2006/04/27

Udaipur (Lake City) (27.4.2006)


DSCN4988
Originally uploaded by schlagwein.
Am frühen Nachmittag kamen wir in Udaipur an. Ausnahmsweise war die Busfahrt einmal völlig unstressig. Die Landschaft veränderte sich auf den letzten Kilometern so stark, dass man das Gefühl hatte, ein neues Land zu erreichen. Nach den letzten von Hitze und Sand erfüllten Tagen in der Wüste Thar tat es gut, endlich wieder einmal ein paar Grünflächen, bewaldete Hügel und eine Seenlandschaft zu entdecken.
An einer Hauptstraße am Rande des Ortes wurden wir abgeladen und natürlich wieder zugleich von einem Schwarm Rikschafahrern bestürmt, in deren Augen wir vermutlich wieder nur wandelnde Brieftaschen waren.
Wir schauten uns zwei Hotels an und entschieden uns zum Schluss für eine leicht überteuerte Suite in einem schönen Hotel direkt am Seeufer. Denn was wäre Udaipur denn bitte ohne Seeblick? Wir hatten einen atemberaubenden Blick aus einem großen Erker unseres Havelis direkt auf den See und das gegenüberliegende Lake Palace Hotel, das, inmitten des Sees auf einer Insel erbaut, auf dem Wasser schwimmen zu schien.
Noch am gleichen Abend machten wir uns auf, den alten Stadtkern zu erkunden und in den vielen touristischen, aber schönen Läden zu stöbern. Besonders erfolgreich schien der Verkauf von Repliken der bekanntesten Miniaturgemälden aus den Palästen der Umgebung. Diese wurden überall in mehr oder weniger guter Ausführung an den Mann gebracht. Da einige wirklich ganz gut gelungen waren, entschlossen wir uns, in dieser Form ein kleines Souvenir mitzunehmen.
Leider ging es Daniel plötzlich überhaupt nicht gut und wir mussten relativ schnell ins Hotel zurück. Dort beklagte er sich (wie soll es anders sein?) über schlimme Bauchschmerzen und Übelkeit. Noch hatte ich die Hoffnung, er habe nur ein bisschen Magenprobleme durch zuviel Essen, aber in der Nacht bekam er Fieber und die üblichen Indien-Krankheits-Symptome. Unsere Fiebermittel und Antibiotika gegen die üblichen Kolibakterien griffen überhaupt nicht. Auch den Ganzen folgenden Tag blieb er reglos im Bett liegen, so dass ich bald einen Arzt rief. Dieser verschrieb einige andere Mittel und nach ein bis zwei Tagen ging es Daniel ein bisschen besser. Jetzt hatten wir aber endlich beide genug vom ewigen Kranksein und freuten uns sehr, bald den Weg nach Südostasien anzutreten, das hoffentlich weniger Bakterien- verseucht sein würde.
Leider haben wir die Zeit in Udaipur nicht besonders sinnvoll nutzen können, deshalb nahmen wir uns am letzten Tag genügend Zeit für den Stadtpalast und die städtischen Museen. Außerdem erstanden wir in einem der Miniaturläden zwei sehr schöne Bilder, die farblich uns stilistisch gut zusammen passten und nach langem Verhandeln wirklich äußerst preiswert waren. Der Verkäufer schien nicht besonders glücklich über den Deal, aber wir waren halt wild entschlossen, uns nicht abzocken zu lassen. Dafür gab es dann zum Schluss keinen Tee, aber das hielten wir ebenfalls für ein gutes Zeichen.
Inspiriert von den Dekorationen in den Palästen und Havelis wollte ich gerne noch ein paar alte Seidensaris als Vorhänge ergattern. In ein paar Stoffläden wurde ich dann auch fündig. Einige der alten Saris werden wohl nun in Deutschland ein wenig zweckentfremdet werden (es lebe die Emanzipation! J) und je nach Farbe zu Vorhängen und Kissenbezügen verarbeitet werden.
Da ich jedoch sehr genaue Vorstellungen der Farbkombinationen hatte, war ich dennoch nicht ganz zufrieden und wollte in Jaipur, unserer nächsten Station, noch ein weiteres Mal nach Beute Ausschau halten. Abends machten wir uns dann schwer beladen auf zum Bahnhof, um den Nachtzug zu nehmen.

Hannah