2006/09/09

Kanawa (9.9.2006)


DSCN8920
Originally uploaded by schlagwein.

Nach soviel Kuta-Partyspass/-stress waren vorallem Dragan und ich froh, mal ein paar Tage klassischen Tropentraum zu haben. Wir flogen also von Kuta mit einem Billigflieger nach Luanbajo, der oestlichsten Stadt auf Flores. Dabei fliegt man ueber Lombok, Sumbawa, Kommodo, Rinca und einen Haufen anderer Inseln hinweg... und das sieht beeindruckend aus! Eine Paradiesinseln mit Korallenriff an der naechsten - und das ganze ist dennoch nur ein winziger Ausschnitt aus Indonesien: was fuer ein Land! Ich glaube, man kann Jahre nur durch Indonesien reisen: Fast 20000 Inseln, 4000 Kilometer Breite und in den meisten Gebieten kaum Touristen. Beachtlich war, dass man schon aus der Luft die Veraenderung der Vegetation von Asien zu Australien sehen konnte (im Wesentlichen gruen zu braun)! Bali liegt noch auf der asiatischen Platte, Lombok dagegen schon auf der australischen Platte - haben wir gelernt.
In Luanbajo angekommen, wurden wir direkt von den lokalen Touts in Empfang genommen, die natuerlich alle den besten Bus, das beste Hotel und die beste Insel anzubieten hatten. Wir entschieden uns fuer Pulau Kanawar, eine kleine Tropeninsel vor der Ostkueste, mit dem Boot eine gute Stunde entfernt... Nach einem kleinen Missverstaendnis mit der lokalen Bootmafia und entsprechend gereizter Stimmung fuhren wir uebermuedet los.
Bereits bei der Ankunft sahen wir vom Boot aus Kilometer-lang unter uns Korallen, Korallen, Korallen... eine unglaubliche Unterwasserlandschaft. Kanawar ist ueber Wasser ein kleines Inselchen mit einem Berg in der Mitte, ein paar Palmen, 10 Bambushuetten und sonst nix (so etwa wie die Insel in "Cast Away"). Rings um die Insel herum gibt es nichts ausser einem wunderschoenen, riesengrossen Korallenriff. Uns gelang es nicht nur Dragan (noch nie in den Tropen geschnorchelt...) nachhaltig zu beeindrucken, sondern auch uns ("wir war schon auf den Andamanen...") selbst: es ist jedesmal erstaunlich, wie sehr sich auch Unterwasserlandschaften unterscheiden. In den Tagen sahen wir neben unzaehligen Seesternen auch Seepferdchen, Rochen, Schildkroeten und Delfine! Alles, was uns dabei direkt am Strand begenete wurde gnadenlos fotografiert (siehe...). Hinter jeder Ecke gabe es etwas neues zu entdecken. Am meisten beeindruckt hat uns aber einfach das Riff selbst: direkt vor unseren Huetten im Meer gab es Weichkorallen, die in alle Richtungen, soweit der Blick reicht (und die Sicht war kristallklar), den Meeresboden komplett bedeckten... Wahnsinn!
An einem Tag charterten wir uns ein Boot uns fuhren zu Pulau (Insel) Rinca, wo es die beruehmten Kommodo-Warane gibt, die man nur hier und (naheliegend) auf der Nachbarinsel Kommodo sehen kann. Mit weniger Touristen und mehr Waranen soll dabei Rinca eigentlich der bessere Nationalpark sein. Angesichts der innerhalb von zwei Jahren jedoch von etwa 2 auf etwa 30 Dollar angestiegenen Eintrittspreise (fast ein Monatslohn in Indonesien!) entschieden wir uns jedoch spontan zum Boykott und liesen uns von unserem Boot stattdessen zu einem Riff an einer der vielen unbewohnten Inseln fahren. Ich denke, dass war ein sehr gute Entscheidung - zumal wir die Warane schon kostenlos an der Anlegestelle gesehen hatten (und so viel groesser als die auf den Perhentian Islands sind sie nun auch wieder nicht).
Der spaerliche Strom abends (im Regelfall 2 bis 3 Stunden) wurde von uns ausgiebig fuer Film-Sessions und Schachpartien (Deutschland vs. Serbien 2:3, Dragan hat mich leider eingetuetet) genutzt... Ansonsten gab es nicht viel zu tun - ausser: Fischen! Ja, richtig gelesen. Dabei war die verwendete Methode eher rustikal: unter dem Bootssteg suchten jeden Tag ein Fischschwarm Schutz vor den Haien und anderen grossen Jaegern. Der Schwarm bestand dabei aus sovielen Fischen, dass es reichte, den Angelhaken einfach ohne Koeder ins Wasser zu werfen und nachdem sich der Schwarm um die Einwurfstelle wieder geschlossen hatte, diesen einfach nach oben zu reissen - und man hatte (oft!) einen Fisch dran. Fast Schlaraffenland also... Jedoch hatte wir die Technik noch nicht so richtig raus und mussten mit ansehen, wie die Locals dies hinkriegten, wir aber nicht (ausser 2, 3 Fischen...). Das "tourist never catch fish" konnte ich natuerlich nicht auf mir sitzen lassen: das Problem war einfach, dass wir unsere eigenen Haken durch die Wasseroberflaeche nicht sehen konnte und keine Ahnung hatte, ob er ueber, unter oder in dem Schwarm war. Also schnappte ich mir kurz entschlossen einen Schnorchel und die Angelrute - und angelte direkt schwimmend mit perfektem Blick im Wasser. Auch wenn diese Schwimm-Ruck-Zappel-Methode keine traditionelle Angelmethode sein duerfte - und auch nicht besonders elegant aussah (Hannah: "this is not my boyfriend") - so war sie doch extrem effizient: spaetestens beim 18ten Fisch lachte keiner mehr ueber mich. Tja, auch mal was erfunden. Mit den ganzen Fischen konnten wir auch noch die beiden Hollaender (die einzigen anderen Touristen auf der Insel) am Abend mit bekoestigen.
Kanawa war auf jeden Fall beeindruckend und hat den Flug gelohnt. Wer auf "einsames Inselparadies in den Tropen" steht, wird hier bedient.

Daniel