2006/05/15

Ko Pha-Ngan (15.5.2006)


DSCN5391
Originally uploaded by schlagwein.

Natürlich ist es uns höchst unangenehm, dass wir als erste Station das Möchte-gerne-Party-Paradies gewählt haben (wie durchschnittlich wir doch sind!). An dieser Stelle bin ich es Daniel wohl schuldig, zumindest kurz zu erwähnen, dass er sich nur meinetwegen auf diese Wahl eingelassen hatte. Zu diesem Zeitpunkt schrie in mir alles nach einer guten Party und ich erhoffte mir, diese auf der doch so sehr dafür bekannten Insel zu finden. Nach drei abstinenten Monaten in Indien freute ich mich auf ein paar gekühlte Flaschen Wein und ein gediegenes Strandleben.
Danach, so versprach ich Daniel, würden wir umsiedeln auf ruhigeres Territorium in Form von einsamer Insel. Hoch und heilig versprochen!
Schon auf der Fähre war uns klar, dass wir den Altersdurchschnitt um einiges erhöhten (das war doch früher immer anders!!!). Der Durchschnitt lag wohl bei 22 Jahren und 2,5 Promille. Nun ja, wir trugen es mit Fassung und schaukelten als erstes Ko Samui entgegen, das in eine dicke Regenwolke gehüllt war. Herzlich willkommen!
Als wir auf Ko Pha-Ngan ankamen, war auch dort leider das Wetter nicht besser und auf dem Pick-Up, der uns zum auserwählten Strand bringen sollte, erlebten wir eine schöne tropische Dusche. Pitschnass erkundeten wir - weiterhin im Regen - den Strand und die Umgebung und entschieden uns spontan für einen anderen Ort. Zwar lag vor uns das schönste Korallenriff (sagte man), aber das Ressort erschien mir sehr ausgestorben (Regenzeit). Somit verschlug es uns nach längerem Hin und Her an eine etwas ruhigere Bucht nördlich von Hat Rin („Party-Central“) namens Hat Yuan. Da dieser Ort nicht mit dem Auto zu erreichen ist, mieteten wir ein Taxiboot (trotz eines Abzocke-Preises von 2 Euro pro Person). Dort angekommen kletterten wir über die wunderschönen Felsen, die die Bucht säumten, den Berg hinauf und suchten nach einer freien Bambushütte. Da die berühmt-berüchtigte Full-Moon-Party bevorstand, waren die etwas schöneren (und leichter erreichbaren, ich dachte dabei nur an das Ende der Party…) Hütten bereits vergeben und so bezogen wir die absolute Aussiedlerhütte hoch oben am Hang des letzten Ressorts, die dafür aber einen tollen Ausblick über die Bucht hatte. Für umgerechnet 3 Euro pro Nacht hatten wir eine Schlafpritsche mit Moskitonetz und eine Art Veranda mit Hängematte – alles war aus Bambus gemacht. Wir fühlten uns wie Robinson Crusoe und beschlossen, die nächsten Tage erst einmal dort zu verbringen. Am Fuße des Hangs befand sich ein sehr gutes Restaurant, das sich zu unserer Überraschung ab 22h zu einer Bar mit einem weitestgehend guten Musikgeschmack entpuppte. Dort fiel noch am gleichen Abend eine Horde betrunkener Kanadier ein, mit denen wir eine kleine Party feierten.
Schon am nächsten Tag sehnte ich mich ein bisschen nach etwas anspruchsvolleren Leuten, aber das behielt ich zunächst einmal für mich. J
Wir verbrachten mehrere Tage an den umliegenden Stränden, wobei die weiter im Norden liegenden Strände die empfehlenswerteren waren, da dort alles noch ein bisschen naturbelassener war und niemand baute. Leider leidet auch Thailand sehr unter dem Mallorca-Sydrom und an jedem schönem Strandabschnitt werden Touri-Bungalows hochgezogen (zumindest keine Wohn-Silos).
An einem Tag unternahmen wir eine Bootstour um die Insel, wo wir an einem der tollsten Riffs schnorcheln konnten. Zum Schluss besuchten wir noch einen kleinen Wasserfall und holten uns hunderte von Mückenstichen im Dschungel. Alles in allem war der Tag eine willkommene Abwechslung zu den übrigen faulen Strandtagen, an denen wir uns eine fette Bräune holten. (Mein Gott, sahen wir knackig aus!J)
Am Samstagabend war es dann soweit und wir bereiteten uns auf eine lange Nacht vor…
Mit Markus aus Deutschland, den wir im Ressort kennen lernten, machten wir uns auf den Weg ins Party-Getümmel. Schon vom Meer aus (wir mussten ja wieder mit dem Boot nach Hat Rin fahren) hörten wir laute Bässe und sahen die kleine Stadt unter Leuchtreklamen zusammenbrechen. Am Strand versammelten sich tausende von Partywütigen, alle bereit für die Nacht der Nächte…so sah es zumindest aus. Leider mussten wir feststellen, dass die einst so beliebte Party sich zu einem absolutem Touri- und Mainstream-Event entwickelt hatte. Besoffene Engländer rannten tatsächlich mit Eimern durch die Gegend, hübsche Prostituierte standen an jeder Ecke (wo bitte kommen die alle her auf so einer kleinen Insel???) und die verschiedenen Bässe der nebeneinander liegenden Lokale versuchten einander zu übertrumpfen, was zu einer völligen Übersteuerung der Anlagen führte. Dennoch gaben wir uns alle Mühe, unsere Party-Stimmung nicht unterkriegen zu lassen und suchten uns den fettesten Bass des Strandes, wo wir einige Stunden tanzten. Eine Zeit lang stiefelten wir mit einigen Thais aus Bangkok, die wir dort kennen lernten, umher, verloren sie aber wieder in den Menschenmassen. Um fünf Uhr morgens (schon!) fanden wir uns völlig fertig auf unserer Decke am Strand wieder. Daniel schlief schon mehrmals ein und ich hatte echte Mühe, ihn auf ein Boot und sicher in unsere Hütte zu kriegen. Demzufolge endete der angebrochene Tag im sinnlosen Nichtstun am Strand.
Das war die Full-Moon-Party auf Ko Pha-Ngan! Zumindest wissen wir nun, wovon alle immer so begeistert waren. Und wären unsere Kölner Feier-Jungs (Hallo Dragan! Hallo Tobi!) dabei gewesen, hätten wir mit Sicherheit nicht so schnell schlapp gemacht!
Nach dieser anstrengenden Aktion (wir waren echt nix mehr gewohnt!) wollten wir beide weg vom Party-Getümmel. Ich konnte nicht einmal mehr die Anwesenheit von Betrunkenen oder anderweitig berauschten Leuten ertragen und so buchten wir zwei Tickets auf die Insel Ko Tao, die ein Stück weiter im Norden liegt.

Hannah