2006/07/17

Phnom Penh (17.7.2006)


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Originally uploaded by schlagwein.

An der kambodschanischen Grenze wurden wir mit unglaublich breitem Laecheln begruesst! Ueberhaupt schien die gesamte Stimmung mit der vietnamesisch-kambodschanischen Grenze ploetzlich ganz anders.
Mit einem aeusserst holprigen Bus (alles klapperte, die Sitze hatten wohl auch schon mehrere Kriege ueberlebt und teilweise gab es keine Fenster, geschweige denn Klimaanlage) fuhren wir zuegig durch Felder und Doerfer Ost-Kambodschas. Die Bevoelkerung ist sehr, sehr arm und voe allem in den vom Tourismus bisher nicht erreichten Staedtchen oder Doerfern sahen die Menschen teilweise richtig schlimm aus: viele Menschen waren wirklich nur in durchloecherten Lumpen bekleidet, ueberall rannten kleine Strassenkinder umher, die versuchten, sich die Aufmerksamkeit der Reisenden in den haltenden Bussen zu erkaempfen. Bevor wir weiterfuhren, kauften wir ein paar Baguettes mit Schmierkaese – auch hier ein Relikt der franzoesischen Kolonialzeit.
In Phnom Phen wurden wir an einem Guesthouse mitten in der Stadt raus gelassen. Daniel hatte aber schon von einem See am Rande der Stadt gehoert, an dem man preiswert unterkommen konnte. Also taten wir uns mit ein paar englischen Maedels aus dem Bus zusammen und teilten uns eine Motorrikscha, die sehr unter vier Personen und unserem ueberdimensionalem Gepaeck litt (die Schuehe und Anzuege aus Vietnam), zum See, wo wir in einem typischen Longhouse (aneinander gereihte, einstoeckige Baracken, die an einem langen Flur ein langes Gebaeude bilden) ein billiges und auch nicht besonders ansprechendes Zimmer fanden. Das schoene an diesem Ort war die riesige Terrasse, die nach hinten hinaus auf Pfloecken ueber dem See gebaut war. Wenn auch der eigentliche Ort nicht wirklich schoen war – bei dem See handelte es sich eigentlich um eine Art Slum, der nur aus Wellblechhuetten und aus Platzmangel eben auf Stelzen in den See gebaut wurde – so hatte man hier zumindest Ruhe vor der hektischen Stadt. Hier gab es alles, was das Backpackerherz begehrt: Pfannkuchen, Bier und einen riesigen Fernseher mit DVD-Player!
Am naechsten Tag fuhren wir zu dritt auf einem Moped zum grauenhaften “Prison 21”, das in der Zeit des schrecklichen Pol Pot-Regimes die Intellektuellen des Landes gefangen hielt. Heute ist dieser Ort des Grauens ein Museum, an dem die Bilder vieler Opfer, ihre Folter und die unglaublichen Geschehnisse jener Zeit dokumentiert wurden. In Deutschland hatten wir uns zu diesem Thema schon schlau gemacht, nachdem wir den Film “Killing Fields” gesehen hatten. Jeder, der ueber diese Thema noch nicht so genau Bescheid weiss, sollte sich diesen Film unbedingt anschauen! Kambodsch war vor dem Einmarsch der roten Khmer einmal das reichste Land SO-Asiens gewesen, doch heute ist davon nichts mehr uebrig. Die Wirtschaft des Landes ist kaum existent, die Intellektuellen wurden damals wortwoertlich ausgerottet (die Roten Khmer wollten einen Bauernstaat schaffen) und bis heute merkt man, dass sich der Saat davon weder politisch noch menschlich kaum erholen konnte.
Deshalb fand ich es erstaunlich, welch gute Laune die Kambodschaner faehig waren zu verbreiten. Noch nie habe ich Menschen so oft lachen sehen und bis auf einige wenige Ausnahmen waren die Menschen unheimlich freundlich und bemueht.
Um unsere Laune wieder ein bisschen aufzuhellen, besichtigten wir danach die wunderschoene Silberpagoda (Wat Phnom) und den Koenigspalast, die eine riesige Tempelanlage und das Nationalmuseum mit den wichtigsten Originalstatuen der Tempelanlagen von Angkor beherbergt. Obwohl die Roten Khmer mehr als 40% aller Kulturgüter zerstört haben, ist das Nationalmuseum immer noch reich an Khmer Kunst und Kultur.
Leider hatte ich mal wieder nicht die entsprechende Tempelkleidung an – ein aermelloses T-shirt zeigt zuviel Schulter – und so musste ich mir bei 40 Grad ein dickes Baumwollhemd ueberziehen. Naja, selbst Schuld!
Danach goennten wir uns auf dem Parkplatz ein para gebratene Nudeln an einer der zahlreichen Garkuechen und setzten uns zusammen mit unserem Fahrer auf den ausgelegten Bastmatten nieder. Wie sich herausstellte, ging es ihm gar nicht gut. Er hatte Fieber und fuhr uns trotzdem fuer 3 Dollar den ganzen Tag durch die Gegend. Nachdem wir in einem Supermarkt noch schnell ein para Dinge fuer die Weiterreise nach Angkor gekauft hatten, machten wir uns dann auch schnell auf den Weg zurueck zum Guesthouse, wo wir ihn ein bisschen mit deutscher Medizin versorgten und ihn zum Schlafengehen schickten.
Am naechsten Tag packten wir unseren Kram zusammen und zogen mit unseren Hinkelsteinen von Gepaeck zu unserer Busagentur, von wo aus man uns mit einem Moped zum Bus bringen sollte. Da Daniels Rucksack so schwer war, hatte der Fahrer alle Muehe, geradeaus zu fahren. Nach langem Hin und Her ist er die Strecke dann viermal gefahren: zwei mal mit je einem Rucksack, zweimal mit uns.
Wieder einmal nahmen wir uns vor, nichts mehr zu kaufen und nur noch mit kleinem Gepaeck zu reisen...wir werden sehen!
Eine sechs-stuendige Fahrt sollte uns ueber die holprige Starsse nach Siem Reap bringen, von wo aus wir Angkor besichtigen wollten.

Hannah