2006/09/04

Bali (4.9.2006)


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Originally uploaded by schlagwein.

Bali hat alles Versprochene gehalten. Jedes Klischee wurde bedient, jeder Tropenzauber ausgereizt und waere die Insel nicht fest im Vulkangestein verankert, wuerde sie mit Sicherheit vor lauter Surfbrettern und gestaelter Muskelmasse untergehen.
Als wir spaet in der Nacht am Flughafen von Denpassar landeten, war aber alles in bester asiatischer Ordnung: mit einem voellig ueberteuerten Taxi (und wir hatten schon so hart wie moeglch gehandelt) fuhren wir nach Kuta - der Mainstreamtourismus sollte uns fuer diese kurze Zeit auf der Insel wiederhaben. Hier tobt das Nachtleben auf jeglichem Niveau, hier kuessen ie heiligen Wellen den Strand und die Surfer ihre Groupies - willkommen, willkommen!
Die erste Nacht schliefen wir in einem gerde Frisch renovierten Guesthouse – davon zeugten die rumstehenden Farbeimer in unserem Zimmer - und machten uns dann gestaerkt auf, die Vorbereitungen fuer unseren hohen Besuch am naechsten Tag zu erledigen.
Am naechsten Tag waren wir so fasziniert von den lokalen Automietpriesen, dass wir direkt einen Jeep fuer 8 Dollar am Tag mieteten und damit - proll,proll - zum Flughafen duesten, um Dragan dort einzusammeln.
Nach ein paar Stunden Wartezeit hatten wir ihn endlich mitsamt seines Gepaecks auf dem Ruecksitz unseres Wagens verstaut und nun sollte der Stress erst richtig losgehen: die Zimmersuche.
Daniel hatte sich wie so haeufig ein ruhiges Plaetzchen irgendwo an einem unbeseelten Strand vorgestellt, aber in diesem Punkt wurde er schnell von Dragan und mir ueberstimmt (Sorry, Baby!). Dragan war ja schliessllich als frischer Single unterwegs und ich hatte nach ueber sieben Monaten Reisen doch sooo grosse Lust auf eine wilde Partynacht mit meinem besten Freund! (grosse Augen und Unterlippe nach vorne geschoben…) Nach etwas laengerem Hin und Her einigten wir uns dann auf folgendes: die ersten Tage rocken wir ein paar Parties und geben alles (hier durfte sich Daniel dann auch gelegentlich ein wenig ausklammern), danach durfte sich Daniel ein abgelegenes Ziel aussuchen, an dem wir dann im Kollektiv Muscheln sammeln und kuriose Tiere (“Baby, guck mal, was ich hier gefunden hab!”) fangen (UND AUCH WIEDER FREILASSEN!!!). Also checkten wir auf Kutas belebtester Strasse in einem kleinen und sauberen Hotel fuer fuenf Euro die Nacht ein (Zimmer lagen in einem Hof nach hinten und waren zum Glueck nicht mit in das Party-Geschehen einbezogen).
Leider war das locale Partyangebot nicht immer das, was wir uns so vorstellten und so mussten wir nun erst mal einiges geben, um uns an die Sauf- und Groehl-Gepflogenheiten der Insel (“Is there anybody left in Australia???”) zu gewoehnen. Nun ja, wir kamen schon ziemlich auf unsere Kosten und hatten ne Menge Spass… 

Nach einiger Zeit ging die Stadt aber sogar Dragan und mir auf die Nerven (“Very cheap, very nice, very lookilooki…!”). Alles war auf den schnellen Billig-Tourismus ausgelegt und unser kultureles Leck wurde groesser und groesser (…unser Hirn immer kleiner und kleiner…). Deshalb entschlossen wir uns, doch endlich mal den extra dafuer gemieteten Jeep durch die Gegend zu fahren und ein Stueck der Insel zu erkunden. Dragan nahm schnell wieder den Ruecksitz und auch die bewaehrte Schlafposition ein und los ging es. Wir fuhren ins Touri-Ziel Nummer 1 , nach Ubud, einer kleinen, alten Stadt in der suedlichen Mitte der Insel. Neben vielen alten Haeuschen im balinesischen Stil und schoenen Handwerkslaeden gab es vor allem eines: ueberteuerte, aber wirklich ansprechende Restaurants. Nachdem wir Dragan zum Aufstehen ueberreden konnten, liessen wir uns an einem dieser schoenen Orte in den weichen Bodenkissen nieder. Unser Aktivitaetsdrang war also noch immer nicht zu gross, dennoch entschlossen wir uns, zumindest noch auf eine halbe Stunde be idem so bekannten Tempel in der Naehe der Stadt (danach machten sie naemlich zu…) vorbeizuschauen. Als wir nach etwas laengerem Suchen endlich dort ankamen (zwischendurch hielt uns auch noch die Polizei an und wir mussten Bakschisch zahlen – Daniel hatte seinen Fuehrerschein ein bisschen vergessen…), erklaerte man uns, dass wir nicht etwa an dem beruehmten …”Gunung Batur”-Tempel waren, sondern an einem anderen, der zufaellig den gleichen Namen hatte – wer soll das denn bitte verstehen??? Naja, egal, wir wussten ja nicht, was wir verpassten und dieser war ja auch ganz schoen – wirklich. Spaeter erklaerte man uns, dass die Bezeichnung nur soviel hiess wie “Tempel auf dem Berg” oder so und dass somit einige Orte ueber einen Tempel dieses Namens verfuegten… Aja, aehm, …hat ja niemend mitgekriegt.
Abends gingen wir – wie sollte e sanders sein – auf eine kleine Party. Wie der Name war? - Keine Ahnung, aber danach fragt ja auch niemand.

Aber damit sollte unserer Kultursucht und Wissbegierigkeit noch lange kein Ende gesetzt warden!
Voellig uebernaechtigt beschlossen wir am naechsten Morgen (es war ungefaehr schon halb fuenf oder so…), abends eine balinesische Tanzveranstaltung an einem Tempel der suedlichen Halbinsel zu besuchen. Beinahe haetten wir den Ort puenktlich zu Beginn erreicht. Da wir alle ein wenig leicht bekleidet waren, reichten uns die Damen beim Eingang drei wunderschoene Sarongs und bunte Scherpen, um damit unsere Beine zu bedecken. Danach durften wir die Anlage betreten und den abenteuerlichen Tanzenden zuschauen. Hier wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass es sich zwar rein goegrafisch um Suedostasien handelte, die Kultur der Balinesen jedoch stark dem entsprach, was ich mir unter den Begriffen Polynesien und Suedsee vorstellte. Der Tanz fand direct an den Klippen des beruehmten Surfspots Padang-Padang statt, so dass man auf dem Weg dorthin die wunderschoen klaren Linien sehen konnte, die das Meer mit lautem Krachen und Gurgeln an die Felsen und den Strand sendete. Die Sonne war soeben untergegangen und der Mond leuchtete das ganze Spektakel sehr feierlich aus. Uns war allen klar, das es sich hier in erster Linie um eine Touri-Veranstaltung handelete, aber trotzdem war ich nach der Auffuehrung des Feuer-Tanzes, der eher einem Theaterstueck mit vielen verschiedenen bunten Charakteren glich, tatsaechlich ein wenig berauscht. Eine halbe Stunde lang wirbelten bunte Kostueme, bemalte Masken und wilde Feuerspiele vor unseren Augen umher. An diesem Abend schloss ich Freundschaft mit der balinesischen Kultur, deren exotisches Temperament mich voellig beeindruckte.

Natuerlich sollte auch unsere sportliche Neigung auf dieser Insel nicht zu kurz kommen und so kam es, dass ich meinen ersten Surfunterricht abhielt. Nachdem ich zwei Jahre nicht mehr auf einem Surfbrett gestanden hatte und mir auch nicht si sicher war, was die Darstellung meiner Surfkuenste anging, war ic doch sehr ueberrascht, wir leicht es war. Direkt die erste Welle, die ich anpaddelte, war ein Erfolg: ich stand und fuhr und fuhr und grinste stolz und zufrieden – wow! Seit Daniel und ich zusammen sind, habe ich ihm vom Surfen vorgeschwaermt und deshalb wollte er nun endlich wissen, was mich daran so begeistert. Also liehen wir ein riesengrosses Board der Marke “Gehnichtunter” und los ging es im Weisswasser: die ersten Gleitversuche (naja…) und ein Tag spaeter die ersten Stehversuche und siehe da: er stand! Das war ja einfacher als ich dachte! Auch Dragan schnappte sich bald ein Board und ich muss sagen: fuers erste Mal nicht schlecht! Daniel war gar nicht mehr aus dem Wasser zu kriegen. Die Sonne ging bereits unter und Dragan planten schon den weiteren Verlauf des Abends, als Monsieur endlich mit langen Armen an den Strand gekrochen kam. 

Nach einer Woche Strand- und Party-Vergnuegen buchten wir drei Tickets auf die oestlich von Bali liegenden Insel Flores. Kein Surf, keine Party. Dafuer Traumstrand und Ruhe, Ruhe, Ruhe…

Hannah