2007/05/14

Equador

Wie der Name Equador (auch Ecuador) schon vermuten lässt, liegt das kleine südamerikanische Land beidseitig des Äquators. In Equador wird diese Tatsache mehr zelebriert als in anderen Staaten: das „Mitte der Erde“-Monuments in der Nähe der Hauptstadt Quito wird als großes Touristenziel verkauft (in Brasilien ist der Äquator nicht einmal markiert). Wie die angrenzenden Staaten lässt sich auch Equador in grundverschiedene Zonen einteilen. Das tropische Tiefland an der Pazifikküste, das Hochland in den das Land in Nord-Süd-Richtung zerteilenden Anden und das Amazonasbassin auf der östlichen Seite der Bergketten. Equador ist zwar in den absoluten Zahlen nicht besonders bevölkerungsreich (unter 15 Millionen), hat aber mit 50 Einwohnern pro Quadratmeter die höchste Bevölkerungsdichte Südamerika. Zum Vergleich: Deutschland hat 250, Indien 350 Einwohner pro Quadratkilometer... selbst hier ist also noch Platz! ;) Equador ist ein armes Land, viele Equadorianer leben aus wirtschaftlichen Gründen im Ausland, so dass jeder irgendwo einen Verwandten in Kolumbien, den USA oder Europa hat.

Equador zählt mit Peru und Bolivien zu den Andenstaaten, die von den Bergen, und den in ihnen bis heute vorhandenen Indio-Kulturen geprägt ist. Lamas, Panamahütte (stammen nicht aus Panama, sonder aus Equador!) und Ponchos sind ein alltäglich Anblick in der Andenregion. Der Anteil der Indio-Bevölkerung ist schwer einzuschätzen, liegt jedoch, mit Mischbevölkerung (Mestizen) gerechnet, nahe 50 Prozent. Der Rest stammt aus Europa, der Karibik oder aus Afrika. Der Anteil der Katholiken liegt bei 95 Prozent. Das kleine Land ist keineswegs homogen: die Konkurrenz zwischen Tief- und Hochland ist groß. Dies gilt insbesondere für die beiden größten Stadt Equadors: das als ärmer und politisch links-ausgerichteten Guayanquil (3 Millionen Einwohner, am Meer) und die reiche und als konservativ geltende Hauptstadt Quito (1,5 Millionen Einwohner, auf 3000 Metern Höhe) liegen in ewigen Konflikt. Praktisch unbevölkert, aber von ganz anderer Bedeutung sind die 1200 Kilometer vor der Küste gelegenen Galapagos-Inseln: einem der außergewöhnlichsten Orte des Planeten (mehr dazu später), die ebenfalls zu Equador gehören. Wegen der günstigen Preise, der tropischen Lage und der Gastfreundlichkeit der Equadorianer ist das Land eines der beliebtesten Reiseländer in Südamerika.

Equador war schon seit langen, schwer einzuschätzenden, Zeiten von indigenen Völkern besiedelt, gehört später zum nördlichen Teil des Inka-Imperiums (mit dem Zentrum in Peru), bis die Spanier es ein Jahrhundert später, um 1550, kolonialisierten. Regiert wurde die Provinz, wie auch heute, von Quito aus. Quitos Altstadt gilt als die größte Kolonialstadt in Südamerika und steht heute unter Schutz als „UNESCO Weltkulturerbe“. Nachdem in Venezuela und Kolumbien die Spanier vertrieben wurden, befreiten Simón Bolívar und Antonio José de Sucre 1821 auch Equador. Als Bolivars Gran Colombia 1830 auseinander fiel, entstand das heutige Equador. Die Grenzen mit Kolumbien und Peru blieben umstritten - der letzte bewaffnete Konflikt mit Peru wurde erst 1998 beigelegt. Die folgende Geschichte, im Grunde bis in die heutige Zeit, war durch große politische Instabilität, Korruption und Putsche geprägt. Technisch gesehen ist Equador eine demokratische Republik (mit Wahlpflicht!), de facto werden Amtszeiten meist (unfreiwillig) nicht zu Ende gebracht. He, wer sagt hier „banana republic“?

Wurde in den 70er Jahren die Wirtschaft noch von Erdölfunden halbwegs getragen, eskalierten in den 90er Jahren die sozialen Konflikte. Höhepunkt war die Amtszeit des politischen Stümpers Bucaram, der mit uneinlösbaren sozialistischen Versprechen durch einen Großteil der Indio-Stimmen 1997 an die Macht kam. Er löste Chaos in Equador aus und wurde nach wenigen Monaten vom Parlament als geisteskrank abgesetzt und musste fliehen. Der vermutlich durch die Umweltzerstörung des Menschen ausgelöste „El Nino“-Regen verwüstete 1998 Teile des Landes und vergrößerte die Not. Unter höchstem ökonomischer Druck (unter anderem Zusammenbruch der Banken wegen Kapitalflucht) beschloss 2000 Präsident Mahuad einen ungewöhnlichen Schritt: Abschaffung der eigenen Währung Sucre und Einführung ein Fremdwährung als Landeswährung – des US-Dollars! Sucre hätte sich sicherlich im Grabe umgedreht und die Bevölkerung lief Sturm... keine zwei Wochen nach dieser Absichtsankündigung wurde der gewählte Präsident von Militär- und Indianerverbänden abgesetzt. Nach einigem hin und her wurde schließlich der Vizepräsident Noboa als Präsident eingesetzt. Dieser setzte letztlich doch die „Dollarisierung“ in die Tat um. Sieben Jahre später müssen die meisten Equadorianer zähneknirschend zugeben: es ist eine Schande, aber der Dollar hat die Wirtschaft stabilisiert. (v2)