2006/07/13

Hoi An (13.7.2006)


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Originally uploaded by schlagwein.

Voellig muede – wir hatten beide im Bus nicht besonders viel schlafen koennen – kamen wir morgens in der bekannten Schneiderstadt Hoi An an. Kaum vom Bus ausgespuckt, wurden wir wie gewohnt mit Hotelangeboten ueberschuettet. Hoi An war einmal als Touristenort so beliebt gewesen, dass ploetzlich viel zu viele Hotels gleichzeitig aus dem Boden gestampft wurden. Die Preise gingen schnell in den Keller und die meisten Hoteliers versuchten, sich durch Zusatzangebote wie z.B. Swimmingpool, Fruehstuecksbuffet oder kostenlosem Fahrradverleih von der Masse der Konkurrenz abzuheben – fuer den gleichen Preis. So kam es, dass wir bereits bei der ersten Besichtigung eines Hotels mehr geboten bekamen als wir uns je erhofft hatten. Und nach der letzten Hotelerfahrung (als wir mitten in der Pampa in ein Stundenhotel eincheckten – s. Bericht zu Tam Coc!) waren wir ueber jedes saubere Handtuch und jedes geputzte Bad mehr als gluecklich. Fuer 10 Dollar (ca. 7 Euro) hatten wir ein super-schoen eingerichtetes Zimmer mit Klimaanlage, Minibar, Fernseher, Bad mit Badewanne, Kleiderschrank mit Bademaenteln, Regencapes und Schirmen, Schminktisch, Swimmingpool, kostenlosen Fahrraedern und echt gutem Fruehstuecksbuffet mit Nonstop-Banana-Pancakes (ja, noch mehr Pancakes!)! Noch Fragen?
Hoi An zeichnet sich neben seiner suessen vietnamesischen Architektur in Form von wunderschoenen alten Holzhaeusern mit vielen bunten Lampinions an den Hausfronten besonders durch das riesige Angebot seiner hunderten von Schneiderlaeden und Schuhmachern aus. Die ganze Zeit habe ich nur an meine Maedels in Bonn und Koeln denken muessen – sie haetten es geliebt! Ihr koennt Euch nicht vorstelen, wie billig hier die massgeschneiderten Sachen aus den schoensten Stoffen waren! Und diese Schneider waren tatsaechlich in der Lage, alles anzufertigen, was man sich vorstellte und faehig war zu erklaeren. In den Geschaeften lagen die neuesten Kataloge der beruehmtesten Modedesigner und man konnte froehlich zwischen Gucci-Kleid und Armani-Anzug waehlen, die dann einfach nach Darstellung kopiert wurden. Benommen rannte ich durch die Strassen und ueberlegte hin und her, wo ich noch ein paar Scheinchen locker machen koennte. Eigentlich erlaubte unser Budget keine grossen Ausschweife, aber da wir beide in naechster Zukunft, wenn wir in Deutschland wieder Geld verdienen muessten, mit einem Anzugtraeger-Job rechneten (das war die beste Ausrede, die uns in den Sinn kam), gaben wir uns der Auswahl der Schnitte und Stoffe hin. Daniel hat sich nach und nach 4 komplette Montouren mit Jackett, Hose und Hemd aus Kashmir, Seide und Baumwolle (je zw. 30 und 45 Euro) machen lassen (plus zuvor schon einen in Thailand!), dazu hat er sich die jeweils passenden Schuhe ausgesucht und mir alles zusammen am letzten Abend im Hotel in einer kleinen Modenschau vorgefuehrt – nicht schlecht, Herr Schlagwein wird erwachsen! 
Ich bin natuerlich auch nicht zu kurz gekommen: neben zwei Sommerkleidern (6-7 Euro), einem Ballonrock mit passendem Top (15 Euro), einem Hosenanzug mit passendem Rock aus Kashmir (ca. 45 Euro) habe ich mir zwei paar Lederstiefel (ca. 24 Euro) und zwei paar Sommerschuhe (ca. 8-9 Euro) aus Leder machen lassen. Fuer alle Hoi An-Reisenden: in dieser Stadt muss man hoellisch aufpassen und immer gut handleln! Wir haben uns stundenlang Stoffe angeguckt, verglichen, gehandelt und sind immer wieder aus den Laeden gegangen bis das Angebot und der Preis stimmte. Bei den meisten Schneidern kann man davon ausgehen, dass sie beim Preis mit dem Doppelten des eigentlichen Wertes anfangen, bei den Schuhgeschaeften kann man bis zu einem Viertel des Preises verhandeln. Ich empfehle, sich die bereits angefertigten Anzuege fuer andere Kunden oder die Stuecke in der Auslage anzuschauen – die Qualitaet ist sehr unterschiedlich (sind die Naehte gerade, ist das Futter stabil,fusselt bzw. knittert der Stoff...?). Immer fragen, wieviele Anproben der Preis enthaelt und ob sie so lange korrigieren bis der Anzug sitzt! Unbedingt auch die Art des Futters klaeren – Seide oder Satin, ganz oder halb gefuettert...? Materialien immer mit einem Feuerzeug auf Polyester oder Viskose testen – Seide und Kashmir sind natuerliche Stoffe und riechen beim Verbrennen nach angebrannten Haaren, nicht nach Plastik, ausserdem schrumpfen sie nicht zu einer klebrigen Masse zusammen, sondern loesen sich in weichen Russ auf. Dies ist in Asien eine normale Methode, am besten fragt man hoeflich nach einem Stueck des Stoffes und geht damit vor die Tuer, so dass man nicht gleich den ganzen Laden abfackelt. Dies sind nur ein paar Tips am Rande, am besten holt man sich vorher ein paar professionelle Tips im Netz. Ich wuerde auch immer im Hotel oder andere Reisende nach Empfehlungen oder Erfahrungen fragen.
Hoi An hat auch wunderschoene Bars und Cafes und preiswerte und gute Restaurants. Unbedingt Cai Lao (lokale Nudelsuppe mit Rind) probieren!
Alles in allem war unsere Fahrt in diese Stadt ein reiner Shopping-Trip. Dennoch gibt es natuerlich auch andere Sehenswuerdigkeiten wie zum Beispiel die alte Tempelstadt der Cham, My Son, die –Oh Gott, hier muss ich mich schnell mal ein bisschen schaemen – wir aus rein zeitlichen Gruenden zum Schluss nicht mehr sehen konnten, obwohl sie ganz oben auf unserer Liste stand! Ausserdem gibt es ungefaehr 4-5km vom Ort entfernt einen akzeptablen Strand, an dem man sich zwischendurch mal ein bisschen vom Shoppen erholen kann - wenn man es hinkriegt, die zahlreichen und aeusserst hartnaeckigen Strandverkaeuferinnen zu ignorieren.
Abends passiert dort etwas recht seltsames: unzaehlige Menschen aus dem Dorf ruecken mit Bastmatten und ganzen Garkuechen an und bauen alles um einen herum auf. Kontaktangst gibt es in Vietnam nicht und so kann es sein, dass man ploetzlich neben einem Haufen gegrillten Fisch und Massen vietnamesischer Familien aufwacht - Achtung, die vietnamesischen Maenner sind die schlimmsten Spanner! :-)

Hannah