2006/03/12

Munnar (12.3.2006)


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Originally uploaded by schlagwein.

Munnar ist ein auf etwa 2000m gelegener Ort, der im Wesentlichen für die Schönheit seiner Landschaft und Teeplantagen bekannt ist.

Endlich saßen wir mitsamt unseres schweren Gepäcks und völlig nass geschwitzt im Bus, der uns nach Munnar bringen sollte. Die Hitze war unerträglich und unsere Ungeduld auch, nachdem wir noch so lange im überhitzen Bus auf die Abfahrt warten mussten. Wild ruckelnd ging es los. Wir hatten den Busbahnhof noch nicht verlassen, als unser Vehikel, das mir sowieso nicht allzu sympathisch und zuverlässig erschien, nun endgültig den Geist aufgab. Wir mussten alle den Bus mit dem Kommentar „only five minutes“ wieder verlassen. Nach ca. eineinhalb Stunden Warterei ohne ein einziges Lebenszeichen unseres Fahrers, begannen wir mit einem Taxifahrer einen Preis auszuhandeln. Für umgerechnet 28 Euro traten wir zusammen mit zwei Mädels aus England, die wir am Bussteig getroffen hatten, die vier-bis-fünfstündige Reise in die Berge an. Es handelte sich um eine der Luxusvarianten der Taxis: ein durchgesessener Ambassador, dessen Interieur wie auch das Äussere sich seit den 50ern abgesehen von einigen Roststellen nicht mehr verändert hatte. Stolz, ein paar Touris abgegriffen zu haben, ließ der Fahrer, der das Alter des Gefährts noch um einiges überschritt, den Wagen durch die Strassen gleiten. Auf indischen Strassen gilt immer: der Stärkere hat Vorfahrt. Sollte unklar sein, wer der Stärkere ist, hat der Mutigere Vorfahrt, in diesem Fall auch meistens der mit der lauteren Hupe. In diesem Punkt hat die Evolution dem Verhalten von Affen noch nicht viel voraus und somit wichen uns alle Rikschas und Möchte-gern-Autos schnell aus dem Weg. Vor Sonnenuntergang hatten wir oft eine tolle Aussicht auf die tolle Landschaft im Landesinneren. Die Gegend lebt von riesigen Wasserfällen, deren Flusslauf uns die Richtung wies. Im Dunkeln mussten wir den Fahrer eindringlichst bitten, die Scheinwerfer anzumachen. Mit ängstlichem Blick erkannte ich so gerade noch den tiefen Abgrund zu meiner Rechten. Den Fahrer schien das nicht zu beeindrucken – vielmehr war er besorgt um seine Lichtmaschine, die nicht mehr lud, wie er uns mit wilder Gestik versuchte klar zu machen. Das wiederum ließ uns relativ kalt und wir bestanden auf eine Nachtfahrt ohne zusätzlichen Spannungseffekt.

Kurz nach unserer Ankunft wurde ich – wie sollte es anders sein – krank. Anscheinend war ich zu optimistisch, nach fünf Wochen ohne Magenerkrankung nicht mehr der Indienkrankheit zu erliegen. Ich erspare Euch lieber die Details. Nur eines: solltet Ihr Nach Indien fahren, sollte eine gute Reiseapotheke einen gewissen Platz in Eurem Reisegepäck einnehmen.
Munnar war wirklich schön und nach der Hitze an der Küste Keralas geradezu erleichternd kühl. Immer noch ziemlich angeschlagen, unternahm ich dennoch mit Daniel zwei Touren in die Berge. Wäre mir nicht wieder so fürchterlich schlecht geworden, wäre die Bustour bestimmt toll gewesen – die Landschaft hätte es verdient! Zumindest wurden wir am Ziel unserer Tour belohnt: aus nächster Nähe konnten wir eine komplette Familie wilder Elefanten beobachten inklusive zweier Mini-Elefanten-Babies, die sich an den Bauch ihrer Mutter drängten. Super!
Außerdem bekamen wir noch ein paar Bisons, einige Steppenhirsche und jede Menge frecher Affen zu sehen. Nachdem wir zunächst immer nur ein paar Schatten im Busch sahen oder irgendetwas rascheln hörten und unser Guide ganz aufgeregt in die Luft sprang und offensichtlich freudig erregt irgendwelche Tiernamen nannte, hatte ich den leisen Verdacht, dass es sich auch hier mal wieder um eine der vielen Touri-Abzocken handelte und vermutlich nur ein Kollege mit einem übergezogenen Fell durch die Büsche kroch und „den Tiger machte“. Aber zum Schluss sah ich ein, dass ich ihm Unrecht getan hatte… Sorry!

Hannah