2006/06/29

Hanoi (29.6.2006)


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Wie schon angedeutet, war unsere Reise von Phonsavan nach Hanoi nicht so einfach wie gehofft. An der vietnamesischen Grenze angekommen, was bereits eine mehrstündige Holperfahrt war, wurde schnell klar, dass der Grenzübergang zwar sozialistisch-pompös hochgezogen, aber wirklich SEHR unüblich war: kaum jemand benutzte ihn, schon gar keine Touristen. Da gerade der Zoll Mittag machte, saßen wir erstmal eineinhalb Stunden fest, bevor wir dann auseinander genommen wurden. "No, no drugs - An-Ti-Ba-By-Pills!...'). Als wir Klassenfeinde uns dann als doch nicht so feindlich bewiesen hatten, konnte uns der Zöllner aber dann auch schnell ein Taxi rufen (auf der anderen Seite gab es nicht mal einen Örtchen, von Hanoi-Bussen nicht zu träumen). Um den Preis nicht in die Höhe zu treiben, baten wir zunächst nur um ein Taxi zur nächsten Stadt. Außer Schmiergeld-Hörweite handelten wir mit dem Fahrer dann aber aus, uns noch erheblich weiter zu fahren. Hanoi wollte er beim besten Willen nicht (600km)... also blieb uns nur die nächst liegende Großstadt an der Küste: Vinh - der Ort um den wir eigentlich herum kommen wollten (macht von der Strecke her einfach keinen Sinn, aber es geht wohl nicht anders, in Vietnam geht offenbar alles über den Küstenhighway 1A). Im Endeffekt waren wir dann einfach nur teurer und später dann doch in Vinh und mussten zudem Israel um Geld anpumpen, da kollektiv alle vier ATMs in Vinh ihren Dienst verweigerten... Naja, immerhin putzte in der Nacht Portugal Holland aus dem Rennen - ein kleiner Tost.
Am nächsten Tag, ausgeschlafen (vietnamesische Hotels sind in der Regel sehr gut!), gefrühstückt (vietnamesischer Kaffee ist ebenfalls gut!) und mit frischem Geld auch ohne ATM (VISA macht das Leben leichter!) sah Vietnam schon wieder erheblich freundlicher aus. Wir vier nahmen einen Zug am späten Vormittag nach Hanoi. Sowohl in der Stadt als auch in der Bahn wurden wir mehrfach von Studentinnen angesprochen, die über die ungewohnten Touristen erfreut direkt mal ihr wenig Praxis-erprobtes Englisch austesten und ein wenig über unser Leben ("get information about your home country") erfahren wollten! Nach dem sie anfänglich vor Aufregung zitterten, beruhigten sie sich dann bald, als sie feststellten, dass wir nicht nur "friendly looking foreigners" waren, sondern uns auch wirklich gerne mit ihnen unterhielten. Das war teilweise sehr unterhaltsam: zum Beispiel erfuhren wir, warum sehr viele Frauen in Vietnam mit Atemmaske oder Gesichtstuch auf der Strasse zu sehen sind: weiße Haut ist ein must im Schönheitswettkampf und so wird versucht, jeden Anflug von Teint zu verhindern. Das zwar in ganz Indochina tendenziell auch so, aber nirgendwo ist es mir so stark aufgefallen, wie in Vietnam (zum Beispiel stürmen die Vietnamesen den Strand sobald Wolken aufziehen, kommt die Sonne raus, flüchten sie aus dem Wasser!!). Aber ihr könnt mir glauben, sie war noch erheblich perplexer, dass es bei uns anders ist! Erstaunlich auch für uns, das keine von den Studentinnen wusste, dass Deutschland auch mal geteilt war (?!). Umgekehrt hoffe ich, dass meine Leser aber Süd- und Nordvietnam Bescheid wissen und die Antwort auf meine Fragen, was sie von den Südvietnamesen und der dortigen Entwicklung (wirtschaftlicher Aufschwung trotz Repressionen durch den Norden) halten würden, einschätzen können: "in the north we have a saying: the south is economically blessed, the north ist politically blessed". Richtig gelernt, Genossin! ;) Ohje...
In Hanoi angekommen entschieden wir uns dafür, in der Altstadt, nördlich des Sees eine Unterkunft zu suchen. Nachdem ich vorher kein rechtes Bild von Hanoi hatte, wurde schnell klar: ist sehr schön und gemütlich! Der französische Kolonial-Charme und die Alleen voller Bäume setzen sich klar gegen die kommunistische Einheitsarchitektur durch. Auf den Strassen wird kreuz und quer gefahren (ich schätze auf einen Einwohner kommen etwa 3 Mopeds) - aber es ist alles noch leicht zu handhaben. Nachdem wir in einem kleinen französischen Cafe Zwischenposition bezogen hatten, checkten wir schließlich in einem relativ noblen Hotel ein, dass uns aber mit 10 Dollar pro Nacht noch an der Grenze des Machbaren erschien.
In den nächsten beiden Tagen erkundetem wir die Stadt, die One Pillar Pagode - beziehungsweise deren Nachbau. Die Franzosen haben das jahrhundertealte Original aus purer Missgunst beim erzwungenen Abzug aus Vietnam noch schnell am letzten Tag zerstört (merde!). Die Hauptattraktion Hanois, den einbalsamierten Ho Chi Minh ersparten wir uns... (der gute Mann wollte ausdrücklich niemals so zur Schau gestellt werden, Herrgott, wozu gibt es denn einen letzten Willen? ;)) Dagegen unterzog ich (liebe MPAA: Schande über mich, aber ich bin halt ein armer Filmfan im Banne der Versuchung...) die Piraterie-DVDs (nur 1 Dollar pro DVD!) einer genaueren Untersuchung. Ansonsten verbrachten wir einen Nachmittag in der Ruhe des "Tempel of Literature" (siehe Fotos).
Nachdem wir schnell herausgefunden hatten, dass Vietnam keineswegs teuerer ist als der Rest Südostasiens - nur eben kollektiver den Touristen ein falscher Preis genannt wird... (ca. 2,5- bis 5-mal mehr als normal und vor allem auch in gänzlich untouristischen Ort) entwickelten wir eine ausgeprägte Unlust dagegen, uns von den Vietnamesen abzocken zu lassen. In Thailand und Laos habe wie unser Geld lieber gelassen und zahlten auch gerne eine angemessenen West-Aufschlag... aber es ist einfach unverschämt, wenn jemand, der eh schon der 3fachen Preis im Guten bekommt, dann trotzdem das Wechselgeld nicht ausrücken will! Diesbezüglich hatten Hannah bei einem Cyclo-Fahrer und ich bei einem Baguette-Stand dezente Ausflipper. Sorry Leute, so echt nicht, jedenfalls nicht mit uns. Auch hatten wir in Hanoi unseren ersten Diebstahl-Versuch. Ein Mädel hinten auf einem Moped sitzend versucht Hannah die Umhängetasche abzunehmen, was in Hanoi und Saigon wohl häufiger vorkommt. Das ging aber ziemlich in die Hose: Hannah hielt fest und fast wäre unsere Trickdiebin herunter gefallen!
Trotzdem hatten wir ein gute Zeit in Hanoi und fühlten uns wohl. Nachdem uns alle Langzeit-Vietnam-Reisenden dringend zu einem Besuch in Sapa geraten hatten, entschlossen wir uns, vor der Reise nach Süden (und damit langsam nach Bangkok zurück) noch eine Zwischenstation in den Bergen einzulegen. Der zu diesem Zweck gebuchte "soft sleeper" erwiese sich als äußerst gemütlicher Schlafwagen (richtiges Bett, Klimaanlage...) - kein Vergleich zu den indischen Pritschen und den "Liege"sitzen in den Übernachtbussen.

Daniel

2006/06/25

Vietnam

Phonsavan (25.6.2006)


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Im Bus nach Phonsavan und damit schon auf halben Weg zu einem eher unüblichen Grenzübergang nach Vietnam lernten wir zwei Israelis kennen (was ist denn da das Femininum... Israelinnen?!)... wir konnten hervorragend über die WM fachsimpeln und zudem mit vereinigter deutsch-israelischer Bargaining-Power Preise aushandeln, die sogar Jehova zahlen würde! ;) (man möge mir die kleine Blasphemie verzeihen)
In Phonsavan angekommen zeigte sich recht schnell, dass erwartungsgemäß außer dem "Plain of Jars" nichts zu sehen sein würde: Die Stadt ist eine typisches Provinznest entlang der Fernstrasse. Der historische Stadtkern wurde durch das (damals übrigens offiziell nicht stattfindende) massive US-Bombardement im (eben nicht nur) Vietnam-Krieg zerstört. Die Bombenkrater sind noch en masse zu sehen. Ein Grund dafür, dass gerade hier soviel Bomben vielen, ist, dass sich die kommunistische Guerilla gerne in der Nähe der historischen Ausgrabungen aufhielt, um der Bombardierung zu entgehen... erfolglos.
Die Plain of Jars ist eine Ansammlung mehrerer tausend großer Steinkrüge unbekannten Ursprungs (siehe Fotos). Sie sind in mehreren Gruppen um Phonsavan herum verteilt. Das Alter dieser aus ganzen Steinen gehauenen Krüge wird auf 3000 Jahre geschätzt (ohne organische Substanzen ist die Zeitbestimmung wohl nicht so einfach)... Aber wer und für welchen Zweck sie erschaffen und dorthin gebracht wurden ist bis heute ein Rätsel.
Während unser Guide sie mit der beliebten laotischen Tradition der Gewinnung alkoholreicher Getränke in Verbindung brachte (naja...), waren unsere beiden Kunsthistoriker der Meinung, dass es sich bei den Ansammlungen von Krügen offensichtlich um Grabstätten handeln müsse - auch ohne Knochenfund. Aber wo sind die Überreste der Leichen? Wurden sie eingeäschert? Oder wie bei den Parsen den Vögeln zum Fraß vorgelegt? Welches Volk hat hier gelebt? Und wer hat dafür gesorgt, dass sie es nicht mehr tun? Fragen über Fragen und keine Antworten. Tja ja, wir wissen halt noch längst nicht alles (gell, Mathias?). 8) War auf jeden Fall alles sehr mysteriös.
Da es sowieso im Guide-Programm vorgesehen war, besuchten wir noch ein "old capital" und ein "original tribe village"... wer mich kennt, weiß ja ungefähr wie viel ich von solch organisierten Gruppenfahrten und "authentischen" Zwischenstopps halte. Leider kommt man in Phonsavan nicht um eine organisierte Tour herum, wenn man die Jars sehen will - Vorschrift ist Vorschrift. Wir leben ja immer noch im Sozialismus, da wird dieser fragwürdige westliche Individualismus nicht so gerne gesehen (da blickt ja kein Mensch mehr durch). ;)
Abends buchten wir noch den Lokalbus nach Vietnam, wobei wir uns gegen die Variante des laotischen Direktbusses nach Vinh entschieden und erstmal nur bis zur Grenze fuhren - wir wollten direkt nach Hanoi. Als ich Bedenken anmeldete, dass es möglicherweise aber einfach keinen Bus nach Hanoi gebe wurde basis-demokratisch überstimmt. Als Verfechter von Demokratie und Gleichberechtigung musste ich dass natürlich hinnehmen - wobei meine Erfahrung mich eigentlich lehrte, nicht unbedingt darauf zu vertrauen, dass da "wo ein Highway lang führt, gibt es auch eine Busverbindung" (Norah)... das kann ins Auge gehen (gell, Susi?). Aber gut: selbst wenn man irgendwo strandet, heißt das ja nicht, das man einen schlechten Tag haben muss - und selbst wenn: Deutschland hatte gerade Schweden fachgerecht eingetütet und damit war ich schon mal grundsätzlich gut gelaunt. Allerdings: Die Erfahrung behielt recht... ;)

Daniel

2006/06/22

Nong Khiaw (22.6.2006)


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Die Bootsfahrt nach Nong Khiaw war ein weiterer Höhepunkt in Laos: die Landschaft ist atemberaubend und die einzigen Menschen am Fluss sind die Goldwäscher, die im Sediment ihr Glück suchen. Vielleicht ist ja wirklich der Weg das Ziel: jedenfalls winkten uns Kinder wie Erwachsene freudestrahlend zu, als wir vorbeifuhren. Bei einigen Stromschnellen ist mir vollkommen unklar, wie es unser Bootsmann schaffte, uns dort heil durch zu bringen – aber trotz Kontaktes mit diversen Felsen klappte es irgendwie. Der Tag war sonnig und heiß (Überraschung!) und wir konnten es uns nicht verkneifen, auf halbe Strecke dann doch mal - Hannah zum Entsetzen unserer amerikanischen Mitreisenden und zur Annerkennung Colleens nackt - schwimmen zu gehen. Selbst die Gebirgsflüsse könnten aber noch etwas kälter sein für unseren Geschmack… erfrischend war’s aber auch so.
Unser Ziel war Nong Khiaw, ein Fischerdorf am oberen Flusslauf des Nam Ou. Kurz vor der Ankunft erwischte uns der Regen, so dass wir erstmal auf dem Boot festsaßen. Als wir uns dann auf die Suche machten, stellten sich die Unterkünfte dann als wirklich SEHR rustikal heraus. Selbst die Empfehlung des Lonely Planet hatte eher Zimmer im Stil „Besenkammer“ zu bieten. Wir fanden aber dann doch noch eine akzeptable Hütte, und nachdem Colleen sie etwas aufgezogen hatte („you are exactly like my daughter – mom, it smells funny“), gab sich Hannah auch mit dem etwas müffigen Geruch zufrieden. Dafür war das ganze mit herumlaufenden Hühnern auch wirklich glaubwürdig ländlich. Nachdem wir panikartig unser erstes Restaurant verlassen mussten …wir hatten gefragt, ob es möglich sei das Deutschland-Spiel bei WM zu gucken („yes, no problem“). Aber dann lief das parallele Polen-vs.-Costa-Rica-Spiel („same same!“ – ist doch Fußball)… fanden wir dann doch noch den richtigen Sender in einem Wohnzimmer-Restaurant bei einer laotischen Familie, die die allgemeine Begeisterung über den spätabendlichen Besuch zum Anlass für eine weitere Runde Frei-Schnaps (sehr beliebt!) nahmen. Und dann auch noch gewonnen, sehr gut.
Am nächsten Tag radelten wir zu dritt (ja Familie Rakete, wieder Fahrrad!) den ganzen Tag durch die umgebende Natur. Den Anfang machten Höhlen, in denen die laotischen Kommunisten zu Kriegszeit ihren Unterschlupf hatten. Danach besuchten wir noch zwei Dörfer (die Laoten, vor allem die Kinder freuen sich immer über Farang-Besuch). Trotz akuter Blutegel-Attacke auf den Reisfeldern ein sehr schöner Tag… Nur die Geschichte über die kleinen Mädchen, die aus Armut an Bordelle für vietnamesische Kundschaft verkauft werden, war eher beklemmend.
Am nächsten Tag fuhren wir per Sammeltaxi nach Luang Prabang zurück (damit hatten wir dann einen wirklichen Rundum-Einblick auf das Leben auf dem Land in Laos), wo wir unsere Visum für Vietnam in Empfang nehmen konnten und mit einem größeren Bus nach Phonsavan weiter fuhren.

Daniel

2006/06/20

Luang Prabang (20.6.2006)


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Originally uploaded by schlagwein.

In Luang Prabang angekommen wurden wir zunächst von den Comission Guys „bestürmt“… wobei dies nach Indien doch immer noch relativ dezent abläuft und man nur Fotos mit der Frage „excuse me, do you need a guesthouse?“ bekommt – kein Ärmelziehen ;). Wir entschieden uns, unsere Unterkunft aber dennoch mit noch mehr Ruhe auszusuchen, da sowohl wir, als auch Colleen geplant hatten, etwas länger zu bleiben. Hannah bewachte unser Gepäck in einem Café. Während Hannah die ersten Erfahrungen mit der anscheinend (uns nicht) bekannten laotischen Faulheit machte – drei Anläufe, um eine Flasche Wasser zu bekommen! – klapperten Colleen und ich etwa 10 Guesthouses ab. Die Empfehlungen der Reiseführer waren als eben solche erwartungsgemäß überteuert… wir fanden aber im Jaliyah Guesthouse, das einen wunderschönen Garten und gut ausgestatteten Zimmern für 5 bzw. 6 Dollar hatte eine Unterkunft zum Wohlfühlen für einen Budget-kompatiblen Preis.
Apropos Preise: diese werden in Laos, Vietnam und Kambodscha oft in Dollar angeben, besonders für Touristen, aber oft auch für die Einheimischen. Das geht soweit, dass etwa im größten Supermarkt in Phnom Penh (Hauptstadt von Kambodscha), die Preise nicht etwa in Riel (der Landeswährung), sondern ausschließlich in Dollar ausgedruckt sind. Die Wechselkurse stehen dabei auf der Straße per pi-mal-Daumen fest (in Laos 8000 Kip = 1$, in Vietnam 16000 Dong = 1$, in Kambodscha 4000 Riel = 1$) und man kann problemlos gemischt bezahlen und erhält gemischtes Wechselgeld. Nach anfänglich betontem Widerstand (“I don’t know Dollar, how much DONG?”) gaben wir dann schließlich nach und haben uns seither so sehr an das grüne Geld gewöhnt, dass wir zurück hier in Bangkok (wo ich gerade schreibe) dann schon umgekehrt wieder etwas erstaunt waren, als uns die Rezeption unseres Hotels milde lächelnd mitteilte, dass wir nicht in Dollar bezahlen könnten, sondern in Bath, das sei hier die Landeswährung. Die Dollar-Zone besteht also skurillerweise gerade aus den Ländern, auf die die Amerikaner über die Kriegsjahre hinweg - statistisch betrachtet – etwa 500kg Sprengstoff pro Einwohner abgeworfen haben! Aber Geld stinkt ja nicht – und so ist das offenbar schnell verziehen. Aber was ist denn alternativ mit unserem guten Euro? Nix geht, ich bin europäisch entrüstet!
Luang Prabang entzückt durch die einmalige Mischung aus Dschungel-Umgebung am Zusammenfluss zweier Flüsse, oft gut erhaltenen französischen Kolonialbauten und historischen buddhistische Tempelanlagen. Die ganze Stadt wurde von der UNSECO unter den Schutz eines „Weltkulturerbes“ gestellt. Hannah hüpfte vor Freude durch den Nieselregen und schoss ein Foto nach dem anderen (siehe Fotos… ;)). Der Nachtmarkt ist günstig, sowohl für die üblichen Touristenartikel von T-Shirt bis Opiumpfeife als auch für Lebensmittel (all-you-can-eat am Straßenstand für einen halben Dollar). Mit der Dollar-Zone kommt man gleichzeitig auch in die Baguette-Zone: an jeder Ecke stehen kleine Stände, an denen die Leute Baguette blanko oder mit Belag nach Wahl verkaufen. Danke, Frankreich.
Als einzigen Ausflug starteten wir an einem Tag per Boot zu den weiter Mekong-aufwärts gelegenen recht interessanten Höhlen und später zum Kuang-Si-Wasserfall, etwa 30 Kilometer südlich. Dieser stellt sicherlich eines der Highlights unserer Reise bisher überhaupt dar: Von der Regenzeit gut gefüllt prasselt ein Wasserfall in ein tiefes Becken, an das sich Dutzende verschachtelter natürlicher Becken anschließen, in deren türkisem Wasser man schwimmen kann. Das ganze ist so – fast schon irreal – schön (zumindest bei Sonnenschein, den wir zum Glück hatten), das man sich wie in einem Märchen fühlt. Unsere Begeisterung kannte kaum Grenzen und wir raten jedem: Auf keinen Fall verpassen!
Abends kurz vor dem Hotel holte uns dann doch die Regenzeit noch ein, nachdem sich das Wetter sonst ausgesprochen sonnig gezeigt hatte. Dafür goss es dann aber auch so sehr, dass wir trotz Kamikazespurtes vom Minibus-Taxi zum Hoteleingang (ca. 5m) komplett nass waren (inklusive aller Taschen). „You have waterfall right here!“ lachte unsere Guesthouse-Besitzerin – sehr richtig. Als wir dann in unseren Raum kamen und das Wasser schon kurz vor dem Laptop stand (das war KNAPP!) merkten wir dann schließlich, was den Unterschied zwischen einen „Niederschlag“ in unseren Breiten und einem gnadenlosen Tropenregen ausmacht. Raum gewechselt, Rechner trocken, alles gut – unsere Laune ungetrübt.
In Luang Prabang gibt es eine Reihe von schönen Cafés im Kolonialstil, in denen wir gerne schrieben und lasen - und so blieben wir so lange, wie unser nun etwas knapp gewordener Zeitplan erlaubte. Da wir zumindest noch ein wenig mehr von der Natur im Norden Laos sehen wollten, buchten wir schließlich ein Boot für eine Fahrt einen Seitenarm des Mekongs aufwärts…
Ach, Luang Prabang, seufz...

Daniel

2006/06/15

Mekong (15.6.2006)


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Auf der laotischen Seite der Grenze waren wir dann erstmal froh, dass wir das Ticket vorab organisiert hatten und ich Mathematik-Leistungskurs (Kopfrechnen!) hatte: die Bootsleute verlangten zuviel und das Wechselgeld der Wechselstube stimmte auch nicht. Wie bei allen Grenzen also: Vorsicht! Die Wechselstube hat mir zunächst 1.500.000 Kip (10 Euro) zuwenig zurückgegeben, was mir aber auffiel. Für Colleen, eine Australierin, die wir auf dem Boot kennen lernten und mit der wir später eine Weile zusammen weiterreisten stieg der Bootspreis plötzlich von 12$ auf 22$ an - was sie leider erst zu spät erfuhr.
Trotz dieses Einstiegs machte Laos von Anfang an einen sehr angenehmen Eindruck: Laos ist so gut wie nicht bevölkert (85 Prozent der Landesoberfläche sind ein intaktes Ökosystem ohne Wege und Felder) – und die paar Laoten (5 Millionen auf der Fläche Deutschlands) die es dann doch gibt, sind ausgesprochen freundlich. So hatten wir beim Obstaustausch (Chili-Green-Mango gegen Rambutan) mit den mitfahrenden Laoten auf der Fähre dann auch schon den Abzockversuch verziehen. Die traumhaft süßen Kinder taten ein Übriges…
Die Bootsfahrt von der thailändischen Grenze nach Luang Prabang dauert 2 Tage – mit dem so bezeichneten „Slow Boat“ (das ist jetzt nicht unbedingt der vermarktungstechnisch beste Name, aber ehrlich). Das „Speed Boat“ schafft es an einem Tag, ist aber viel zu schnell und ohrenbetäubend laut unterwegs. Wir brauchten mit dem Slow Boat eine zusätzliche Übernachtung in einem eher unspektakulären Dorf namens Pakbeng. Das Boot ist auf dieser Strecke keine Touristenattraktion: eine Strasse nach Luang Prabang existiert dort nicht. Okay: Man kann theoretisch Richtung Norden fahren (die Chinesen haben sich darum gekümmert, dass Nord-Süd-, sprich China-Thailand-Strassen gebaut wurden) und von dort nach Luang Prabang – aber wer sitzt schon lieber zwei Tage im Bus als im Boot?
Der Mekon führte mit Beginn des Monsuns wieder mehr Wasser, als wir auf ihm fuhren – war aber immer noch zu niedrig für chinesische Transportschiffe, so dass wir praktisch alleine unterwegs waren. Der Mekon ist nicht nur komplett gelb-rot, sondern es liegen auch Unmengen von Felsblöcken im Flusslauf. Das macht die Fahrt an einigen Stellen zu einem komplizierten Unterfangen – trotz der hier üblichen sehr schmalen (dafür langen) Bootsform. Unterwasserfelsen haben schon einer ganzen Reihe von unerfahrenen Speed-Boat-Kapitänen den Gar aus gemacht. Der Flusslauf ist wie eine Fahrt durch die Urzeit: von Menschen ist nichts zu sehen und die wenigen Orte, die es gibt, bestehen aus drei Bambushütten und einer Herde Wasserbüffel, die im Mekong baden. In Laos sieht man noch „Unterentwicklung“ im besseren Sinne: authentische Naturverbundenheit, nicht überbevölkerungsbedingtes Dahinvegetieren.
Der Mekong bietet neben den Wasserbüffeln aber auch den Lebensraum für den größten Süßwasserfisch überhaupt (der Giant Catfish), der in der Nähe unserer Anlegestelle bei Chiang Klong noch vorkommt. Er kommt in keinem anderen Fluss der Welt vor und wird wohl aussterben, da die Chinesen damit begonnen haben, die Felsen im Flusslauf zu sprengen, damit die Transportschiffe ganzjährig fahren können. Weiter südlich im Mekong an den „3000 Inseln“ nahe der kambodschanischen Grenze gibt es die nicht weniger bemerkenswerten weißen Süßwasser-Delphine.
Am Abend des zweiten Tages der anstrengenden Fahrt (Holzbänke, au) erreichten wir schließlich Luang Prabang, nach der Hauptstadt Vientiane die zweit bedeutendste Stadt im Norden von Laos. Auch hier gab es keine Uferpromenade oder ähnliches – und die uns als schön beschriebene Stadt Luang Prabang entpuppte sich als (wunderschönes!) Örtchen von knapp 25.000 Einwohnern. Das entspricht nach unserer Einschätzung nach etwa einem mittleren Wohnblock in Bombay.

Daniel

2006/06/13

Laos

Chiang Klong (13.6.2006)


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Von Chiang Mai aus fuhren wir etwa acht Stunden mit dem Lokalbus über Chiang Rai bis in den äußersten Norden nach Chiang Klong. Der Ort liegt direkt am Mekong und am Rande dessen, was als „Goldenes Dreieck“ zwischen Thailand, Myanmar und Laos bezeichnet wird. Allerdings ist dort nichts spezielles zu sehen – die Bezeichnung verdankt die Gegend dem Opiate-Schmuggel durch den Urwald im Grenzgebiet… verständlicherweise sind dabei keine Beobachter gewünscht. Vor allem asiatische Touristen lassen sich aber gerne zu einem Schild im Dschungel fahren auf dem „Golden Triangle“ stehen, mit dem man sich hervorragend fotografieren lassen kann. Wow!
Chiang Klong liegt in der tiefsten Provinz – aber die moderne thailändische Infrastruktur gibt es auch hier: obwohl wir mitten in der Nacht ankamen, konnten wir direkt beim lokalen Seven Eleven (24-Stunden-Shop-Kette) einkaufen. Ladenschluß ist eine unnötige Geißel der Menschheit. ;)
Eine Thai bot so dezente und freundlich ihr Guesthouse an, so dass wir uns entschieden, ausnahmsweise mal einen Blick zu risikieren. Eine gute Wahl, der Holzbungalow war sehr ordentlich und hatte ein kleine Holzterasse mit direktem Blick aufs andere Mekong-Ufer: Laos! Unsere Gastmutter war etwa in unserem Alter und hatte sich entschieden, ihre Diplom-Informatiker-Karriere in Bangkok abzubrechen und stattdessen lieber ihr Geld in ihrer alten Heimat mit uns Travellern zu verdienen. Ihr Freund war ein sehr netter Franzose (Franzöisch-Polynesien!), der sich wiederum offenbar dafür entschieden hatte, sein Leben lieber mit einer schönen Thai als mit… äh, was auch immer man in Französisch-Polynesien so machen kann… zu verbringen. Ein angenehmer Ort, schade dass wir am nächsten Tag schon weiter fahren mussten.

Daniel

2006/06/12

Chiang Mai (12.6.2006)


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Das Herz Thailands schlägt ja angeblich in Chiang Mai – und durch dieses Image ist es das Touristenziel im Norden Thailands. Im Gegensatz zu Ayuthaya und Sukothai, wo wir praktisch alleine waren, war entsprechend alles voller Farangs. Warum Thais und Touristen einen Chiang-Mai-Besuch als so obligatorisch betrachten leuchtet nicht unbedingt ein, gibt es doch außer dem großen, aber touristischen Nachtmarkt wenige Attraktionen in der Stadt. Der Nachtmarkt ist nicht schlecht, aber in einer Stunde hat man alles gesehen – und wenig davon ist auf Bangkoks Khao San Road nicht sowieso auch zu bekommen. Die Stadt ist süß, aber nicht die schönste Thailands. Man kann die Hill Tribes, die Berg-Urvölker besuchen – das macht aber besser von Mae Hon Son oder Nan aus, wenn man eine authentische Erfahrung sucht. Warum also jetzt genau nach Chiang Mai fahren? Wir wissen es auch nicht. Dennoch blieben wir über eine Woche – wie die meisten anderen auch. Irgendwie war es entspannt… ;)
Zunächst checkten wir im Royal Guesthouse ein. Das klingt jetzt bombastischer als es ist: die Räume waren eher etwas abgerockt und in dezenten Kotz-Grün-Tönen gehalten, und das Hotel lag mitten im Rotlichtviertel - aber die Räume waren „good value“, wie die Traveller sagen. Interessanterweise waren die Preise der Räume abhängig vom Stockwerk: im ersten Stock, der noch recht luxuriös dekoriert war, gab es Räume mit Klimaanlage und Badewanne, im nächsten Stock fiel die Badewanne weg, dann die Klimaanlage, ab dem vierten Stock bestand der Flur nur noch aus Linoleum und Neonlicht. Wir entschieden uns für ein Zimmer im fünften Stock: Unterschied zum vierten ist, dass man „no towel, no toilet paper“ hat, ab dem fünften Stock fällt dann das hot von der hot shower weg usw… Der Preis sinkt von Stockwerk zu Stockwerk um jeweils 1 EUR. Skurrile, aber ehrliche Preispolitik! Mit einem Swimming Pool und einem großen Fernseher im Restaurant, auf dem ich meine DVDs gucken konnte fühlten wir uns aber dort ziemlich wohl.
Den Sonntagsmarkt mochten wir beide gerne: er ist weniger touristisch und falls man sich müde gelaufen hat, kann man sich die Füße massieren lassen und dabei aus einem komfortablen Sessel das Treiben beobachten. Zudem gibt es einen Haufen von Essensständen, bei denen man sich zu Kleinstpreisen eindecken kann. In Chiang Mai scheint es eine kleine deutsche Enklave zu geben: es gibt ein „Haus München“, eine „Bierstube“ (mit „Leberwurstbrot“ als Spezialität des Tages) und sogar ein „Hofbräuhaus“. In letzterem gönnten wir uns original (!) Sauerbraten bzw. Rolladen und lernten auch prompt ein paar andere Deutsche kennen. Die beiden waren Ärzte (Professor und Sohn) und gerade aus Luang Prabang in Laos gekommen, wo die Universität Münster eine Kooperation hat. Am nächsten Tag luden uns die beiden (liebe Grüße!) zu einer „Safari Tour“ ein. In Erwartung, die lokale Tierwelt in den Bergen zu sehen fuhren wir vier los. Allerdings entpuppte sich die Safari Tour als Fahrt durch einen neu-eröffneten, schönen, aber konventionellen Zoo! Wir wurden also an weißen Tigern, Elefanten, Zebras und Giraffen vorbeigefahren. Die Tiere waren in Freigehegen gehalten, die ihnen teilweise ordentlichen Auslauf gewährten. Wir hatten auf jeden Fall einen unterhaltsamen Nachmittag!
Die Tage verflogen in Chiang Mai und wir verbrachten viele Abende vor Filmen („The Fog Of War“ ist sehr zu empfehlen!) oder Fernsehen (Eröffnung der Fußball-WM – Kloooose!). Eine Tag vor der geplanten Abfahrt entschieden wir uns beide dann doch noch, Anzüge schneidern zu lassen. Die Preise sind in Thailand zwar relativ höher als in Vietnam (Hoi An), dafür kann man sich auf professionelle Qualität verlassen. So lies ich mir einen Boss-Anzug (nach-)maßschneidern. Meine Mutter bot sich natürlich sofort an, meinen ersten (! – ja, trotz meiner Sakkosammlung besaß ich bisher keinen) Anzug zu übernehmen – was ich dankbar annahm (danke schön, Mama! ). Das Ergebnis seht ihr auf dem Titelfoto.
Shopping ist sowieso ganz groß in Chiang Mai (ich meine, nicht wie Bangkok, da kommt halt nichts ran…) Für Inga besorgte wir noch einige Masken, die sie sich gewünscht hatte. Nachdem ich alle üblichen Bargaining-Tricks „come on, ist your Kings 60th anniversary, we send all our friends to you, we are poor students with five children, sorry - I reeeeeally cannot pay more…” usw. blabla angewandt hatte, kamen wir dann zum Schluss noch auf einen halbwegs vernünftigen Preis. ;)
Eine kleinere unrühmliche Einlage in Chiang Mai war meine Mittelohrentzündung (vermutlich wegen nassen Haaren nach dem Swimming Pool in Verbindung mit Ventilator), die sich erst nach fünf Tagen und dem zweiten Antibiotikum legte – wer mich kennt, weiß, dass mir das wegen meines sowieso schon existierenden Ohrgeräuschs überhaupt nicht passt. Aber da war nichts mehr zu machen. Präventiv willigte ich ein, dass Hannah mir – zur Begeisterung der Thaimädels unseres Hotels – mir an einem der Filmabende im Hotel die Haare auf gut die halbe Länge schnitt (kurze Haare trocknen schneller).
Nachdem wir dann letztlich 10 Tage Chiang Mai ohne einmal Trekking, Rafting, Ridding, Mountainbiking oder sonst ein so sportliches Gerundium verbracht hatten, brachen wir mit dem Lokalbus Richtung Chiang Klong am Mekong und damit zu Grenze von Laos auf. „Bye Bye, Chiang Mai“ - wie ein Thai-Pop-Titel so schön sentimental sagt.

Daniel

2006/06/03

Sukothai (3.6.2006)


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Originally uploaded by schlagwein.

In Sukothai folgten wir zunächst der Masse der Traveller – zumindest laut Reiseführer, denn es war ja dank Nebensaison alles leer – und suchten uns eine Unterkunft in New Sukothai, wo es vor Guest Houses geradezu wimmelte. Zwar war unser Guest House Ban Thai günstig und sehr freundlich – dennoch wurde uns nicht klar, warum eigentlich alle dort absteigen, wo doch im 20 Kilometer entfernten Old Sukothai die eigentliche Attraktionen sind. So fuhren wir mit dem Songthaew („Zwei Reihen“ = Pick-Up-Sammeltaxi) nach Old Sukothai und quartierten uns im Old City Guesthouse ein, das sonst eher von thailändischen Wochenendausflüglern angesteuert wird. Eigentlich ein schönes Guesthouse – nur leider schafften sie es dort, unsere abgegebene Wäsche zu ruinieren, ärgerlich.
Sukothai hat wie Ayuthaya einen sehr sehenswerten Historical Parc, den wir per Fahrrad erkundeten (Fotos). Sukothai ist die ältere der beiden alten thailändischen Hauptstädte. Die Architektur ist teilweise den Khmer nahe, hat aber auch ganz eigene Elemente („Sukothai-Stil“). Hauptsehenswürdigkeit ist der große sitzende Buddha am Nordende der Stadt. In der Sukothai-Zeit wurde übrigens auch die verschnörkelte thailändische Schrift entwickelt.
Insgesamt ist der Sukothai Historical Parc mit seinen Tempeln und Wasserflächen ein schöner und ruhiger Ort – jedoch bleibt dennoch Ayuthaya unser Favorit, da dort alles noch etwas lebendiger, authentischer und abwechslungsreicher ist.
Von meinem Plan, noch den wohl großartigen, aber mitten im Wald liegenden Wasserfall bei Um Phang zu besuchen nahmen wir mit Blick auf den anstrengenden Weg (5 Stunden per Bus noch mal nach Mae Sot an die Grenze, dann 5 Stunden per Pick-Up nach Um Phang und dann 5 Stunden zu Fuß zum Wasserfall…) und dem doch schon fortgeschrittenen Datum Abstand. Stattdessen nahmen wir einen Bus nach Chiang Mai, dem Touristenziel überhaupt im Norden Thailands.
Erwähnenswert ist noch, dass zur Zeit unseres Besuchs der Monsun große Teile Nordthailands, insbesondere um Sukothai herum unter Wasser gesetzt hatte (Fotos). Auch die Straßen Sukothais standen unter Wasser – was aber kein Auto abhielt… fast alle schafften es auch durch die Fluten. Das eigentlich große Drama (rund 120000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen) spiegelte sich aber nicht unbedingt in der Stimmung der Thais wieder: die meisten paddelten gut gelaunt durch die Fluten oder versuchten ihr Glück als Fischer in dem Fluss, der sonst die Hauptstraße bildet. Für den gemeinen Thailänder scheint wie für den Kölner zu gelten: „et küt halt wie et küt“ (sometimes have, sometimes no have).

Daniel