ausserdem gibt es ungefaehr 4-5km vom Ort entfernt einen akzeptablen Strand, an dem man sich zwischendurch mal ein bisschen vom Shoppen erholen kann - wenn man es hinkriegt, die zahlreichen und aeusserst hartnaeckigen Strandverkaeuferinnen zu ignorieren.
Abends passiert dort etwas recht seltsames: unzaehlige Menschen aus dem Dorf ruecken mit Bastmatten und ganzen Garkuechen an und bauen alles um einen herum auf. Kontaktangst gibt es in Vietnam nicht und so kann es sein, dass man ploetzlich neben einem Haufen gegrillten Fisch und Massen vietnamesischer Familien aufwacht - Achtung, die vietnamesischen Maenner sind die schlimmsten Spanner! :-)

Hannah

2006/07/07

Tam Coc (7.7.2006)


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Originally uploaded by schlagwein.

Eigentlich sassen wir schon im Bus auf dem Weg nach Hoy An.
Dann aber kam alles sehr ploetzlich und ueberraschend anders.
Daniel hatte angesichts der langen Reisedauer, wir solllten etwa 20 Stunden nonstop im Bus sitzen, eine ganze Palette von Schlaftabletten besorgt. Auf diese Weise wuerde die Fahrt schnell vorueber gehen, dachten wir.
Daniel ist bei solchen Dingen nicht pingelig und hat direkt mal zwei dieser Tabletten geschluckt, waehrend ich mich ein bisschen zierte und nur eine halbe davon nahm. Nachdem wir uns einen recht bequemen Platz im Bus erkaempft hatten, schlief Daniel auch schon nach nur wenigen Minuten komatoes und liess immer wieder seinen Oberkoerper auf meinen fallen. Ich war eine ganze Zeit damit beschaeftigt, ihn in eine halbwegs stabile Schlafposition zu manoevrieren und wartete danach auf die Muedigkeit.
Nach einer weiteren halben Stunde Fahrt wurde mir auf einmal unheimlich schwindelig, weitere fuenf Minuten brachten Uebelkeit und und fiese Kopfschmerzen und nach weiteren wenigen Minuten bekam ich derartige Panikzustaende und Halluzinationen, die einfach nicht mehr zu ignorieren waren. Ich versuchte, ruhig zu bleiben und tief durchzuatmen, aber es half nichts – ich musste einfach aus diesem Bus raus oder ich wuerde durchdrehen! So etwas hatte ich noch nie erlebt und ich wusste mir nicht zu helfen als Daniel aus seinem Koma zu holen. Leichter gedacht als getan. Erst nach langer Zeit des Schuettelns und Rufens (Gott, war mir schlecht!) hisste er seinen mueden Blick auf Halbmast, der Arme, als ich versuchte, ihm zu erklaeren, was Sache war. Zunaechst verstand er aufgrund dieser bloeden Schlaftabletten ueberhaupt nichts, aber nach einiger Zeit des Erklaerens machte er dem Fahrer irgendwie verstaendlich, er moege doch am naechsten Hotel halten. Wir packten unsere sieben Sachen und standen mitten in der Nacht mitten in der Prarie an einer unbeleuchteten Strasse. Auf der gegenueberliegenden Seite der Strasse machte ein kaum leserliches Schild auf ein Hotel aufmerksam, das ebenso auch eine Autowerkstatt haette sein koennen. Als man uns die Tuer oeffnete, war die einzige Begruessung “200 000 Dong” (vietnamesische Waehrung). Daniel versuchte mit Haenden und Fuessen zu erklaeren, dass es mir nicht besonders gut ginge ( was auch ohne viel Erklaerung ziemlich deutlich war – ich hing naemlich draussen vor der Tuer ueberm Bordstein...) und dass er mich gerne sofort ins Zimmer bringen wuerde. Davon wollte die Familie jedoch nichts wissen: erst Geld, dann Zimmer! Der Preis war die reine Unverschaemtheit. Als ich den Raum betrat, fiel ich nur aufs Bett und krallte mich am Bettzeug fest – alles drehte sich – Ueberdosis der etwas anderen Art. Inzwischen war wohl klar, dass ich das Schlafmittel nicht vertragen hatte, dennoch tat es nach einer Stunde Karussellfahrt endlich das, was es eigentlich tun sollte: ich wurde muede. Daniel schaute sich im Zimmer um und fragte mich nach einiger Zeit, ob ich es nicht irgendwie seltsam faende, dass halbnackte Frauen in Reizwaesche an den Waenden hingen und direkt an unserem Bett ein 2x2m grosser Spiegel angebracht war. Ich fand diesen Raum ohnehin schon eklig genug (es roch verdaechtig ungeputzt und im Bad lagen ueberall kleine schwarze Haare auf dem Boden) und wollte ueber die naeheren Umstaende nicht weiternachdenken als ein lautes Gegroele vom Gang in unser Zimmer drang. Danach folgte ein eindeutiges Gegiggel mehrerer vietnamesischer Maedchen. Ich hatte echt genug und schlief zum Glueck bald ein.
Am naechsten Morgen wachten wir ziemlich frueh auf und packten so schnell wie moeglich unsere Sachen. Als wir im Morgenlicht unten an der “Rezeption” standen, sah ich daneben ein grosses Schild: “1h = 80.000 Dong, 2h = 160.000 Dong...”
Na schoen, zumindest hatten wir es nun schwarz auf weiss. Meine erste Nacht in einem Stundenhotel hatte ich mir allerdings immer ein bisschen anders vorgestellt.
An der Strasse hielten wir einen Bus an und fuhren zurueck zur naechsten Stadt, wo wir wieder auf unseren Open-Tour-Bus aufspringen konnten – dieses Mal ohne Schlaftabletten. In einem Hotel buchten wir zwei Plaetze und ueberlegten nun, wie wir den Tag bis zum spaeten Abend rumkriegen koennten. Der Hotelbesitzer sprach seltsamer Weise gutes Deutsch (er hatte wohl zu Zeiten des Kalten Krieges in der DDR gearbeitet) und empfahl uns eine Fahrt nach Tam Coc. Natuerlich konnte er diese Fahrt auch schnellstens organisieren. Fuer 5 Dollar fuheren wir jeweils auf dem Ruecksitz eines Motortaxis (Moped mit Fahrer) die Strasse hinunter. Keine Ahnung, was uns erwartete!
Unsere Fahrer waren richtig nette Jungs vom Dorf und froh, sich was dazu verdienen zu koennen (Durchschnittslohn in Vietnam etwa 1-2 Dollar pro Tag!).
Sie lieferten uns an einer Art Hafen ab, wo wir mit einem Boot in die Reisfelder gepaddelt wurden. Nach den ersten Biegungen des Flusses erkannten wir unglaublich schoene Felsformationen, die aus den Reisfeldern empor wuchsen. Mit einem Schlag befanden wir uns mitten in der idyllischsten Landschaft, die man sich vorstellen kann (Fotos unbedingt ansehen!). Ganz im vietnamesischen Stil trugen unsere Fahrerinnen Reishuete auf ihren Koepfen und an den Ufern sah man immer wieder die arbeitetende Bevoelkerung, die fuer tolle Fotos standhalten musste (sorry!). Leider waren die Boot-Maedels nicht mehr so freundlich, als wir ihnen keine bestickten Deckchen und Kinder-T-Shirts abkaufen wollten. Wir fuhren durch mehrere lange, dunklen Hoehlen und als wir am Ende der Tour auch keine Getraenke oder Kekse an einem im Wasser treibenden Kiosk (ein voll bepacktes Boot mit Coca Cola und Pringles – es lebe der amerikanische Traum mitten im Kommunismus!) kaufen wollten, wurden sie richtig pampig. Nunja, inzwischen waren wir Helden im Ignorieren. Unsere Jungs mit den Mopeds jedoch waren immer noch sehr freundlich und fuhren uns zu einem auf einer Anhoehe gelegenen, wunderschoen altem Tempel aus dem 17. Jh. Dort machten wir eine kleine Krakseltour auf den Berg und teilten mit einem kleinen vietnamesischen Bettelmaedchen unsere Rambutan-Fruechte.
Anschliessend fuhren wir noch eine laengere Runde uebers Land (fuer mich war die Fahrt ansich ja schon der beste Teil – kuehler Fahrtwind! ) und landeten vor einem riesigen Berg, an dem ein langer Treppenaufgang hinauffuehrte. Oben angekommen sollte man mit einem tollen Ausblick ueber das Tal und einem kleinen Tempel belohnt werden. Die Sonne hing zwar schon tief, aber immer noch waren es ueber 35 Grad im Schatten und meine Motivation endete auf gut zwei Drittel des Weges. Daniel ist bei solchen Dingen um Einiges stolzer als ich und nicht so schnell klein zu kriegen. Waehrend ich den schoenen Ausblick aus dieser Hoehe genoss und mich mit ein para Ziegen, die dort meckernd ueber die Huegel kletterten, anfreundete, stieg er bis ganz nach oben und schoss wirklich tolle Fotos, damit ich nicht ganz auf den Ausblick verzichten musste. Als er von oben meinen Namen rief, hoerte nicht nur ich ihn und unten im Tal hoerten alle Reisbauern mit dem Pfluecken auf und winkten nach oben.
Von dort fuhren wir muede und erschoepft zurueck ins Hotel, wo wir nach einem Essen und einer kalten Dusche erneut um annehmbare Plaetze im Bus kaempften. Auf nach Hoi An, der Schneiderstadt Vietnams!

Hannah

2006/07/06

Halong Bay (6.7.2006)


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Von Hanoi aus buchten wir dann trotz all unserer Abneigung gegen den vietnamesisch durchorganisierten Tourismus eine Tour ueber unser Hotel in die Halong Bucht. Mit einem Minibus fuhren wir mit einigen Maedels aus Irland, einem Typen aus den Staaten und ein para anderen Leuten die zweistuendige Strecke bis an die Kueste. Schon nach nur einer Stunde Fahrt hielten wir an einem Autobahnrestaurant, das zufaellig eine Seidenschal- und Keramikproduktion beherbergte. Niemand von uns war hungrig und bestimmt war auch niemend am Kauf ueberteuerter Souveniers interessiert, aber was sollten wir machen... Man sagte uns, es ginge nach nur zehn Minuten weiter. Als unser Bus nach einer halben Stunde noch nicht weiterfuhren wollte, setzten wir uns einfacj alle schon mal protestierend in die Hitze des Buses. Nach einer weiteren Stunde Fahrt hielten wir erneut an einem Restaurant mit Souvenierverkauf. Hier liess man uns in dem Wissen, auf einen Anschlussbus warten zu muessen. Nachdem sich alle Mitreisenden mit Getraenken und Eis eingedeckt hatten, sagte man uns, wir waeren bereits an der Kueste und muessetn nun zum Dock latschen, von dem uns ein Boot in die beruehmte Halongbucht bringen sollte. Am Pier warteten wir wieder eine gute halbe Stunde bevor es endlich los ging. Unser Boot war ordentlich herunter gekommen, es gab nur ein para stinkende Toiletten und man konnte sich nirgendwo die Haende waschen. Zunaechst weigerte sich die Crew, die Ventilatoren einzuschalten und die Hitze war unertraeglich. Als wir darauf bestanden, waren wir alle bereits an den huebschen Plastiksitzen des Bootes festgeklebt. Naja, Daniel und ich wussten eigentlich schon von Anfang an, warum wir bisher auf deratige Touren verzichtet hatten.
Dennoch liessen wir uns die gute Laune nicht verderben und genossen den Ausblick auf die vielen kleinen Felsformationen in der Halong Bucht. Dort besichtigten wir dann noch zwei riesige unterirdische Hoehlen, die aus mehreren Hallen bestanden und von Loechern, Stalaktiten und Stalaniten durchzogen waren wie ein Emmenthaler von innen. An manchen Stellen waren diese Hoehlen wohl bestimmt 40m hoch und doppelt so breit.
Als wir wieder auf dem Boot waren, machten wir nach einer weiteren Stunde Fahrt Halt, um uns von der schwuelen Hitze zu erholen und sprangen in das tuempelgruene Wasser, das zum Glueck ein bisschen Erfrischung bot. Schoen waren hier vor allem die fetten Bauchklatscher unserer uebergewichtigen irischen Mitreisenden - he. :-)
Danach ging es weiter auf eine der groesseren Inseln der Bucht, wo wir nach langer Warterei (was sonst?) zu unserem erstaunlich guten Hotel in einem ganz schrecklichen vietnamesischen Touri-Ort gefahren wurden.
Die Iren hatten vor dem Abendessen natuerlich noch schnell fuer Getraenke in Form von Bier, Wodka und Gin gesorgt und so sah alles nach einiger Zeit ja gar nicht mehr soo trostlos aus. Als wir jedoch bald darauf in einer vietnamesischen Disco standen, wo alle haendeklatschend zu Euro-Trash tanzten, mussten Daniel und ich uns leider ganz schnell mal aus dem Staub machen und die Vorzuege unseres ruhigen Hotelzimmers geniessen. Am naechsten Morgen sollten wir ja immerhin auch schon um sieben Uhr (!) aufstehen und um halb acht den Bus zurueck an den Pier nehmen. Alle standen um halb acht zur Abfahrt bereit - alle, ausser Bus und unser schraeger "Reiseleiter", der die ganze Zeit so etwas aehnliches wie Englisch redete und den niemand verstand. Zwischendurch fragte ich mal die Iren, wovon er denn die ganze Zeit rede - ihnen war noch nicht mal richtig klar, dass das Englisch sein sollte. Naja, aber sie sind ja auch erst morgens um sechs ins Hotel zurueck gekommen, da kann man so was auch noch nicht voraussetzen. :-)
Unsere Rueckfahrt war irgendwie ziemlich kurz, obwohl man uns eigentlich noch eine ricchtige Bootstour durch die Bucht versprochen hatte. Da als naechstes das Mittagsessen auf dem Programm stand, wurde uns doch allen Ernstes um halb elf morgens das Mittagsessen vor die Nase gesetzt. Niemand brachte einen Bissen runter - komisch. Danach konnten wir geschlagene eineinhalb Stunden auf den Bus warten, der auf der Rueckfahrt nach Hanoi doch tatsaechlich schon wieder Halt in einem dieser Souvenier-Restaurants machte! Da hatten wir alle echt die Schnautze voll und haben uns lauthals beschwert. Unser "Reiseleiter" konnte als echter Asiate einfach nicht verstehen, wie man mit soviel Individualismus ausgestattet sein konnte, sich gegen die im Programm vorgeschriebenen Stops aufzulehnen und fing vor lauter Verzweiflung an zu weinen!
Wir waren froh, bald wieder von dieser Tour zurueck zu sein und beschwerten uns bei unserem Hotel, wo wir alles gebucht hatten.
Insgesamt koennen wir nur immer wieder von solchen Touren abraten. In diesem Fall war sie tatsaechlich sehr preiswert, wenn man bedenkt, dass wir Uebernachtung, Verpflegung und die eigentlich Tour schon fuer 20 Dollar bekommen haben. Bei anderen Veranstaltern zahlt man bis zu 90 Dollaern fuer die gleiche Sache - unbedingt Preise vergleichen! Im Normalfall kommt man jedoch billiger und besser weg, wenn man auf eigene Tour losfaehrt - wir sind ja schon alle gross und koennen lesen und so...
Gerade in Vietnam immer aufpassen, dass man nicht zuviel zahlt oder dass man mit Sicherheit auch einen eigenen Sitzplatz in den Bussen hat! ich schreibe das wirklich nicht gerne, aber in diesem Land versuchen so viele Leute, einen abzuzocken, mit einer Dreistigkeit, die ich sonst in keinem anderen Land Asiens kennengelernt habe!
So zum Beispiel gibt es diese so genannten Open-Bus-Tickets, mit denen man fuer schon 20 Dollar in Etappen von Hanoi bis Saigon fahren kann. Dies ist definitiv ein gutes Angebot - wenn auch mit den Preisen in Thailand nicht vergleichbar - allerdings sassen wir nicht in einem Bus, der nicht voellig ueberbucht war. Immer schien da etwas schief zu gehen! Wir sind die Strecke in drei Etappen gefahren und jedes Mal haben sie kleine Plastikhocker in den Gang stellen muessen, auf denen die spaet einsteigenden Mitreisenden dann eine Strecke von 15-20 Stunden verbringen sollten! Wir hatten diesbezueglich immer noch so gerade Glueck, aber dafuer machten wir andere Erfahrungen auf der Reise nach Hoi An...

Hannah

2006/07/05

Hanoi II (5.7.2006)


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Originally uploaded by schlagwein.

Als wir in zum zweiten Mal in Hanoi waren, nahmen wir ein Hotel, das bei weitem noch luxurioeser war als das erste! Wir hatten einen riesigen, geschmackvoll eingerichteten Raum (fuer vietnamesische Verhaeltnisse) mit Minibar, Fernseher, Duschbad, Foehn, Klimaanlage, gemuetlicher Beleuchtung und zwei (???) riesigen Kingsize-Betten – das Ganze fuer nur 10 Dollar, also ca. 7 Euro die Nacht!
Natuerlich liehen wir uns einen DVD-Payer, holten uns ne Menge Leckereien aus dem Supermarkt und verbrachten einen ganzen Tag im Bett. Wenn man so lange immer nur unterwegs ist, ist so etwas wirklich Gold wert! Endlich mal wieder ein gemuetliches Bad, in dem man sich wohl fuehlt!
Die restlichen Tage in Hanoi verbrachten wir mit Cafehaussitzen (es gibt ja so viele schoene alte Cafes in Hanoi!) und bummeln. Die Vietnamesen produzieren fuer einen kommunistischen Staat eine aussergewoehnliche Vielfalt an Mode. Da wir mal wieder ein bissschen ueber Budget unterwegs waren, mussten wir uns das Shoppen verkneifen und uns leider mit Gucken begnuegen, aber das war auch schoen! Wir machten lange Touren durch die Altstadt und waren erstaunt, wieviel Muehe die Vietnamesen in die Gestaltung ihrer oeffentlichen Plaetze und Anlagen steckten. Nunja, Hauptstadt eben. Leider wird jede Hausfront und jeder zur Verfuegung stehende Baum als Plakatwand und zu politischen Propaganda-Zwecken missbraucht (s. Fotos!), sodass sich ein Schilderwald an den naechsten reiht. Aber das ist auch irgendwie typisch Asien. Trotz der willkuerlichen Gestaltungsformen kommunistischer Bauten, Propaganda in allen Formen (Lautsprecher in den Strassen, die morgens um sieben losposaunen) und der ewigen Abzocke fuehlte ich mich in Hanoi doch irgendwie ganz wohl. Hiermit verbleibe ich, meine lieben Genossinnen und Genossen, mit aufrichtigen sozialistischen Gruessen bis zum naechsten Mal!

Hannah

2006/07/02

Sapa (2.7.2006)


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Originally uploaded by schlagwein.

Da wir in Thailand und in Laos nie wirklich den Drang verspuerten, eine der zahlreich angebotenen Touren zu den Bergvoelkern zu unternehmen – uns erschien dies irgendwie zu touristisch und wenig authentisch – hatten wir in Vietnam das Gefuehl, ohnehin nicht drum herum zu kommen, wenn wir nicht die ganze Zeit in den grossen Staedten hocken wollten. Ausserdem hoerten wir immer wieder, wie schoen das kleine Staedtchen Spa am Fusse der Hoang Lien Son Bergkette, die die Grenze zu China bildet, sein sollte. Also buchten wir ein Bahnticket von Hanoi nach Lao Cai, der naechsten Bahnanbindung. In Vietnam ist es nicht besonders einfach, an diese Tickets zu gelangen. Erstens war es beinahe Wochenende und die Vietnamesen der Oberschicht (dass es so etwas in einem kommunistischen Staat ueberhaupt gibt!) fahren dann gerne in groesseren Truppen in die Berge und trinken dort ebenfalls groessere Mengen Alkohol, zweitens sind nur wenigfe Mitarbeiter der staatlichen Bahn bereit, einem Westler ohne weiteres ein Bahnticket auszuhaendigen. Nach mehreren Anlaeufen und einigem Handgemenge am Schalter (als Frau wird man von den Maennern einfach zur Seite geschoben und alle draengeln sich wie kleine Kinder vor und schubsen und setzen die Ellboegen ein – der reine Wahnsinn!) hatten wir dann letztendlich zwei Tickets fuer den Nachtzug, der sich tatsaechlich als unerwartet gemuetlich entpuppte.
Nachts konnte ich jedoch leider kein Auge zutun, da sich die Bahn mit unglaublichen 25km/h die Berge hinauf muehte und dabei die unglaublichsten Laute von sich gab. Ab und zu ruckte es fuerchterlich und ich fiel – fast wie in Indien – beinahe aus dem Bett. Aber in den sehr fruehen Morgenstunden schienen wir unserem Ziel schliesslich naeher zu kommen. Mit einem heftigen Haemmern wurde ich aus den wenigen verzweifelten Minuten Schlaf geholt, die mir der Einsatz von Ohrstoepseln erbrachte. Mit aller Muehe versuchte ich, das immer heftiger werdende Getrommel gegen die Kabinentuer zu ignorieren. Als das Geklopfe jedoch gar nicht mehr abbrach, oeffnete ich verschlafen die Tuer und ein schlitzaeugiges Grinsen fragte mich morgens um halb sechs “Ye like hev coffiii?” Wenn die Vietnamesen irgendwo Geld schnueffeln, dann gehen sie echt ueber Leichen. Bitter, aber in jeder Form von Wahrheit zutreffend, sorry! Es dauerte noch eine Stunde bis wir wirklich in Lao Cai ankamen und auch dort versuchte man als erstes, uns den doppelten Fahrpreis nach Sapa abzuknuepfen – es nahm kein Ende.
Voellig fertig und entnervt kamen wir bei fiesem, kalten Nieselregen in dem Oertchen Sapa an. Da die Wolken aeusserst tief hingen, konnte ich nicht wirklich sagen, ob es schoen war. Trotz der fruehen Morgenstunden standen die ebenfalls fleissig grinsenden Figuren des Dorfes alle schon auf der Matte und jeder einzelne versuchte, die ankommenden Touris fuer sich und sein Hotel zu gewinnen . Wir schauten uns einige Zimmer an, aber die meisten waren eher wenig einladend. Ausserdem brauchten wir beide dringend einen Kaffee. Also gingen wir erst einmal in ein wunderbar franzoesisches Café um die Ecke mit dem verheissungsvollen Namen “Baguette et Chocolat” und nahmen ein imposantes farnzoesisches Fruehstueck mit dem weltbesten Milchkaffee und tollen Chroissants zu uns – Danke, Frankreich! Daniel machte sich auf den Weg, noch ein bis zwei Hotels anzuschauen – er ist, was die Zimmersuche angeht, ja immer hochmotiviert, um den besten Deal raus zu schlagen  - waehrend ich die aeusserst anstrengende Aufgabe uebernahm, noch einen Kaffee zu trinken und auf die Backpacks aufzupassen.
Als wir in einem der Hotels eingecheckt und alle nach Schimmel stinkenden Kissen gegen andere eingetauscht hatten, setzte der Regen ein. Wir entschieden uns, die Berge Berge sein zu lassen und erst einmal ein bisschen zu schlafen und ein para Filme zu gucken.
Als wir aufwachten, regnete es immer noch, also gingen wir in einem der hell von Neonroehren erleuchteten Restaurants eine Kleinigkeit essen, um danach festzustellen, dass es noch immer regnete.
Auch am naechsten Morgen erwachten wir bei stroemenden Regen. Also machten wir uns schnell auf den Weg ins warme “Baguette et Chocolat”, wo wir den gesamten Tag damit verbrachten, Texte fuer unsere Website und Briefe an unsere Lieben zu schreiben. Ich fand es super-gemuetlich und , ehrlich gesagt. Ich habe nichts vermisst.  Draussen tummelten sich die in schwarz gekleidete Frauen der Black Hmong, einem in Suedostasien weit verbreiteten Bergvolk (Thailand, Laos, Vietnam, China), die mit viel Raffinesse versuchten, uns entweder selbstgemachte Ketten, silberne Ohrhaenger oder eben einfach selbst angebautes Wheed oder Opium zu verkaufen. Es gibt keine Moeglichkeit, diese ehrgeizigen, aber aeusserst knuffigen Menschlein (ca. 1,40-1,55m gross) los zu werden. Selbst, als wir im Café sassen, standen sie vor den Fensterscheiben und machten grosse Augen und zogen ihre Grimassen, aber irgendwie gingen sie mir nur selten auf die Nerven. Man kann sie als aeusserst tuechtig und sehr laid-back beschreiben. Sie haben bestimmt kein leichtes Leben in ihren kleinen Huetten in den Bergen und eine Omi mit einem Koerpergewicht von vielleicht 45 Kilo ist in der Lage, einen 60kg schweren Korb voller Fruechte oder Gemuese (oder was auch immer) die Berge stundenlang hoch und runter zu tragen. Das fand ich sehr beeindruckend! Zur Staerkung kauften wir den Omis vor der Tuer zwei kleine Zitronentoertchen von “Baguette et Chocolat”, die vermutlich ein Tageseinkommen ihrer Deals wert waren. Immer wieder wir einem in Vietnam gesagt, man solle die Leute aus den Bergen nicht mit auslaendischem Kram verwoehnen und ihnen kein Geld schenken, aber sie haben sich doch soo gefreut! Die Kuechlein waren ratzfatz wegehe jemand ueberhaupt was davon mitbekommen hat!
Auch der naechste Tag brachte nicht viel Neues. Im Café wurden sie mit jeder Bestellung freundlicher zu uns und langsam begannen wir, uns ein wenig heimisch zu fuehlen als wir erschrocken nach draussen starten. Das Unerwartete war gekommen und – wir waren uns nicht ganz sicher – man konnte mehr oder weniger deutlich dunkle Umrisse und Schatten am Himmel erkennen, die sich langsam zu einem richtigen Bild zusammenfuegten und , als der Nebel vollkommen verschwand, endlich Sinn machten. Vor uns lagen die hohen Berge und das tiefe Tal, von dem die ganze Zeit die Rede gewesen war. Bisher waren wir uns gar nicht bewusst, dass wir uns an einem wunderbar hohem Hang mit vollem Blick auf die gegenueberliegenden Bergketten wohnten! Schnell hielt Daniel draussen einen vorbeifahrenden Tourbus an und machte mit dem Fahrer, der lediglich den Bus ins Dorf zurueckbringen wollte, einen kleinen Nebenverdienst aus: bei Sonnenschein fuhren wir ueber die naheliegenden Huegel, die wir nun zum ersten Mal sahen zu einem 150m hohem Wasserfall, an dem man von beiden Seiten hinaufklettern konnte. Unser Fahrer brachte uns auch zu einem nahe gelegenen Pass, von dem man einen tollen Ausblick in die bereits chinesische Berglandschaft auf der anderen Seite der Berge hatte. Rein visuell waren wir also auch schon in China, wenn man so will.
Nach ca. 2 Stunden zog sich der Himmel wieder zu und kaum hatte unser Fahrer uns vor der Tuer des “Baguette et Chocolat” abgesetzt, nieselten die ersten Tropfen wieder auf uns herab. Am naechsten Morgen buchten wir unser Ticket zurueck nach Hanoi, wo wir mit starhlendem Sonnenschein und kaum auszuhaltener Schwuele (ich duschte bis zu fuenfmal am Tag) begruesst wurden. Das Klima in Vietnam ist wirklich nicht das einfachste!

Hannah