2006/02/28

Hampi (28.2.2006)


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So, nach längerer Zeit mal wieder ein paar Zeilen aus dem Süden Indiens. Inzwischen befinden wir uns in Kochi, einer Millionenstadt an der südlichen Küste Keralas. Aber ich fange mal von vorne an: nachdem wir Goa verlassen haben, sind wir erst einmal ins Landesinnere aufgebrochen, um eine alte Tempelstadt namens Hampi zu erkunden. Mehrere unserer Bekannten haben bereits davon geschwärmt und somit wollten wir uns dies natürlich nicht entgehen lassen. Außerdem hatte ich das Eso-Getue in Goa ziemlich satt und war sehr gespannt auf ein Stück „echtes Indien“…
Von Arambol sind wir ca. 3 Stunden mit dem staatlichen Bus nach Margao gefahren. Dies ist so ziemlich der unspektakulärste Ort überhaupt, jedoch verkehrsmäßig Dreh- und Angelpunkt aller Reisenden und deshalb zumindest in dieser Hinsicht erwähnenswert. Dort haben wir die Nacht verbracht – Daniel am Rechner des Hoteliers (erster DSL-Anschluss überhaupt in Indien) und ich leider krank im Bett. Wir hatten schon Angst, unsere Zugtickets nach Hampi verfallen lassen zu müssen, aber dank der guten medizinischen Versorgung aus dem Hause Gilcher-Schlagwein war ich dann am nächsten Morgen doch wieder halbwegs fit und es konnte los gehen: nur 10 Std. Zugfahrt dieses Mal und wir waren in einem Ort namens Hospet, den ich im Verlauf der nächsten Tage noch einmal unfreiwillig aufsuchen sollte, aber dazu später.
Von dort ging es mit der Rikscha dann noch ca. 25 Minuten weiter in den historischen Ort Hampi Bazaar, wo wir nach einigem Hin und Her und starkem Verhandeln ein schönes und einigermaßen preiswertes Zimmer fanden.
Noch am ersten Abend haben wir uns den großen Tempel im Zentrum des Orts angeguckt. Schon der erste Eindruck war toll, wie Ihr auf den Fotos sehen könnt.
Am nächsten Tag hatten wir nach längerer Zeit mal wieder ein annehmbares kontinentales Frühstück in der „German Bakery“. Leider fiel mir auch in diesem Zusammenhang auf, dass mir ein ziemlich großes Stück meines Backenzahns fehlte. Ich entschloss mich eher schweren Herzens, einen indischen Dorf-Zahnarzt mitten in der Pampa aufzusuchen, allerdings blieb mir in diesem Moment wohl keine Wahl. Nach einem Telefonat mit der Touristeninformation fuhren wir mit einer Rikscha wieder zurück nach Hospet, um dort festzustellen, dass der Zahnarzt erst abends ab 18h Sprechstunde hatte. Nachdem der Arzt mir dann erklärte, dass mein Zahn in zwei Hälften zerbrochen war und dass das wohl nur mit einer Krone zu retten sei, bekam ich unter dem albernen Gekicher zweier so genannter Arzthelferinnen in bunten Saris eine provisorische Zementfüllung verpasst. Aus dem Behandlungsstuhl konnte ich zwischendurch ein paar Affen auf der Strasse beobachten. Alle inklusive bezahlte ich dann umgerechnet 3 Euro. Unser Rikschafahrer stand inzwischen auch schon mit einem Freund neben meinem Behandlungsstuhl und nutzte die Chance, den Arzt zwischen Tür und Angel auch noch mal schnell in seinen Mund schauen zu lassen. Da war vermutlich nichts mehr zu retten und auf gings wieder Richtung Hampi.
Erst am nächsten Tag hatten wir ausgiebig Gelegenheit, die Umgebung zu erkunden. Und die ist tatsächlich atemberaubend! Auf den Bildern könnt Ihr sehen, welch tolle alten Bauwerke und Tempelruinen dort einfach so in der Gegend herumstehen. Und alles ist so friedlich und für indische Verhältnisse echt ruhig. Da wir auf die Angebote der Rikschafahrer verzichteten („Viiiel zu weit! Viiiel zu heiss, um zu Fuß zu gehen…!“), hatten wir das Glück, die Tour per pedes erkunden zu können und das Landschaftsschauspiel, das wir zu sehen bekamen, war enorm! Hier und da trafen wir auf indische Pilger-Familien, die sich in der Nähe des Ortes versammelten, um am darauf folgenden Wochenende das alljährliche Shiva-Festival in den örtlichen Tempeln zu feiern. Sie badeten entweder sich selbst und wahlweise ihre Kinder oder Kleider im heiligen Nass des Flusses, der das Land hier in zwei Hälften teilt und somit eine witzige Überfahrt mit einem mehr oder weniger einladend aussehendem Boot ermöglicht. Andere Anwohner bieten auch eine Rundfahrt in besseren Wäschekörben, die mit Paddeln fortbewegt werden, an. Da es an diesem Abend schon dunkel wurde, konnten wir auf dieses Angebot dann leider nicht mehr zurückkommen.
Am nächsten Tag liehen wir uns Fahrräder, um die paar Kilometer in der Mittagshitze nicht zu bequem zurücklegen zu müssen. Dies war wohl nicht meine sportlichste Leistung – bereits nach dem ersten Hügel erschien mir diese Idee mehr als wahnwitzig und ich verfluchte alle Inder, die auf diesem Wege mit uns ein Geschäft gemacht hatten. Zum Glück bieten sich in den riesigen Palmenhainen entlang der Strassen ständig Gelegenheiten, nicht weiterstrampeln zu müssen und stattdessen lieber die eine oder andere Kokosnuss zu entleeren. Bevor wir die erste Sehenswürdigkeit erreichten, haben wir einem Farmer aus einem benachbarten Dorf zunächst einmal einen längeren Besuch abgestattet. Dieser Farmer lud uns dann zu unserer Überraschung ein, am nächsten Tag mit seiner Familie in seinem Haus zu Abend zu essen und das Shivafest zu feiern. Wir verabredeten uns für den nächsten Tag für 17.30h.
Zunächst schauten wir uns jedoch noch die alten Elefantenstallungen und das Königinnenbad an – alle Bauten unterliegen einer tollen Synthese islamischer und hinduistischer Architektur! (Fotos)
Am nächsten Morgen ließen wir uns mit der ramponierten Fähre auf die andere Seite des Flusses bringen. Von dort aus überredeten wir einen Rikschafahrer, uns für einen fast lächerlichen Preis (dennoch ist die Fahrt eines Touris immer noch ein Segen des Himmels) zu einem nahe gelegenen Stausee zu fahren und uns dort nach 3 Std. wieder abzuholen. Nachdem ich die ersten drei Wochen ohne Sonnenbrand überlebt hatte, holte ich dort alles diesbezüglich Versäumte nach. Gut abgekühlt bzw. eingeheizt fuhren wir abends zu unserer Verabredung.
Als wir an der Bananenplantage unseres Gastgebers ankamen, waren wir natürlich gezwungen, den guten Geschmack seiner Früchte unter Beweis zu stellen, indem wir immer mehr davon entgegen nahmen und verdrückten. Alles andere hätte er vermutlich als Beleidigung empfunden, so dachten wir und aßen fleißig weiter. Vielleicht wunderte er sich aber auch nur, weshalb die Deutschen immer soviel essen… Er fragte, welche Früchte denn in Deutschland wüchsen. Als wir seine Fragen nach Bananen, Ananas und Papaya verneinen mussten, lächelte er zufrieden und blickte stolz auf sein Land – wieder einen Menschen glücklich gemacht. Ein Bekannter oder Verwandter – irgendwie sind hier alle miteinander Verwandt und viele sehen erschreckend gleich aus – sollte uns mit seinem Motorrad zu seinem Haus im nächsten Dorf bringen, wo uns seine Familie erwarte. Also fuhren wir entsprechend der indischen Gewohnheiten zu dritt auf einem Motorrad los. Ich saß hinten, Daniel wackelte in der Mitte, einen Kuchen in der rechten Hand balancierend, den wir als kleine Aufmerksamkeit für die Familie mitgebracht hatten und der bei unserer Ankunft keines Blickes gewürdigt wurde: deutscher Apfelkuchen – was soll denn das? (Und wie bitte soll man denn so etwas mit den Fingern essen?)
Im indischen Zuhause angekommen versammelte sich alles, ungefähr 15 Erwachsene und ca. 20 Kinder vor dem Fernseher, neben uns die Hauptattraktion des Abends. Die Familie war keineswegs arm. Neben einem großen Wohnraum, in dem neben dem Fernseher noch eine kleine Bank und zwei Stühle standen, gab es eine sehr große Küche und ein weiteres Zimmer, das vermutlich als Schlafzimmer diente. Viele Familien verfügen nur über ein einziges Zimmer, in dem alle zusammen auf ausgebreiteten Matten oder dünnen Matratzen schlafen. Ein großer Teil der Familie bewohnte die umliegenden Häuser, die sich sogar um einen kleinen hauseigenen Tempel gruppierten. Die Religion bestimmt hier in Indien ALLES. Man kann den Leuten auf dem Land nicht erklären, man glaube nicht an Gott. Also steht fest: Daniel und ich sind zutiefst katholisch und verheiratet. Kinder? Leider noch immer keine. Ja, ja, bald bestimmt (unten herum alles in Ordnung). Die besorgten Gesichter der Frauen streifen deutlich meinen Unterleib: klarer Fall – nix zu sehen.
Dann gibt es Essen. Bis dahin gaukelte mein betrübtes Hirn mir nostalgische Bilder einer fröhlich bunten Riesen-Familie an einem festlich gedeckten Tisch vor… Es dauert manchmal lang, sich von allen europäischen Gegebenheiten zu lösen. Ein paar Frauen trudelten aus der Küche in den Wohnraum und häuften geschäftig Essen auf drei Teller. Unser Gastgeber bat uns, uns zu ihm auf den Boden zu setzen. Essen bedeutet in Indien lediglich Nahrungsaufnahme und ist darüber hinaus nicht als kulturelles Ereignis anzusehen. Daraus ergibt sich, dass jeder für sich isst und dies meistens an einem versteckten Plätzchen, wo er seine Ruhe vor den anderen Familienmitgliedern hat. Also zerbrach meine verklärte Vorstellung schnell an der Realität einer Kultur, die sich oftmals als reiner Überlebenskampf heraustellt und ich setzte mich erwartungsvoll auf meinen Allerewertesten. Sobald mein Teller auch nur annähernd leer war, sprang ein weibliches Wesen mit einem Satz aus irgendeiner Ecke auf mich zu, um mich weiterhin zu mästen. Das Essen war sehr gut. Es gab Reis mit frittierten Chilischoten, eine scharfe Currysauce (was sonst!?), Joghurt und eine Art süßen Kuchen, der nach europäischen Essensregeln eher den Eindruck machte, er wäre aus Versehen in die Hauptspeise gefallen.
Beim besten Willen konnte ich meinen Teller nicht vollständig leeren – dachte ich. Aber die mahnende Gestik der Oma ließ mich in Gedanken das Frühstück des nächsten Morgens und dann auch das Mittagessen streichen.
Nach dem Essen durften wir das Haus und den Tempel besichtigen. An allen Wänden hingen Bilder der Götter gemischt mit den Fotos der Familienältesten. Die Wände waren bunt gestrichen und überall blätterte die Farbe. Aufgrund des jährlichen starken Monsums schimmelt Indien hier und da so vor sich hin. Das letzte Mal, dass ich eine solche Küche gesehen hatte, war auf Burg Eltz in der Eifel. Anerkennend schenkte ich den im Knien kochenden Frauen mein bestes Shiva-Day-Lächeln und kassierte dafür ein paar Kekse, die Daniel und ich daraufhin auch noch verdrücken mussten. Danach lächelte ich nicht mehr, sobald wir nur in die Nähe einer Küche kamen.
Den größten Alarm verursachte meine Kamera. Natürlich kennen die Leute eine Menge Kram aus dem Fernsehen, aber keiner von ihnen hat jemals eine Digi-Cam live und in Farbe gesehen. Und genauso gehen sie damit auch um, wenn man sie lässt. Ein einziges Mal habe ich versucht, ihnen zu zeigen, wie man ein Foto macht, aber tatsächlich fehlte es einfach an Feinmotorik, um die Kamera gleichzeitig auf das Objekt der jeweiligen Begierde zu richten und gleichzeitig aufs Knöpfen zu drücken – geschweige denn davon, einen Zoom zu betätigen. Nachdem ich ungefähr 1000 Fotos von der Uroma mit dem Uropa und der Tante mit dem Neffen, dem Vater mit der Tochter, der Tochter mit der Tante…geschossen hatte, neigte sich der Abend unter viel Händewinken und Gerufe dem Ende. Indien geht früh schlafen. Es war fast neun Uhr und wir verpassten gerade den letzten Bus. Als Beweis dafür, dass ein guter Hindu keinen Alkohol trinkt, erklärten uns ein paar völlig betrunkene Inder, dass wir eine Rikscha nehmen müssten,um zurück nach Hampi zu gelangen. Das taten wir dann auch. Wir umgerechnet 60Cent fuhren wir in die Nacht hinein und gelangten in den Tumult, den so eine Shiva-Nacht und ihre Pilger mit sich bringen. Der Haupttempel war erfüllt von Räucherstäbchen-Luft und den Schlafmatten der Tausende von Pilgern, die sich dicht an dicht auf dem Boden zur „Ruhe“ legten. Von allen Seiten wurden wir wieder belagert – Shiva war nichts dagegen! Schnell flüchteten wir uns in unser Guesthouse. Müde und völlig überfressen.
Zwei Tage später nahmen wir bei Sonnenaufgang eine Rikscha zum Bahnhof in Hospet. Von dort aus sollte es weitergehen nach Hubli, einer völlig unspektakulären Stadt mitten im Nichts. Erwähnenswert erscheint mir außer dem Gestank und dem Dreck am, im und um den Bahnhof herum nichts. Ein paar Bettelkinder gingen uns zudem schwer auf die Nerven (man kann nicht immer Mitleid haben). Nein, Hubli schnitt nicht gut ab und so nahmen wir schnell, schnell den nächsten Zug über Bangalore nach Kerala. Wir hatten Glück: der Zug war für indische Verhältnisse ungewöhnlich leer und wir hatten – dies war ein Nachtzug – die jeweils obersten Schlafpritschen des Abteils, die ein kleines bisschen mehr Privatsphäre vermitteln (Fotos). Unter uns schlief eine indische Familie, die uns zwischendurch mit Keksen fütterte. Wir hatten uns essenstechnisch auf die üblichen Zugverkäufer verlassen, die normalerweise in jedem indischen Zug laut grölend durch die Gänge laufen und einen beim Schlafen stören. Geschlafen haben wir bestens, aufgewacht sind wir mit einem Bärenhunger: die Strecke ist bei den Verkäufern aufgrund ihrer mangelnden Frequentierung unbeliebt und später stellte sich heraus, dass wir tatsächlich sogar gerade die letzte Fahrt auf dieser Strecke erlebten.
Am nächsten Mittag kamen wir in Ernakulam an. Mit einer Fähre setzten wir für umgerechnet 10Cent auf die Insel Fort Kochi über. Hier fanden wir schnell ein preiswertes Hotelzimmer und vor allem einen Zahnarzt, der sich hämisch grinsend und mit Dollarzeichen in seinen Augen über meinen Zahn hermachte. Die Tage in Kochi waren nicht besonders schön. Die Stadt ist nicht so unannehmbar wie andere Städte, aber es wollte nicht so recht gute Stimmung aufkommen und ich litt unter den verschiedenen Zahnbehandlungen auf indische Art und Weise. Mal wieder merkte ich, wie pingelisch europäisch ich bin. Die Apparatur machte keinen besonders ermutigenden Eindruck auf mich und im Wartezimmere stand groß und breit ein Agregat, da in Indien jeden Tag mindestens einmal der Strom für längere Zeit komplett ausfällt. Da ich erst in ein paar Tagen meine Krone eingesetzt bekommen sollte, machten wir uns schnell auf den Weg weiter Richtung Süden in einen Ort namens Allepuzah. Hier wollen wir ein paar Tage in den bekannten Backwaters verbringen. Für meinen Geburtstag haben wir ein fettes Hausboot inklusive Kapitän und Koch gemietet. Die Fotos seht Ihr demnächst hier auf dieser Seite!

Hannah

2006/02/21

Arambol (21.2.2006)


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Originally uploaded by schlagwein.

(eMail vom17.2.2006)

Hallo, Ihr Lieben!

Seit letztem Samstag sind wir im Norden Goas unterwegs.
Nach dem Schock Bombay ist dies hier geradezu das Paradies: alles supergrün, Palmenhaine, lange Strände, lauwarmes Meer, fröhliche Menschen und wir mittendrin…
Arambol ist der vorletzte Ort vor der Grenze Maharashtras und dementsprechend wenig ist hier auch los. –Allerdings macht Ihr Euch nun bestimmt falsche Vorstellungen, denn in einem indischen Ort bedeutet das lediglich, nicht von Abgasen eingehüllt und Betonbunkern zugestellt zu sein. Der Ort war vor ein paar Jahren nur ein kleines, unauffälliges Fischerdorf, das die Travellerszene gerade wohl durch diese Ruhe und Authentizität angelockt hat. Inzwischen ist Arambol DER Ort, wenn es um Öko-Dasein, Esotherik, Yoga, Reiki und Goa-Parties geht. Hier trifft sich im wörtlichen Sinne alle Welt und zelebriert – teilweise mit ernster Miene – das Hippiedasein oder was davon noch übrig ist…
Aufgrund dieses Multikulti und der Tatsache, dass hier in Goa nicht etwa der Hinduismus, sondern das Christentum im Vordergrund steht, hat man teilweise das Gefühl, man befinde sich nicht unweit Europas. Da Goa bis 1961 noch unter der Kolonialherrschaft Portugals stand, sind viele Relikte dieser Zeit wie zum Beispiel fast die gesamte Architektur inklusive vieler Barockkirchen, Straßennamen, Nachnamen, usw. übrig geblieben. Manche alten Omas sprechen angeblich sogar noch portugiesisch, ich selbst habe es aber außer bei einem Pfarrer in der Kathedrale Se in Goa Velha bisher nirgendwo gehört.
Jedenfalls gönnen wir uns hier am mit hohen Palmen gesäumten Strand von Arambol einen Badeurlaub bevor unsere Reise weitergehen soll.
Wir haben uns eine kleine Bambushütte auf Stelzen direkt am Strand gemietet. Darin befindet sich außer einem großen Bett ein Ventilator (tagsüber ist es im Moment bis zu ca. 38°C warm und es wird sehr bald noch viel heisser) und ein kleines Regal für unseren Kram. Das Klo (Westklo!) befindet sich im Garten der Familie, die die Hütte vermietet.
Meistens verbringen wir den Tag damit, im Meer zu baden, spazieren zu gehen, die Märkte zu besichtigen und gut essen zu gehen. Ein Essen für zwei Personen mit Getränken bekommt man hier schon ab ca. 1,50€.
Neben einem großen Hauptstrand, an dem sich alle Kneipen, Restaurants und Geschäfte, alle untergebracht in selbstgebastelten Bambusverschlägen, befinden, gibt es einen weiteren kleineren Strand, an dessen Rückseite sofort ein kleiner Süßwassersee anschließt. Dort waren wir bereits baden. Gestern sind wir um diesen See herumgeklettert und ca. 15 Minuten in den Urwald gelaufen bis wir an einem riesigen Baum ankamen, dessen Wurzeln ca. 1m in die Höhe standen und offensichtlich eine Behausung für einige Personen bildeten. Es gab eine Kochstelle, eine Schlaflager, einen Altar und jede Menge „Eso-Deko“. Die Leute hier sind sehr auf dem Esoterik-Film, so dass ich mir mit bösen Scherzen regelmäßig Luft verschaffen muss, gilt doch die Hälfte dieses ganzen Traras leider nur der Selbstdarstellung. Egal, Freaks gucken macht auch Spaß!
Wir sind dann noch ein bisschen weiter einen Hügel hinaufgeklettert und gelangten dann an einen noch unwirklicheren Ort, an dem anscheinend mehrere Leute in den Bäumen wohnten. Auf mehreren Bambusmatten, die um eine kleine Feuerstelle gruppiert waren (natürlich wurde hier Kräutertee zubereitet), saßen bunt gekleidete Leute aus England, Russland, Norwegen, Schweiz, Holland, Israel, Italien, Ostasien und mit uns dann auch aus Deutschland. Einige schienen nur wie wir „zu Besuch“ dort zu sein, während andere, wie sich im Gespräch herausstellte, tatsächlich für längere Zeit schon dort wohnten. Einem halbnackten Mann mit Bart und ner Menge Ketten um den Hals nahm ich das sofort ohne Fragen ab. Er war ganz und gar Guru, wie er im Buche steht. Auch das Mädel aus Norwegen mit einer pompösen Dreadlockfrisur gab sich alle Mühe, authentisch zu wirken, indem sie andächtig vor einem der geschmückten Altäre auf die Knie fiel und betete. Bei zwei Asiaten, deren Kommunikation im Wesentlichen aus Joint-Bauen, Joint-Rauchen und Trommeln bestand, hatte ich das Gefühl, sie waren schon ein bisschen zu lange auf ihrem Baum. Der Ort war jedoch tatsächlich traumhaft: Mitten im tropischen Wald, Geräusche wie bei Jane und Tarzan, alles geschmückt mit Blumengirlanden und Gebetsfahnen und viele bunte Hängematten…
Ihr kennt mich (fast) alle so gut, zu wissen, dass ich natürlich überlegt habe, ob ich mir das auch geben muss, um ein echter Reisender zu sein. Daniel und ich fanden das beide sehr interessant, sind aber beide anscheinend immer noch eigenständig genug, nicht völlig dem Sog des Dritte-Welt-Looks und dem dazugehörigen Tantra-Kurs im Urwald zu verfallen. Ich wäre bestimmt für ne Nacht oder zwei dort geblieben, aber das Gefühl, gemeinschaftlich einem Epizentrum der Esoterik zu erliegen, gefiel mir dann doch nicht mehr so gut… Letztendlich trägt unser gemeinsamer Horizont und ein gemütliches Essen zu zweit uns dannn vielleicht doch weiter als ein kiffender Guru in einem Baum…
Langsam schreit es wieder nach ein bisschen echter Kultur und wir verbringen viel Zeit mit der Planung unserer Weiterreise.
Wir bleiben jetzt noch ca. zwei Tage hier und züchten noch ein bißchen Bräune und in meinem Fall Sommersprossen. Danach geht es wohl weiter etwa zehn Stunden Bahnfahrt ins Landesinnere in eine alte Tempelstadt namens Hampi. Dieser Ort ist vielleicht mit den Anlagen Angkor Wats in Kambodscha zu vergleichen. Ich bin sehr gespannt!
Dort werden wir vielleicht eine Woche bleiben und am 26.2.2006 die Shiva-Nacht verbringen. Dann wird in Indien das bedeutendste hinduistische Fest gefeiert und alle machen die Nacht durch. Angeblich werden Touristen mit bunten Farbbeuteln beworfen – vielleicht gehen wir besser incognito mit angeklebtem Bart oder so…

Hannah

2006/02/09

Bombay (9.2.2006)


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Originally uploaded by schlagwein.
(eMail vom 8.2.2006)

Hallo liebe Freunde!

Seit gestern bin ich reich, sehr reich sogar.
Egal, welchen Lebensstandard man wo immer auf dieser Welt gewohnt ist, egal ob man reich und schön ist (Hallo Anna!;-)) oder arm wie eine Kirchenmaus – jeder von uns glaubt, eine gewisse Vorstellung zu haben, wie es wohl in der Dritten Welt abgeht…
Vergeßt all das! Vergeßt die Palmen am Strand! Streicht die Kokosnussverkäufer aus Euren Hirnen und, verdammt noch mal, denkt nicht einmal an einsame Fischerboote in idyllischen Häfen! Denn jetzt kommt Bombay! Mumbai nennen es die Inder. Mumbai ist ihr Paradies und ihre Hölle zugleich. 17 Millionen Einwohner, davon 2/3 ohne fliessendes Wasser oder Toilette, permanent hupende Autos von allen Seiten ohne Existenz einer einzig eingehaltenen Verkehrsregel, ebenso viele Verkäufer mit undefinierbaren Essensangeboten, Früchten, Nüssen, Hühnern, Hunden, Saris, Spielzeug, Blumengirlanden, die obligatorischen Sonnenbrillen, Gewürze, Schuhen und so weiter und so weiter…
Immer wird man angesprochen, immer ist man die Hauptattraktion des Geschehens. Manche wollen einem nur die Haare schneiden, einige wollen einen über einen Markt führen, wieder andere haben eine Schwester, die einen Freund hat, dessen Schwager Busreisen vermittelt, die die billigsten „in town“ sind…da hier leider nicht verhütet wird, existieren recht viele dieser Schwestern und folglich rennt man den ganzen Tag nur kopfschüttelnd durch die Stadt.
Kein Mensch kann sich vorstellen, was hier los ist, wenn man es nicht mit eigenen Augen gesehen hat. Der Begriff „Terror“ erhält in den Strassen Bombays eine völlig neue Bedeutung und wir mittendrin!
Nach ca. 7,5 Std erwache ich über Süd-Pakistan aus meinem Ich-bin-im-Flieger- also schlafe-oder-esse-ich-Koma. Unter mir Sand und Steine, dann ein bisschen Meer und noch ein bisschen Sand, irgendwann eine Stadt – vermutlich Karachi, denke ich. Die Düse bringt ein Frühstück und einen Tee, der mich endlich richtig wach werden lässt. Nach einiger Zeit die ersten Bäume, die eine äußerst beruhigende Wirkung auf mich haben. Langsam setzen wir zur Landung an. Erwartungsvoll blicke ich aus dem Fenster und sehe ein Meer aus Wellblechhütten und Plastikcontainern, dicht an dicht, so weit man gucken kann, wo auch immer noch ein paar Meter Platz waren, haben sich die Menschen ein 2 x 2m-Heim aus Müllresten, alten Autos und vergammelten Holzbrettern gebaut. Darin „wohnen“ und schlafen ganze Familien. Diese Menschen schieben sich Körper an Körper durch schmale ungeteerte Gassen. Sie besitzen das, was sie am Leibe tragen.
Am Flughafen angekommen, teilen wir uns ein Taxi mit einem Paar aus Holland, Anke ist Deutsche und Roy ist een echte Kaaskop. Auch sie sind für ein Jahr unterwegs. Wir haben Glück: unser Taxi gibt nach einigen Kilometern mit einem lauten Knall den Geist auf. Nachdem zuvor ca. fünf Männer damit beschäftigt waren, unser Gepäck auf dem Dach festzubinden, müssen wir nun wieder alle Knoten lösen und „umsatteln“. Keines der anderen Taxis sieht vertrauenserweckend aus und man kommt nur durch die Strassen Bombays, wenn man eine laute Hupe besitzt. Es gibt keine Strassespuren und keine Autoschilder. Nur an den großen Kreuzungen erinnert sich der fleißig hupende und schreiende Fahrer an die Erfindung des Linksverkehrs, ansonsten fährt man eben, wo Platz ist. Nix für schwache Nerven!. Auf dem Weg in die „Innenstadt“ (eigentlich sind wir nach 2 Tagen noch immer nicht in den Kern vorgestoßen) bekommen wir die Slums näher zu sehen, als uns beinahe lieb ist. Ich würde es Euch gerne ersparen, aber nur die reine Wahrheit kann hier zumindest ansatzweise vermitteln, wo ich mich schon wieder rumtreibe… (Mama, Du überspringst am besten die nächsten Zeilen!) Die Strassenränder dienen hier jener Notewendigkeit des Lebens, die ohne Klo leider nur in hockender Position zu verrichten sind. Und da man davon ausgehen kann, dass dies den Menschen auch hier nicht unbedingt angenehm sein muss, schauen sie dabei nicht in unsere Richtung, das heißt, man bekommt tatsächlich eine Menge zu sehen…
Ich wusste, Indien ist sehr arm und chaotisch. Jedoch übertrifft dies hier all meine Vorstellungskraft. Nachts kann man nicht mehr auf den Bürgersteigen gehen, da dann dort die Nachtlager in Form von Mülltüten oder Stofffetzen ausgebreitet werden, auf denen die Ärmsten der Armen schlafen. Es sind die „Unberührbaren“, die unterste Kaste Indiens, die den Boden der Stadt pflastern, sobald es dunkel wird und die die Karen über die Strassen ziehen, wenn es hell ist. Sie arbeiten sehr hart für nur ein paar Rupien am Tag. Ein Lehrer verdient hier umgerechnet 60 Euro im Monat. Ihr könnt Euch vorstellen, mit wie viel Geld die Menschen der untersten Kaste auskommen müssen. Aufgrund ihres Glaubens sind sie der Ansicht, sie würden mit einem solchen Leben für ihre Fehler in einem vorherigen Leben bestraft.
Ich war nicht geschockt, wie man es sich nach diesen Beschreibungen vorstellen mag. Ich war einfach nur erstaunt, dass man so überhaupt leben kann.
Zu dieser Jahreszeit trifft man hier nicht so viele Weiße. Wir sind bisher nur am Bahnhof Victoria (so etwas Großes habe ich noch nie gesehen!!! Aber wunderschöne Kolonialarchitektur mit sehr klassizistischen Zügen und auch indischen und islamischen Zügen) auf ein paar typische Traveller gestoßen. Alle wollten nach Goa. Ein Ty aus Lomdon, einer aus Deutschland, den ich auch schon im Waldfrieden auf einer Goa-Party gesehen habe und ein Typ aus Frankreich. Frauen keine. Wahrscheinlich treffen wir uns bald alle in Goa, essen Pizza, hören Techno und erzählen uns gegenseitig, wie schön es in Europa ist… J
Was mich hier in Bombay noch hält, fragt Ihr Euch jetzt natürlich.
Zum ersten ist es so, dass ich mich schon nach einem einzigen Tag sehr an die neuen Verhaltensweisen und an das Chaos gewöhnt habe. Des weiteren ist es trotz allem sehr interessant, es ist einfach eine ganz andere Welt mit anderen Regeln und anderem Rhythmus und diese Welt möchte ich kennenlernen. Es macht tatsächlich auch Spass, über die bunten Basare zu gehen, die alten Kolonialvillen aus britischen Zeiten (die allerdings zum Teil sehr runtergekommen sind) zu betrachten und in den einheimischen Restaurants Speisen zu testen, die man vorher weder gesehen noch probiert hat. Bald werde ich mir einen bunten Hippierock kaufen, damit ich in meinen Cargohosen nicht mehr so auffalle. Was mir auch gefällt, ist die Art von Gespräch mit Menschen, die einfach keine Vorstellung vom Westen haben. Alle sind neugierig und fragen einen aus. Woher man kommt, wie es dort aussieht, natürlich auch, ob man verheiratet ist und Kinder hat, was man beruflich macht und wie die Eltern aussehen. Sollte einer von Euch bald mal nach Asien reisen, nehmt auf alle Fälle Fotos von zuhause und Euren Lieben mit – das kommt hier gut an.
Das Ungewöhnlichste ist uns ebenfalls am Bahnhof passiert. Ein Mann namens Syresh More, schätzungsweise ca. 40-45 Jahre alt, hat uns am Kaffeestand angesprochen und gefragt, woher wir kämen und wohin wir wollen. Zunächst waren wir eher zurückhaltend, da wir dachten, er wolle wie alle anderen ein Geschäft mit uns machen und hätte eine Schwester, die einen Bruder hat, der… Aber dieser Typ war unheimlich nett zu uns allen und von seinen Verhaltensweisen recht westlich veranlagt. Nachdem er sich ungefähr eine Stunde lang darum gekümmert hat, uns ein Ticket nach Goa zu besorgen (ich habe nie etwas Komplizierteres als ein Bahnticket in Indien zu kaufen erlebt!), wollte er unbedingt mit uns essen gehen. Also waren wir fest der Überzeugung, dass auch er in irgendeinmer Form etwas von uns wollte. Er hatte im Verlauf des Gesprächs immer wieder etwas vom Export von Diamanten erzählt. Daraufhin dachte ich, er wolle mit einem westlichen Kontakt das Problem der Steuer umgehen, indem er uns ein „gift“ mitgebe. Wir konnten uns dennoch locker machen und ließen uns von ihm zu einem Restaurant führen. Er steuerte die obere Etage an, die aufgrund von besserer Ausstattung und Klimaanlage immer deutlich teurer ist. Da wir jedoch auf „low budget“ auch für indische Verhältnisse angewiesen sind, um das Jahr zu überleben, weigerten wir uns, dort Platz zu nehmen. Es wäre immer noch viel viel billiger gewesen als in Deutschland, aber wir wollen unser Geld nicht unnötig verprassen. Außerdem ist es unten sehr viel indischer (mit Finger essen und so…) Also aßen wir unten. Das Essen war göttlich! Und wir der Meinung, nun unseren Führer einladen zu müssen. Der bestellte fleissig immer weiter und nötigte uns, alle möglichen Speisen zu probieren. Keinen Ahnung, was ich da alles gegessen habe, aber es schmeckte immer anders als alles, was ich zuvor kannte. Als wir die Rechnung bestellten, legte Syresh ein paar Scheine auf den Tisch. Er lud uns ein und ließ sich das auch nicht ausreden! Er gab uns auch noch seine Adresse und Telefonnummer, falls wir mal irgendwann Probleme in Indien haben sollten. Wir waren alle völlig erstaunt -. Syresh war einer der wenigen Wohlhabenden und genoß es anscheinend einfach, mit Westlern zu quatschen. Eine wirklich nette Begegnung. Fast alle Inder sind nett und auch hilfsbereit, nur manche kommen nicht klar mit ihrem Testosteron. Nätürlich gaffen sie einen alle an, je dümmer, desto mehr – wie überall auf dieser Welt. Und die Frauen finden meine Kleidung alle so seltsam, dass sie mich regelmäßig auslachen. Aber sie lachen nicht so, dass man sich doof fühlt. Sie sehen halt zum ersten Mal ne Blonde in ner Hose… Außerdem lachen Inder immer. Erinnert man sich an die Wellblechhütten, kann man sich als Westler nicht erklären, warum. Aber sie lachen.
Letztlich, und dies ist vermutlich der am wenigsten idealistische Grund, haben wir keinen Platz in einem der Züge, die uns Richtung Süden bringen, bekommen können. J Der nächste Zug mit freien Plätzen geht erst am Samstag morgen um 7h nach Goa. Bis dahin besichtigen wir noch Elephant-Island mit Tempeln von vor 1000 Jahren, Chowpatty Beach bei Nacht, der Ort, an dem „man“ sich nachts trifft, Malabar, das Villenviertel der Schönen und Reichen auf einem Hügel an der Küste und vielleicht noch ein paar Basare… Ich werde Euch davon berichten. Es kann ja nur besser werden. Bis dahin machen wir uns weiterhin locker und versuchen weiterhin, unseren Blick auf die schönen Seiten dieses Koloss von Stadt zu lenken.
Ich send Euch noch ein paar Fotos und schicke Euch somit einen Teil Indiens, der vermutlich am wenigsten indisch ist.
Auf die schönen Strandfotos müssen wir alle noch ein bißchen warten…
Denkt fleissig an mich! Ich denke hier ganz oft an Euch alle – bei jeder Situation an einen anderen von Euch. Ich kann mir immer ganz genau vorstellen, was jeder Einzelne von Euch in bestimmten Situationen denken oder sagen würde.

Ihr hört bald wieder von mir!

Ich drücke Euch alle!

Hannah

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(eMail vom 9.2.2006)

Hallo Freunde!

Heute haben wir zum ersten Mal ein Stück Indien gesehen, wie man es sich vorstellt.
Nachdem wir gestern in ein billigeres Guesthouse am Gateway of India in Colaba gezogen sind und tatsächlich mal richtig ausgeschlafen haben, sind wir heute morgen mit einer ziemlich abenteuerlich erscheinenden Fähre zur Elephant Island gefahren, um dem Lärm und Smok der City mal für ein paar Stunden zu entkommen.Während der Fahrt lernten wir eine Familie aus Kashmir kennen, die unglaublich offen und nett zu uns war. Auf der Insel angekommen, konnte ich unseren Aufenthalt zum ersten Mal unter dem Gesichtspunkt „Urlaub“ verzeichnen. Wir saßen ganz allein (!!!) in einem Mini-Restaurant auf einem bewaldeten Hügel, der zu den vier Höhlentempeln aus dem 8. Jh. hinaufführt. Außer uns existierte noch ein Koch, der abwechselnd zwischen Küche und Terrasse hin- und hersprang, um unser Essen (das war soo scharf!) zuzubereiten und mit einer kleinen Steinschleuder die Horde von frechen Affen zu verscheuchen, die auf unser Essen und raschelnde Tüten aus war.
Danach haben wir uns die Höhlen angeschaut und ich hatte zum ersten Mal das Gefühl, tatsächlich in Indien zu sein. Es gibt natürlich noch weitaus prächtigere Höhlentempel in Indien, aber dennoch empfand ich die riesigen Anlagen gigantisch und sehr schön. Leider waren die Portugiesen im 17. Jh. so schlau, dort ihre Schießübungen abzuhalten, so dass nur noch sehr wenige Teile der Figuren ganz erhalten sind. Habe Euch auch diese Mal wieder ein paar Bilder mit in die Email gepackt, dieses Mal tatsächlich ein wenig spannender…
Außer einer Britin waren wir natürlich mal wieder die einzigen Westler und somit die Hauptattraktion besonders für indische Touristen und Schulklkassen aus dem nördlichen Gujarat, das im Vergleich zu Goa oder Rajastan kaum Ausländer kennt. Auf den Fotos seht Ihr, dass wir ständig von Familien und Schülern angesprochen wurden, um für ein Foto herzuhalten. Es war wirklich witzig und die Inder sind keineswegs kontaktscheu, wie man sieht. Einige mit guten Englischkenntnissen bemühten sich sehr, uns die verschiedenen Darstellungen der Tempel und ihren mythologischen Zusammenhang zu erläutern. Inder fragen nach nur wenigen Sätzen nach der Emailadresse. Das ist hier sehr beliebt und ich bin gespannt, ob das Interesse an einem westlichen Kontakt bis an den heimatlichen Computer währt. J Letztendlich stürzten sich die halbwüchsigen Jungs einer ganzen Schulklasse auf uns, um Autogramme von vermutlich in ihren Augen schräg aussehenden Deutschen zu ergattern. Als ihnen das Papier ausging, mußte ich auf ihren Händen unterschreiben. Die Mädels sind zurückhaltender und starren oder lachen einen permanent an. Wenn man zurücklacht oder sie anspricht (als Frau), schämen sie sich manchmal und sind schüchtern. Nachdem man uns von allen Seiten beäugt und fotorafiert hatte, richtete ich meine Kamera auf sie und erhielt unter lautem Gelache und Gekicher dieses farbenprächtige Foto.
Witzig, aber auch einbißchen gefährlich waren die Affen. Sobald man mit einer Tüte raschelte, mußte man sich tierisch in Acht nehmen. Wollte man sie nicht freiwillig verfüttern, rissen sie ihm alles potenziell Essbare aus den Hände – zur Not auch unter lauter Gewaltandrohung und Zähnefletschen. Gab man ihnen jedoch schnell und freiwillig etwas, verhielten sie sich ganz zahm und frassen aus der hingehaltenen Hand.
In der Abenddämmerung verließen wir die Insel und fuhren zurück Richtung Festland, dessen Horizont bald die unter einere schweren Dunstglocke liegende Skyline Bombays sichtbar werden ließ. Nachts ist diese vom Chowpatty-Beach aus gesehen noch imposanter, wirkt jedoch auch völlig surreal und im Vergleich zum altertümlichen Colaba wie eine andere Welt.
Nun sitze ich wieder in unserem Guesthouse, das doch sehr an die Bangkok-Szenen aus „The Beach“ erinnert. Nein, im Luxus leben wir hier natürlich nicht, aber es geht uns gut und wir freuen uns schon sehr auf den bevorstehenden Abhängurlaub in Goa…Den kann ich nämlich nach DEM Semester echt gebrauchen…
Ich hoffe, es geht Euch allen gut!
Melde mich bald wieder mit Kokosnusscocktail, Sonnenbrand und den aktuellen Neuigkeiten!

Liebe Grüße

Hannah

2006/02/06

Indien

WELTREISE