2006/06/12

Chiang Mai (12.6.2006)


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Originally uploaded by schlagwein.

Das Herz Thailands schlägt ja angeblich in Chiang Mai – und durch dieses Image ist es das Touristenziel im Norden Thailands. Im Gegensatz zu Ayuthaya und Sukothai, wo wir praktisch alleine waren, war entsprechend alles voller Farangs. Warum Thais und Touristen einen Chiang-Mai-Besuch als so obligatorisch betrachten leuchtet nicht unbedingt ein, gibt es doch außer dem großen, aber touristischen Nachtmarkt wenige Attraktionen in der Stadt. Der Nachtmarkt ist nicht schlecht, aber in einer Stunde hat man alles gesehen – und wenig davon ist auf Bangkoks Khao San Road nicht sowieso auch zu bekommen. Die Stadt ist süß, aber nicht die schönste Thailands. Man kann die Hill Tribes, die Berg-Urvölker besuchen – das macht aber besser von Mae Hon Son oder Nan aus, wenn man eine authentische Erfahrung sucht. Warum also jetzt genau nach Chiang Mai fahren? Wir wissen es auch nicht. Dennoch blieben wir über eine Woche – wie die meisten anderen auch. Irgendwie war es entspannt… ;)
Zunächst checkten wir im Royal Guesthouse ein. Das klingt jetzt bombastischer als es ist: die Räume waren eher etwas abgerockt und in dezenten Kotz-Grün-Tönen gehalten, und das Hotel lag mitten im Rotlichtviertel - aber die Räume waren „good value“, wie die Traveller sagen. Interessanterweise waren die Preise der Räume abhängig vom Stockwerk: im ersten Stock, der noch recht luxuriös dekoriert war, gab es Räume mit Klimaanlage und Badewanne, im nächsten Stock fiel die Badewanne weg, dann die Klimaanlage, ab dem vierten Stock bestand der Flur nur noch aus Linoleum und Neonlicht. Wir entschieden uns für ein Zimmer im fünften Stock: Unterschied zum vierten ist, dass man „no towel, no toilet paper“ hat, ab dem fünften Stock fällt dann das hot von der hot shower weg usw… Der Preis sinkt von Stockwerk zu Stockwerk um jeweils 1 EUR. Skurrile, aber ehrliche Preispolitik! Mit einem Swimming Pool und einem großen Fernseher im Restaurant, auf dem ich meine DVDs gucken konnte fühlten wir uns aber dort ziemlich wohl.
Den Sonntagsmarkt mochten wir beide gerne: er ist weniger touristisch und falls man sich müde gelaufen hat, kann man sich die Füße massieren lassen und dabei aus einem komfortablen Sessel das Treiben beobachten. Zudem gibt es einen Haufen von Essensständen, bei denen man sich zu Kleinstpreisen eindecken kann. In Chiang Mai scheint es eine kleine deutsche Enklave zu geben: es gibt ein „Haus München“, eine „Bierstube“ (mit „Leberwurstbrot“ als Spezialität des Tages) und sogar ein „Hofbräuhaus“. In letzterem gönnten wir uns original (!) Sauerbraten bzw. Rolladen und lernten auch prompt ein paar andere Deutsche kennen. Die beiden waren Ärzte (Professor und Sohn) und gerade aus Luang Prabang in Laos gekommen, wo die Universität Münster eine Kooperation hat. Am nächsten Tag luden uns die beiden (liebe Grüße!) zu einer „Safari Tour“ ein. In Erwartung, die lokale Tierwelt in den Bergen zu sehen fuhren wir vier los. Allerdings entpuppte sich die Safari Tour als Fahrt durch einen neu-eröffneten, schönen, aber konventionellen Zoo! Wir wurden also an weißen Tigern, Elefanten, Zebras und Giraffen vorbeigefahren. Die Tiere waren in Freigehegen gehalten, die ihnen teilweise ordentlichen Auslauf gewährten. Wir hatten auf jeden Fall einen unterhaltsamen Nachmittag!
Die Tage verflogen in Chiang Mai und wir verbrachten viele Abende vor Filmen („The Fog Of War“ ist sehr zu empfehlen!) oder Fernsehen (Eröffnung der Fußball-WM – Kloooose!). Eine Tag vor der geplanten Abfahrt entschieden wir uns beide dann doch noch, Anzüge schneidern zu lassen. Die Preise sind in Thailand zwar relativ höher als in Vietnam (Hoi An), dafür kann man sich auf professionelle Qualität verlassen. So lies ich mir einen Boss-Anzug (nach-)maßschneidern. Meine Mutter bot sich natürlich sofort an, meinen ersten (! – ja, trotz meiner Sakkosammlung besaß ich bisher keinen) Anzug zu übernehmen – was ich dankbar annahm (danke schön, Mama! ). Das Ergebnis seht ihr auf dem Titelfoto.
Shopping ist sowieso ganz groß in Chiang Mai (ich meine, nicht wie Bangkok, da kommt halt nichts ran…) Für Inga besorgte wir noch einige Masken, die sie sich gewünscht hatte. Nachdem ich alle üblichen Bargaining-Tricks „come on, ist your Kings 60th anniversary, we send all our friends to you, we are poor students with five children, sorry - I reeeeeally cannot pay more…” usw. blabla angewandt hatte, kamen wir dann zum Schluss noch auf einen halbwegs vernünftigen Preis. ;)
Eine kleinere unrühmliche Einlage in Chiang Mai war meine Mittelohrentzündung (vermutlich wegen nassen Haaren nach dem Swimming Pool in Verbindung mit Ventilator), die sich erst nach fünf Tagen und dem zweiten Antibiotikum legte – wer mich kennt, weiß, dass mir das wegen meines sowieso schon existierenden Ohrgeräuschs überhaupt nicht passt. Aber da war nichts mehr zu machen. Präventiv willigte ich ein, dass Hannah mir – zur Begeisterung der Thaimädels unseres Hotels – mir an einem der Filmabende im Hotel die Haare auf gut die halbe Länge schnitt (kurze Haare trocknen schneller).
Nachdem wir dann letztlich 10 Tage Chiang Mai ohne einmal Trekking, Rafting, Ridding, Mountainbiking oder sonst ein so sportliches Gerundium verbracht hatten, brachen wir mit dem Lokalbus Richtung Chiang Klong am Mekong und damit zu Grenze von Laos auf. „Bye Bye, Chiang Mai“ - wie ein Thai-Pop-Titel so schön sentimental sagt.

Daniel