2007/04/27

Kolumbien

kolumbien wird wegen turbulenter gegenwart und vergangenheit gerne auch mal "locombia" genannt. es ist, neben diamanten, kaffee und gabriel garcia marquez, vorallem wegen permanentem buerger- und guerilla-kriegen, entfuehrungen und drogen-kartellen bekannt. das ist im wesentlichen auch alles wahr, aber spiegelt doch nicht das land wieder.

kolumbien hat die einzige landverbindung zu mittel- und nordamerika - den darien, auf der anderen seite liegt panama. im osten grenzt es an venezuela, im westen an den pazifik, im norden liegt die karibik und im sueden equador und die anden. die pazifik-kueste ist schwer erschliessbar, so dass sich die groessten staedte im landesinneren oder an der nord-kueste gebildet haben. cali liegt im tropischen tiefland, cartagena an der karibik-kueste, medellin auf einer mittleren hoehe mit mediterranem klima und bogota in den kuehlen hoehen der anden, zwischen den zentren des kaffee-anbaus im "kolumbianischen hochland".

kolumbien wurde entsprechend der geographischen lage als erstes land suedamerikas besiedelt, eine vielzahl von indianer-kulturen entwickelten sich in dem sehr fruchtbaren land. besonders bemerkenswert sind die staetten, welche die tairona- und die san-augustin-kulturen hinterliesen. obwohl nach christoph kolumbus benannt, war es 1499 alonso de ojeda, der als erster europaer das land betrat. angelockt vom "el dorado", dem lange gesuchten, nie gefundenen golden land, kolonialisierten die spanier die region schnell. 1525 wurde santa marta, 1533 cartagena (de indias) und 1538 (santa fe de) bogota gegruendet. bis 1717 wurde kolumbien von peru aus verwaltet, danach wurde bogota hauptstadt von neuva granada (heute panama, kolumbien, venezuela und equador).

im folge des krieges in europa wurde napoleons bruder 1808 auf den spanischen thron gesetzt... die kolumbianischen staedte erkannten das neue staatsoberhaupt jedoch nicht an und erklaerten sich fuer unabhaengig. 1812 wurde die unabhaengigkeitsbewegung mit simon bolivar heeresfuehrer und cartagena als ausgangsbasis erstmals realisiert. nachdem napoleon in waterloo geschlagen wurde, gelang es den royalisten jedoch, die spanische herrschaft 1817 wiederherzustellen. in der entscheidenden schlacht von boyaca konnte sich bolivar jedoch schliesslich durchsetzen - und kolumbien wurde 1m 7. august 1819 ein unabhaengiger staat.

wie schon im venezuela-eintrag geschrieben, fiel jedoch bolivars "gran colombia" bald auseinander, nicht zuletzt aufgrund des krassen gegensatzes zwischen den "foerderalisten" und den "zentralisten". diese beiden gruppen blieben in kolumbien auch danach als "liberale" und "konservative" erhalten, die sich ueber jahrzehnte teilweise politisch, aber vorallem auch physisch bekriegten. der heftigste der buergerkriege dieser zeit war der "krieg der 1000 tage" 1899, der mehr als 100.000 opfer forderte und panama die unabhaengigkeit brachte (mit tatkraeftiger unterstuetzung der usa, die daraufhin den panama-kanal bauen konnten). nach einigen jahren der ruhe kam es nach einem mordanschlag auf den libaralen praesidenten dann 1948 zu "la violencia", dem blutigsten buergerkrieg zwischen den beiden gruppen. 300.000 menschen starben damals. einige der liberalen gruppen entwickelten waehrend dieser zeit zunehmend revolutionaere tendenzen, was schliesslich zum bruch mit der liberalen fuehrung fuehrte - der beginn der linken guerillas. nach einer militaerdikatur unter general rojas (bis 1957) einigten sich die liberalen und konservativen schliesslich auf ein gemeinsames regieren fuer die naechsten 16 jahre, um weiteres blutvergiessen zu vermeiden.

die regierung versucht in der folgezeit auf verschiedenen wegen, die (meist kommunistischen) guerillas entweder mit verhandlungen oder gewalt zur aufgabe zu zwingen. leider misslang dies im wesentlichen - bis heute praegt der kampf der guerillas, die knapp die halbe landesflaeche (allerdings nur die wenig bewohnten teile) kontrollieren, kolumbien. die bedeutensten guppierungen sind die fnac, die eln und die m-19. trauriger hoehepunkt: 1985 stuermten die m-19 (movimiento de 19 de abril) den justizpalast mitten im zentrum bogotas und nahmen die bundesrichter als geiseln - es endete mit dem eingreifen der armee in ein blutbad. die gruppierung endete ihre gewaltaetigen aktivitaetn nach langen verhandlungen 1990. die fnac (etwa 20.000 mann stark) und die eln (etwa 5.000 mann stark) kaempfen aber bis heute weiter. bekannt wurden im ausland vorallem die geiselnahmen, die zur finanzierung dienen. 2003 wurde eine neunkoepfige touristengruppe im tairona nationalpark von der fnac gekidnappt. als gegenpol haben sich privat-finanziert (rechts-reaktionaere)"paramilitarische einheiten" (zentrale organisation: auc - autodefensas unidas de colombia, 10.000 mann) gegruendet... die gezielt gegen die guerillas vorgehen. auch ihnen werden schwere menschrechtsverstoesse nachgesagt.

eine weiteres problem stellen die drogen-kartelle dar. durch die illegalisierung von kokain enstand ein gigantischer schmuggel-markt, vorallem in die usa. profesionelle kartelle verkauften die ware der kolumbianischen coca-bauern an ihre us-abnehmer. das geld reichte aus, um ganze privatarmeen zu finanzieren... bekannteste kartelle waren die von cali und medellin. insbesondere das medellin-kartell unter pablo eskobar erlangte traurige beruehmtheit. die us-regierung setzte sich stark fuer die bekaempfung der kartelle in kolumbien ein. in den neunziger jahren wurde eskobar schliesslich nach langen verhandlungen unter geheimen bedingungen von der regierung in einem luxus-gefaengnis untergebracht. er entkam jedoch und wurde von einer spezialeinheit der polizei 400 tage gejagt und schliesslich in medellin erschossen. das geschaeft ist heute trotz aller kampagnen eher groesser als zu beginn, wird heute von der guerilla oder kleineren kartellen betrieben. solange kokain nicht legalisiert wird, wird das organisierte verbrechen sich damit, wie in diesem fall sehr passend vom volksmund formuliert, "eine goldenen nase verdienen". immerhin hat kolumbien so eine touristen-attraktion mehr: es ist fuer touristen in mode gekommen, sich die illegalen kokain-fabriken im urwald zeigen zu lassen (kolumbianer und us-amerikaner werden auf solche touren nicht mitgenommen).

der praesident von kolumbien ist seit einigen jahren uribe, der ein hartes vorgehen gegen die guerilla als hauptwahlkampfmittel eingesetzt hat. der konflikt hat daher in den letzten jahren eher zu- als abgenommen. obwohl kriminalitaet und buergerkrieg nach wievor akute probleme sind, so entschied ich mich nach ordentlichem nachforschen dafuer, das ganze nicht ueberzubewerten und kolumbien als normales reiseland zu betrachten. und mag auch kolumbien vielleicht nicht komplett ungefaehrlich sein, so ueberwiegt doch ganz sicher die magie kolumbiens - fuer mich eines der interessantesten reiselaender.

Merida (27.4.2007)

merida ist die groesste stadt in den anden-provinzen, ueberragt vom hoechsten berg venezuelas, dem 5000 meter hohen pico bolivar (natuerlich heisst er so). die universitaet meridas hat immerhin 50.000 studenten. merida ist neben moeglichkeiten zu raften, trekken, bergsteigen, paragliden usw. vorallem wegen der in den 50er jahren gebauten teleferico bekannt. diese ist mit einer strecke von 12,5 kilometern, einem hoehenunterschied von 2,5 kilometern und dem hoechsten punkt, der spitze des pico espejo, auf immerhin 4800 metern, sowohl die laengste als auch hoechste seilbahn der welt. da merida auf der carretera transandina, nah der bekannten panamericana liegt, ist es ein must-stop fuer alle touristen auf dem weg von bogota und caracas oder vice versa.

nun, anden hatte ich nun eigentlich schon zur genuege. ich stoppte nur fuer zwei naechte (im hotel italia, 15.000 bs), da ich dank meines in canaima verstauchten fusses sowieso nicht haette trekken oder bergsteigen koennen. wegen des fusses steuerte ich auch eines der kostenlosen oeffentlichen krankenhaeuser an. ich weiss auch nicht, was mich dazu bewegt hat - ein anflug von solidaritaet? (ich haette auf kosten meiner versicherung auch in eine private klinik gehen koennen) jedenfalls musste ich geschlagene sechs stunden warten, unterhielt mich aber die meiste zeit und lernte eine menge ueber das leben der weniger priveligierten schichten. die behandlung war ueberigens dann professionell. am naechsten tag nahm ich die teleferico (55.000 bs) bis zur spitze, wo mir nach spektakulaerer fahrt ein eisiger wind um die nase blies. mit drei englaendern, die ich schon in caracas getroffen hatte, genehmigte ich mir zum abschluss einen cafe con leche - im angeblich hoechsten cafe der welt. am morgen des dritten tages in merida brach ich zunaechst mit dem lokalen bus (20.000 bs) nach san cristobal auf, wo ich mir nach einigen stunden fahrt ein sammeltaxi zur grenze in san antonio suchte. nachdem ich die unverschaemte "ueberland-ausreise-steuer" (38.000 bs !) gezahlt und auf beiden seiten der grenze alle formalitaeten erledigt hatte, war ich in: kolumbien! erste amtshandlung: ich nahm einen lokalen bus zum chaotischen bus-bahnhof von cucuta, der groessten kolumbianische stadt der region. welcome to "locombia"!

2007/04/23

Caracas (23.4.2007)

caracas wurde 1567 von den spaniern gegruendet, benannt nach einem indianerstamm. bereits 1577 wurde caracas zur hauptstadt gemacht. in der weiteren geschichte wurde caracas immer wieder von piraten, seuchen und erdbeben heimgesucht - dennoch wuchs es bestaendig zur groessten metropole venezuelas. caracas hat heute den schlechtesten ruf aller lateinamerikanischen staedte... sowohl aufgrund der kriminalitaetsrate und touristenabzocke, als auch aufgrund nachgesagten fehlenden charakters. dennoch gilt caracas ebenfalls als die schnellstwachsende metropole in suedamerika. seit dem zweiten weltkrieg ist die bevoelkerung von 400.000 auf ueber fuenf million gewachsen. caracas liegt ungefaehr 25 kilometer langgezogen in einem parallel zur karibik-kueste verlaufenden tal auf einigen hundert hoehenmetern. auf der meer-zugewandten seite des tales trennt es der nationalpark el avila vom meer. auf der land-seite sind die huegel dagegen bebaut: dort liegen, aehnlich wie in la paz, die barrios, die slums. andere distrikte, wie etwa altamira im osten, sind von der mittleschicht bewohnt, gelten als sicher und wirken suedeuropaeisch.

ich kam von los roques mit dem flughafen-bus (10.000 bs) in die stadt (der flughafen liegt an der kueste, etwa 25 kilometer von der innenstadt entfernt). mir gelang es mit einigen permisos mich in die dank feierabend-zeit voellig ueberfuellte metro zu druecken, deren fuenf linien hier das hauptverkehrsmittel sind. ich hatte mein gepaeck im hotel nuestro (40.000 bs), das gleichzeitig backpacker- und stundenhotel ist, gelassen... wo ich dann naheliegenderweise auch eincheckte. gerade lief in meinem viertel, sabana grande, eine demonstration gegen das abschalten eines chavez-kritischen-fernsehsenders. doppelt- und dreifach vor der kriminalitaet gewarnt, konnte ich niemanden von den wenigen reisenden ueberzeugen, sich mit mir ins beruehmt-beruechtigte nachtleben zu stuerzen. horror-geschichten, wie die des angeblich eine woche zuvor in der strasse des hotels erstochenen deutschen trugen nicht zur entspannung bei. zum glueck hatte das sonst eher schaebige hotel eine nette terasse, auf der ich mit den anderen bis nachts sitzen und ein kuehles (und sicheres bier) geniessen konnte.

in den folgenden zwei tage erkundete ich die innenstadt, wo wir vorallem die inglesia de san francisco gefiel, versucht vergeblich mit der teleferico (seilbahn) auf el-avila-huegel zu fahren und unternahm einen ausflug ins nahe caracas gelegene el hatillo, ein kleiner kolonial-ort. caracas hat durchaus einige annehmlichkeiten zu bieten: so gibt es mehrere grosse und moderne einkaufszentren, mit den ueblichen schikanen von mulitplex-kino bis zara-stores. ausserdem kann man sehr gut international essen - ich war vorallem ueber einen araber (el arabito) mit definitiv arabischem essen gluecklich. kopierte dvds kosten, mit schwarzmarkt-kurs gerechnet, gerade mal 0.50 euro - der niedrigste preis weltweit, soweit ich weiss. ich konnte der versuchung nicht wiederstehen, mir "gegen die wand" (deutscher ton!) zu kaufen. ausserdem findet man in carcas, im gegensatz zum rest des landes, eine menge leute, die englisch sprechen. und: eine deutsche buchhandlung, libreria alemana oscar todtmann! da musste ich, ausgehungert nach deutscher literatur, natuerlich zugreifen. leider sind auch die preise deutsch, so dass ich mir - man nimmt in staedten wie caracas nur kleine betraege mit sich - "nur" goethes "leiden des jungen werther" leisten konnte (natuerlich in der schule schonmal gelesen)... zu ungunsten von thomas manns "buddenbrocks" und guenther grass' "blechtrommel". alles in allem ist also caracas gar nicht sooo schrecklich - aber auch nicht unbedingt ein ort zum auswandern.

samstagabend war wieder niemand zum ausgehen zu bewegen... was ich etwas albern fand. ich hatte im netz eine party mit elektronischer musik ausfindig gemacht, beschloss alleine auszugehen und nahm mir um mitternacht ein taxi zum centro commercial san ignacio. die clubs und bars sind allein schon aus sicherheitsgruenden fast alle in den einkaufszentren integriert. es war die hoelle los, von wirtschaftskrise keine spur. mein anvisierter club sylk stellte sich als klein, aber sehr gemuetlich asiatisch eingerichtet heraus. ausserdem lief ausnahmsweise mal (fuer mich) gute musik... als ich noch unschluessig am eingang stand, wurde gerade alter egos mix von human league gespielt - sowas hatte ich lange nicht mehr gehoert. natuerlich lernte ich einen haufen venezuelaner(-innen) kennen - und den dj aus london. nachdem der laden um vier uhr schloss, fuhr ich mit ihm und ein paar venezuelanern noch in einen anderen club namens "b" (wenn ich das richtig mitbekommen habe... aeh), wo ebenfalls elektro europaeischer schule lief. von dort aus nahm ich mir dann morgens ein taxi zurueck zum hotel. absehbarerweise verschlief ich die auscheck-zeit bei weitem, so dass ich die fahrt nach merdia spontan um einen tag verschob.

2007/04/21

Los Roques Nationalpark (21.4.2007)

das los roques archipel liegt knapp 200 kilometer noerdlich von caracas im karibischen meer. es besteht aus rund 300 inseln und inselchen. 40 davon haben namen und auf einem, gran roque, gibt es einen (gleichnamigen) ort mit ungefaehr 1.000 einwohnern. die inseln sind von tuerkisem wasser und korallenriffen umrahmt. es gibt eine menge hai, hummer und schildkroeten in den gewaessern. noch bis in die 1950er waren die in niederlaendischem besitz. heute gehoeren sie zwar offiziell zu venezuela - aber die grosse zahl einwandernder italiener ist unverkennbar. die inseln wurden 1972 zum nationalpark erklaert. ueber nacht kann man nur auf den insel der "zona recreativa", in der osthaelfte des archipel, beiben. uebernachtet man in einer posada, so gibt es ausser gran roque kaum moeglichkeiten - mit dem zelt kann man sich dagegen auf einer ganzen reihe von inseln ab- bzw. aussetzen lassen.

carcas machte auf mich sonntagsmorgens einen eher trostlosen eindruck... so dass ichzwar den grossteil meines gepaecks eincheckt - ich selber nahm aber den bus zum flughafen, etwa zwei stunden mit dem bus ausserhalb der stadt gelegen. nach einigem preis-vergleichen entschied ich mich mit der "blue star airline" zu fliegen - und fand mich kaum zehn minuten spaeter ich in einer 12-personen-propellermaschine in richtung archipelago los roques. die inseln sahen aus der luft fantastisch aus!

auf der insel kuemmerte ich mich erstmal um die noetigen formalien: erlaubnis den park betreten zu duerfen, erlaubnis im park campen zu duerfen, lebensmittel einkaufen und boot organisieren. ich traf elena und luca, wieder und wir verbrachten die zwei abende, die ich auf gran roque war, zusammen. der ort und die ganzen inseln machten einen ueberaus entspannten eindruck - und die venezuelanischen inselbewohner waren ueberaus freundlich und hilfsbereit, was man in venezuela nicht immer voraussetzen kann.

nachdem ich die erste nacht auf gran roque verbracht hat, das aber keine nennenswert schoenen straende hat, lies ich mich zunaechst fuer zwei tage auf der isla crasqui aussetzen. wegen des mit drei kilometern laengsten strandes der los roques war ich dort tagsueber nicht alleine, einige tagesausfluegler liesen sich auch dort absetzen. ich suchte mir eine schoene stelle fuer mein zelt. abends konnte ich bei der auf der anderen seite der insel lebenden fischerfamilie zu abend essen. auf isla francisqui de abajo verbrachte ich drei tage... vorzugsweise mit lesen (jorge amado's "herren des strandes"). auch hier war ich der einzige camper. es gab keine moeglichkeit an etwas zu essen zu kommen - so dass ich mich schon auf toast mit thunfisch eingestellt hatte. zum glueck bekam ich von fischern frische beute geschenkt - so dass zumindest eine mahlzeit doch etwas besser ausfiel. nahe der nachbarinsel francisqui de arriba, zur der ich schwamm, liegt ein lagune namens "la piscina" (das schwimmbecken), durch eine natuerliche wand gegen das offene meer und dessen wellen abgeschirmt. tuerme von korallen wachsen dort und ihn ihnen verbergen sich grosse fischschwaerme - sehr zum schnorcheln zu empfehlen. netterweise hatten mir elena und luca einen schnorchel geschenkt. das fuer den dritten tag verabredete abholen klappte zum glueck - und noch am selben morgen konnte ich mit etwas charm "blue star airlines" ueberreden, mich trotz ausgebuchten fluges noch mittelfliegen zu lassen. so flog ich, mal wieder, auf dem co-piloten-sitz. ich gab fein acht und lies mir alles erklaeren: glaube, so eine kleine maschine wuerde ich jetzt schon runterbringen. moeglicherweise mit ueberlebenden.

ich habe auch zwei missgeschicke zu vermelden: in einer (zum glueck der letzten) nacht, schaffte es die aufbrausenden wellen zur spitze der fluthoehe in mein, in jugendlichem leichtsinn zu nah am wasser aufgebauten, zelt... nasses erwachen um drei uhr morgens! zum glueck hatte ich den rucksack mitsamt regenhuelle gepackt - und eine haengematte dabei. so konnte ich im mondschein meine haengematte anbringen; meinen rucksack hochhaengte ich in einen baum. so schlief ich weiter, waehrend unter mir die wellen durchrauschten (die insel ist sehr schmall an dieser stelle). was aber wirklich aergerlich ist: zurueck in carcas brannte ich meine wunderschoenen los-roques-bilder auf cd und loeschte sie von der kamera. wenn die cd nun auch noch zu lesen waere, waere das auch so in ordnung... que chimbo (ungefaehr: "was fuer ein kleines geschlechtsteil", der lokale fluch) ...bildverlust! das foto neben diesem text habe ich aus wikipedia genommen.

2007/04/15

Canaima Nationalpark (15.4.2007)

der canaima nationalpark umfasst die gran sabana im osten und tropischen regenwald im westen. die region der tepuis. von einem von ihnen, dem auyantepui, stuerzt der salto angel hinab. er wurde von jimmie angel, einem amerikanischen piloten, in den 30er jahren das erste mal gesichtet (daher der name). dieser legte uebrigens wenige zeit spaeter ein bruchlandung auf eben diesem tepui hin. der angel-wasserfall gilt als hoechster der welt: 979 meter, davon 897 im freien fall! zum vergleich: die spitze des koelner doms ist auf 157 metern. man kann den wasserfall nicht per fahrzeug erreichen. will man ihn sehen, muss man entweder ueber ihn hinwegfliegen - oder sich mit einer zwei-tages-bootstour von canima camp aus ueber den rio carrao und den rio churun bis zum fuss des auyantepui vorkaempfen.

bereits canaima camp sah beim anflug mit einer 4-sitzer-cesna (auf dem co-piloten-sitz) unwirklich aus: tosende wasserfaelle (salto el sapo und el sapito) stuerzen in ein grosse lagune, die mit ihren palmengesauemten sandstraenden wie ein miniatur-meer wirkt. um cainma camp herum wachsen alle erdenklichen fruechte, die man problemlos direkt von den baeumen essen kann: ich erkannte mango, papaya und "salah" (ich keine nur den namen in thai). das ganze wirkt also wie ein kleines tropisches paradies. allerdings laesst die verkehrsanbindung zu wuenschen uebrig: denn anders als per flugzeug kann man canaima camp nicht erreichen, es fuehrt kein weg durch den dschungel.

ich lernte meine tour-gruppe kennen, die, man bekommt sein single-reisen ja immer gerne vor augen gehalten, ausschliesslich aus paaren bestand. entgegen des plans brachen wir noch am selben tag auf: da es seit einigen tagen nicht geregnet hatte, begannen die flusspegel zu sinken. am naechsten tag waere es nicht mehr moeglich gewesen, den fluss hinauf und vorallem noch einen tag spaeter wieder hinab zu fahren. aber auch so erwies sich die fahrt im oberen flusslauf und bei stromschnellen als alles andere als einfach: haufig steckten wir fest, mussten zu fuss weiter und/oder das boot anschieben. da das trockene wetter brilliante blicke auf die umliegenden tepuis zulies war unsere stimmung dennoch sehr gut. schliesslich kam der salto angel in sicht, der noch ordentlich gefuellt war. wir erreichten nach circa sechs stunden unser nachtlager, wo wir in haengematten schliefen. der dschungel gab nach einbruch der dunkelheit erwartungsgemaess eine menge laute von sich... inklusive jagdschuessen der einheimischen indios auf tapire. ihnen ist das auch im nationalpark zur nahrungsbeschaffung erlaubt.

am naechsten morgen ging es zu fuss bis zum fuss des salto angel, dessen spitze zu anfang in den wolken lag, so dass er aus dem nichts zu kommen schien. man konnte an der basis des salto angel in einem becken baden. unser guide wurde ungluecklicherweise von einer "24-stunden-ameise" schmerzhaft gebissen (24 stunden fieber von dem gift)... war aber mit etwas schmerzmittel bald wieder guter dinge. der rueckweg nach canaima camp war noch problematischer als der hinweg. einmal steckten wir 30 minuten in stromschnellen fest. das wir spaet dran waren, fuhren wir durch die meisten stromschnellen, statt sie zu umgehen... ein heidenspass! die meisten trugen kleiner blessuren davon - ich verstauchte mit den fuss bei bootschieben in den stromschnellen.

zurueck in canaima camp fuhren wir am naechsten tag mit dem boot zu den wasserfaellen el sapo und el sapito. bei erstgenannten gelangt man ueber ein klitschigen pfad in eine hoehle hinter den faellen. ansonsten legte ich mich im wesentlich mit den anderen an den strand der lagune. ich verstand mich besonders gut mit elena und luca, dem italienischen paerchen. wir beschlossen uns auf los roques wieder zu treffen. schliesslich ging mein rueckflug nach ciudad bolivar... erneut flog ich, alleine in der maschine, auf dem co-piloten-sitz. in ciudad bolivar holte ich mein zurueckgelassenes gepaeck und erwischte noch einen bus nach caracas... der mich die nacht ueber schockgeforen hielt, denn auch in venezuela wird air conditioning, wenn vorhanden, grundsaetzlich auf 100% gestellt.

2007/04/13

Ciudad Bolivar (13.4.2007)

angostura, der ort der unabhaengigkeitserklaerung, wurden zu bolivars ehre in ciudad bolivar umbenannt. die auf einem huegel gelegen altstadt der beschaulichen metropole (400.000 einwohner) ist aufwendig restauriert. am fuss des huegels fliesst der rio orinoco. ciduad bolivar liegt noerdlich des riesigen canaima nationalparks, der auch den salto angel umfasst, den ich mir ansehen wollte. wege in das innere des parks gibt es nicht - und die fluege von anderen orten aus sind sehr teuer, so das ciudad bolivar fuer touren in den park die uebliche basis bildet.

nachts gewappnet fuer taxi-abzock-versuche und unfreundliche kommentare(die venezuelaner geniessen nicht den besten ruf bezugelich der behandlung von auslaendern) angekommen, und mehrfach vor ueberfaellen gewarnt, entspannte ich mich schnell. ciduad bolivar machte auf mich keinen gefaehrlichen eindruck. die posadas in ciudad bolivar werden sehr haufig von deutschen (!) gefuehrt - so auch meine, die wunderschoene posada don carlos. einzelzimmer gab es nicht, doppelzimmer waren teuer... doch fuer schlappe 15.000 bs konnte ich auf dem oberdeck schlafen. dazu hatte ich eine vernueftige kueche und schnelles internet zur verfuegung. in mercado macro, eine art venezuelanischem metro, konnte ich ein zelt fuer los roques erstehen. die 30.000 bs waren gut angelegt: ein nacht auf los roques kosten sonst minimal 100.000 bs! dabei lernte ich die auesseren bezirke der stadt kennen, die im gegensatz zu innenstadt erwartungsgemaess eher aermlich aussahen. schliesslich ich handelte eine kombinierte flug- und bootstour zum salto angel last minute auf einen akzeptablen preis herunter (800.000 bs). ich startete frueh am naechsten morgen.

2007/04/11

Gran Sabana (11.4.2007)

die gran sabana umfasst den suedosten venezuelas, am dreilaendereck venezuela-brasilien-guyana. sie ist ein grasdedecktes hochland, durch hohe saeurewerte im boden fuer viehzucht ungeignet - und daher noch im urzustand. das hochland ist von tepuis, tafelbergen, gesprenkelt. diese tafelberge ragen bis zu 2000 metern steil aus der ebene empor, mit der unterseite nur durch wasserfaelle "verbunden". berge enstehen ja ueblichweise durch tektonischen druck, werden also aufgetuermt. die tepuis dagegen sind die relikte einer zwei bis drei kilometer dicken schicht, die vor zwei milliarden jahren die region vollstaendig bedeckte. sie sind also durch erosion freigelegt worden. die oberseiten der tepuis waren lange zeit nicht zu erreichen - und gaben anlass zu allerlei spekulationen, was wohl dort leben moegen. sir arthur conan doyles "lost world" liegt dort. mittlerweile sind die meisten tepuis bestiegen, auf den groessten, den tepui roraima, fuehrt sogar eine mehrtages-trekking-route. dinoausierer wurden auf den tableaus nicht gefunden, dennoch hat sich in den millionen jahren eine eigene flora und fauna entwickelt. jeder einzelne der tepuis hat im schnitt 2000 tieren- und pflanzenarten: die haelfte davon gibt es nur auf ihm! wer nicht an die evolutionstheorie glaubt: eat this. hauptstaedtchen der region ist das ueberschaubare santa (h)elena de uairen.

fuer meine venezuela-abenteuer hatte ich zum glueck rechtzeitig erfahren, dass chavez-regierung den wechselkurs des bolivars zu allen anderen waehrungen festgelegt hat (unter anderem um die inflation zu stoppen). ich glaube, argentinier wuerden das nicht empfehlen - das geht immer schief. wie auch immer: natuerlich ist ein schwarzmarkt fuer fremdwaehrungen entstanden, wie das im falle "geschlossener" devisen halt so ist. nach kurzem nachdenken sah ich da eine kleinere arbitrage-moeglichkeit und das bedeutete fuer mich vorallem eines: in brasilien viiiel bargeld abheben. so pluenderte ich mit meinen beiden karten jeweils das tageslimit in boa vista, der letzten groesseren brasilianischen stadt. vorteil der aktion: statt fuer 1:1050 (offizieller kurs real zu bolivar) vom venezuelanischen automaten zu ziehen, tauschte ich fuer 1:1660 auf dem "mercado negro". also hatte ich rund 60% mehr bolivares fuer mein geld. das ist natuerlich in venezuela illegal - aber darum kuemmert sich niemand (suedamerika...). so habe ich auch mal im leben geld mit der mafia gewechselt. jedenfalls musste ich nicht zum "chavez-kurs" geld ziehen, sondern konnte mit dem (realen) inoffiziellen kurs guenstig leben. venezuela ist dann nicht teurer als andere suedamerikanische laender auch.

von boa vista nahm ich den lokal-bus bis zum letzten brasilianischen ort und machte mich zu fuss zur grenze auf, nur einen kilometer entfernt. da weit und breit kein anderer tourist zu sehen war, warem aus- und einreiseformalitaetn schnell erledigt. auf der anderen seite der grenze konnte ich mit einem sammeltaxi die 20 kilometer bis santa elena zuruecklegen. im hotel michelle (15000 bs) sah ich dann zum ersten mal etwas, was ich seit zwei monaten nicht mehr gesehen hatte: ein haufen anderer backpacker!

eigentlich hatte ich vor, einen trek auf den roraima zu unternehmen. aber meiner hartnaeckigen bronchitis haette wohl weder das geklettere, noch die nass-kalten bedingungen auf dem tableau bekommen. so nahm ich von der idee abstand. ich lernte zwei schweizern kennen: wir mietete uns fuer eine alternativ-tour die gran-sabana-road herunter ein taxi fuer den ganzen tag. da benzin de facto kostenlos ist (ein liter kostet 70 bs, 0.015 euro!), war das zum glueck nicht besonders teuer. die fotos der gran sabana sind fast alle auf dieser fahrt entstanden. besonders erwaehnenswert ist der salto kama, ein 50 meter hoher wasserfall, der in einen tiefen (bade-)see stuerzt, und die quebrada de jaspe, die durch das eisenhalte wasser die felsen im flussbett rot faerbt.

zusammen mit einem deutsch-kolumbianischen paar nahm ich nach ein paar tagen den mittagsbus nach ciudad bolivar. ueblich ist es, mit dem nachtbus zu fahren - aber ich wollte mir die grandiose landschaft nicht entgehen lassen. wirklich einmalig. die grenzen der guyana-laender (guyana, surinam und franzoesisch-guyana) sind untereinander, sowie mit brasilien und venezuela, nicht allgemein akzpetiert geklaert. die venezuelanische gran sabana road fuehrt, je nach auffassung, auch ein stueck ueber fremdes territorium, so dass ich genau genommen auch in guayana war. fuer mich sah es realtiv gleich aus.

2007/04/07

Venezuela

venezuela liegt an der mittleren karibik-kueste suedamerikas. der grosse rio orinoco teilt das land von west nach osten. sein delta, durch das er ins ins karibische meer muendet, praegt den osten des landes. im sueden reicht venezuela bis ins amazonas-becken. der suedosten bildet eine ausnahme: hier liegt die gran sabana, einmalig in der welt. im osten, an der kolumbianischen grenze, liegen die noerdlichen auslaeufer der anden.

vor der ankunft der spanier in der karibik lebten hier vorallem die arawak und die namensgebenden (angeblich kannibalischen) cariben. 1498 "entdeckte" christoph kolumbus auf einer seiner fahrten venezuela und bezeichnete es werbewirksam als "paradies auf erden". 1499 erreichten alonso de ojedo und amerigo vespucci den lago de maracaibo im westen des landes. da sie die urweinwohner in pfahlbauten ueber dem wasser lebend antrafen, tauften sie das land klein-venedig, venezuela. americo vespucci erkannte auch als erster, dass das gefundene festland nicht, wie zuvor geglaubt, zu indien oder china gehoerte, sondern ein eigener kontinent war. auf karten wurde dieser kontinent in der folge immer haeufiger als "amerika" bezeichnet. als spanische kolonie blieb venezuela mangels silber- und goldvorkommen weitgehend unbeachtet. es wurde bis 1717 von santo domingo (heute in der beliebten "domrep") und danach von bogota aus mitregiert.

eine erste unabhaengigkeitsbewegung unter francisco de miranda wurde 1806 niedergeschlagen. ab 1817 jedoch gelang es simon bolivar, unterstuetzt von britischen soldaten, den spaniern niederlage auf niederlage beizubringen. 1819 wurde venezuela in villa angostura (heute ciudad bolivar) fuer unabhaengig erklaert. simon bolivar wird in venezuela als nationalheiliger verehrt. in jedem ort gibt es einen zentralen plaza bolivar mit einer mindestens lebensgrossen statue - und unhuldige bemerkungen sollte man tunlichst unterlassen. leider war er als politiker und erster praesident von venezuela weniger geschickt als als feldherr: bereits 1830 fiel sein "gran colombia", aus venezuela, kolumbien und equador bestehen, auseinander. ironie der geschichte: simon bolivar musste das land verlassen und starb im exil. in den folgenden einhundert jahren wurden venezuela von unterschiedlich despotischen diktatoren regiert. in diese zeit, 1920 um genau zu sein, fiel die entdeckung von erdoels in venezuela. dies machte venezuela binnen kurzem zu einem reichen land. demokratie wurde schliesslich 1958 erreicht. venezuela schwamm im geld, insbesondere, nachdem sich die oelpreise durch den arabisch-isrealischen krieg 1973 vervielfachten. jeder mittelschicht-venezuelaner konnte sich regelmaessige shopping-trips nach miami leisten. das ende des reichtums kam 1983 mit einer korruptionsbedingten inneren krise und wurde durch den einbruch der oelpreise ende der 80er jahre und weiterer misswirtschaft verschaerft. der "bolivar" verlor massiv an wert. die soziale spannungen steigerten sich in den 90er jahren. 1992 mit einem para-militaerischen putsch-versuch gescheitert, wurde 1998 der sozialist (und populist) hugo chavez zum praesidenten gewaehlt - zuletzt wurde er im dezember erneut im amt bestaetigt.

venezuela heute ist ein gespaltenes land. die kluft zwischen arm und reich existiert auch nach fast 10 jahren sozialistischer reformen immer noch. die kriminalitaetsrate liegt extrem hoch, man findet kein unvergittertes fenster in ganz caracas. radikalen reformen, mit verstaatlichungen und enteignungen haben die kluft zwischem chavez-anhaengern und -gegner sehr gross werden lassen. das land hat in der zwischenzeit gegen chavez gerichtete putsch-versuche, studenten-protesten und monatelange general-streiks erlebt (davon koennen ali und felix berichten) - aber chavez hat sich im amt gehalten. er ist erklaerter bush-gegner und schickte brasiliens praesident lula kuerzlich salz anlaesslich des bush-besuchs - um den teufel auszutreiben. seine kuriose selbstdarstellung, das hoechst umstrittene verfuegungsgesetz, die einschraenkung der presse-freiheit und seine anbandlung mit dem iranischen praesidenten (isrealis erhalten seit kurzem kein visum mehr fuer venezula) lassen fuer die meisten suedamerikaner nur ein urteil ueber chavez zu: eindeutig "loco"! socialism gone wrong again.

Manaus (7.4.2007)


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