2006/06/25

Phonsavan (25.6.2006)


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Originally uploaded by schlagwein.

Im Bus nach Phonsavan und damit schon auf halben Weg zu einem eher unüblichen Grenzübergang nach Vietnam lernten wir zwei Israelis kennen (was ist denn da das Femininum... Israelinnen?!)... wir konnten hervorragend über die WM fachsimpeln und zudem mit vereinigter deutsch-israelischer Bargaining-Power Preise aushandeln, die sogar Jehova zahlen würde! ;) (man möge mir die kleine Blasphemie verzeihen)
In Phonsavan angekommen zeigte sich recht schnell, dass erwartungsgemäß außer dem "Plain of Jars" nichts zu sehen sein würde: Die Stadt ist eine typisches Provinznest entlang der Fernstrasse. Der historische Stadtkern wurde durch das (damals übrigens offiziell nicht stattfindende) massive US-Bombardement im (eben nicht nur) Vietnam-Krieg zerstört. Die Bombenkrater sind noch en masse zu sehen. Ein Grund dafür, dass gerade hier soviel Bomben vielen, ist, dass sich die kommunistische Guerilla gerne in der Nähe der historischen Ausgrabungen aufhielt, um der Bombardierung zu entgehen... erfolglos.
Die Plain of Jars ist eine Ansammlung mehrerer tausend großer Steinkrüge unbekannten Ursprungs (siehe Fotos). Sie sind in mehreren Gruppen um Phonsavan herum verteilt. Das Alter dieser aus ganzen Steinen gehauenen Krüge wird auf 3000 Jahre geschätzt (ohne organische Substanzen ist die Zeitbestimmung wohl nicht so einfach)... Aber wer und für welchen Zweck sie erschaffen und dorthin gebracht wurden ist bis heute ein Rätsel.
Während unser Guide sie mit der beliebten laotischen Tradition der Gewinnung alkoholreicher Getränke in Verbindung brachte (naja...), waren unsere beiden Kunsthistoriker der Meinung, dass es sich bei den Ansammlungen von Krügen offensichtlich um Grabstätten handeln müsse - auch ohne Knochenfund. Aber wo sind die Überreste der Leichen? Wurden sie eingeäschert? Oder wie bei den Parsen den Vögeln zum Fraß vorgelegt? Welches Volk hat hier gelebt? Und wer hat dafür gesorgt, dass sie es nicht mehr tun? Fragen über Fragen und keine Antworten. Tja ja, wir wissen halt noch längst nicht alles (gell, Mathias?). 8) War auf jeden Fall alles sehr mysteriös.
Da es sowieso im Guide-Programm vorgesehen war, besuchten wir noch ein "old capital" und ein "original tribe village"... wer mich kennt, weiß ja ungefähr wie viel ich von solch organisierten Gruppenfahrten und "authentischen" Zwischenstopps halte. Leider kommt man in Phonsavan nicht um eine organisierte Tour herum, wenn man die Jars sehen will - Vorschrift ist Vorschrift. Wir leben ja immer noch im Sozialismus, da wird dieser fragwürdige westliche Individualismus nicht so gerne gesehen (da blickt ja kein Mensch mehr durch). ;)
Abends buchten wir noch den Lokalbus nach Vietnam, wobei wir uns gegen die Variante des laotischen Direktbusses nach Vinh entschieden und erstmal nur bis zur Grenze fuhren - wir wollten direkt nach Hanoi. Als ich Bedenken anmeldete, dass es möglicherweise aber einfach keinen Bus nach Hanoi gebe wurde basis-demokratisch überstimmt. Als Verfechter von Demokratie und Gleichberechtigung musste ich dass natürlich hinnehmen - wobei meine Erfahrung mich eigentlich lehrte, nicht unbedingt darauf zu vertrauen, dass da "wo ein Highway lang führt, gibt es auch eine Busverbindung" (Norah)... das kann ins Auge gehen (gell, Susi?). Aber gut: selbst wenn man irgendwo strandet, heißt das ja nicht, das man einen schlechten Tag haben muss - und selbst wenn: Deutschland hatte gerade Schweden fachgerecht eingetütet und damit war ich schon mal grundsätzlich gut gelaunt. Allerdings: Die Erfahrung behielt recht... ;)

Daniel